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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten
Autoren: Dale Brown
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Prolog
ÜBER DEM PERSISCHEN GOLF VOR DER INSEL ABU MUSA
12. FEBRUAR 1997, 3.14 UHR ORTSZEIT
    Das iranische Radar erfaßte die Angreifer erstmals, als sie schon auf dreißig Kilometer an Abu Musa herangekommen waren; bis der Wachleiter der Radarstation dann Luftalarm auslöste, betrug die Entfernung nur noch fünfundzwanzig Kilometer. Da dies der Morgen des Revolutionstags war, hatte auf dem Luftwaffenstützpunkt der Revolutionswächter der Islamischen Republik Iran nur eine Rumpfbesatzung Dienst – die Reaktionszeit war deshalb sehr lang, und die Angreifer hatten sich auf Lenkwaffenreichweite genähert, bevor die Besatzungen der iranischen Abfangjäger F-5E Tiger II ihre Maschinen erreichen konnten. Der Befehl, die englischen Fla-Raketen Rapier und russischen Fla-Panzer ZSU-23/4 der Revolutionswächter einzusetzen, wurde viel zu spät gegeben.
    Vier Dreierformationen des von British Aerospace gebauten leichten Jagdbombers Hawk rasten im Tiefstflug heran, schossen lasergesteuerte Lenkwaffen Hellfire auf die sechs bekannten iranischen Fla-Stellungen und belegten den kleinen Inselflugplatz dann mit Brand- und Schüttbomben. Eine der Rapier-Stellungen schoß eine Rakete ab, die eine Hawk vernichtete, aber zwei Hawks, die als »Ausputzer« folgten, griffen die Stellung mit Schüttbomben an und erzielten eine sehr befriedigende Sekundärexplosion, als eine Rapier auf ihrer Abschußrampe detonierte. Weitere Schüttbomben zerstörten zwei startbereite F-5E und beschädigten einen Hangar, in dem eine weitere F-5E stand, den Kontrollturm und die Startbahn.
    Ein leerer benachbarter Hangar wurde nicht angegriffen.
    Der zweite Schlag folgte gleich darauf. Kampfhubschrauber SA-342 Gazelle und SA-332 Super Puma überflogen in vier Viererketten die Insel und schossen bis zu drei Kilometer entfernt lasergesteuerte Lenkwaffen Hellfire und drahtgesteuerte Abwurflenkwaffen AS-12 ab – weit außer Schußweile der wenigen Revolutionswächter, die mit Gewehren blindlings auf jedes Flugzeuggeräusch schossen, das sie hörten. Diese Angriffe erfolgten schnell und aus der Bewegung heraus – ohne Übergang in den Schwebeflug. Danach griffen zwei weitere Ketten an, bevor die ersten Ketten zurückkamen, mit dem Ziel, beim ersten Angriff verfehlte Ziele zu zerstören, bevor auch die zweiten Ketten erneut angriffen.
    Die Schläge erfolgten schnell und mit ungeheurer Präzision.
    Binnen weniger Minuten hatten die Angreifer ihre Ziele vernichtet: sechs Abschußrampen für iranische Lenkwaffen HY-2 Seidenraupe und vier für Marschflugkörper SS-22 Sunburn, mehrere Komplexe mit Fla-Raketen Rapier und einige Flakbatterien mit ihren Kommandogeräten und Munitionslagern. Alle wurden zerstört oder schwer beschädigt. Vor allem bei den Lenkwaffen Seidenraupe und Sunburn handelte es sich um gefährliche Langstreckenwaffen, die im Persischen Golf die größten Supertanker oder Frachter hätten versenken können.
    Gegen ihre Stationierung auf der Insel Abu Musa – dicht an vielbefahrenen internationalen Handelsrouten – hatten viele Staaten seit Jahren protestiert. Weitere Lenkwaffenangriffe hatten den kleinen Inselhafen größtenteils demoliert: die Schwerlastkräne, die Piers, die Meerwasser-Entsalzungsanlage und das Tanklager.
    Vor allem war jedoch das wichtigste, das eigentliche Ziel zerstört worden: zwei Abschußrampen für Boden-Boden-Lenkwaffen Rodong. Diese von Nordkorea, China und dem Iran gemeinsam entwickelte Langstreckenwaffe konnte eine Sprengladung, chemische oder biologische Kampfmittel oder sogar einen Atomsprengkopf tragen. Von der Insel Abu Musa aus konnte die Rodong Ziele wie Kuweit, Bahrain, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Ölfelder im Osten Saudi-Arabiens erreichen – etwa zwei Drittel aller Ölfelder der Golfregion.
    Die Hawk-, Gazelle- und Super-Puma-Besatzungen hatten fast hellseherisch präzise angegriffen. Ein kleines Kraftwerk, das Strom für Militäranlagen lieferte, wurde durch zwei Volltreffer zerstört, während ein identisches zweites Kraftwerk zur Versorgung der Unterkünfte unbeschädigt blieb. Ein Raketenbunker mit einer einsatzfähigen Seidenraupe wurde mit einer Hellfire beschossen, aber ein benachbarter leerer Bunker, der äußerlich nicht anders aussah, wurde nicht angegriffen. Obwohl Waffen, Ausrüstung, Gebäude und sonstige Anlagen im Wert von fast einer halben Milliarde Dollar zerstört oder beschädigt wurden, verloren von über zweitausend auf der Insel stationierten Soldaten nur fünf
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