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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor
Autoren: Charles Stross
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angeschlossen sind, wird mir ganz anders. »Dann wird
die Hölle los sein.«
    »Genau darauf baue ich.« Dieser Mistkerl lächelt doch
tatsächlich. Trotz der vielen fürchterlichen Dinge, die ich allein heute zu
Gesicht bekommen habe, hoffe ich, dass mir dieser spezielle Anblick in Zukunft
für immer erspart bleiben wird.
    »Und was ist mit mir?« Angleton wirft einen genervten
Blick auf den Beifahrersitz. Josephine dreht sich zu uns um und erwidert ihn,
ohne mit der Wimper zu zucken. Sie ist offensichtlich stinksauer und schafft es
nur mit Mühe, nicht auszurasten. »Ich bin Ihre Kontaktperson für North
Buckinghamshire«, sagt sie, »und es würde mich langsam wirklich interessieren,
mit wem ich hier eigentlich in Kontakt stehe! Besonders da Sie einige Leichen
vor meiner Haustür liegen gelassen haben, um die ich mich kümmern darf.
Und dieser Schwachkopf da –« Sie deutet mit dem Kinn in meine Richtung »– hat
mir zugesichert, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten würden.«
    Angleton braucht einen Moment, um sich zu sammeln.
»Ich bedaure, Madame, heute gibt es keine Antworten. Nur neue Fragen. Wenn Sie
Antworten wollen, würde ich Ihnen raten, sich den Aktenschrank dieses
Schwachkopfs vorzunehmen.« Ein hämisches Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.
»Möchten Sie helfen, eine Wiederholung solcher Geschehnisse, wie sie vorhin
stattgefunden haben, zu verhindern? Dann würde ich vorschlagen, Sie begleiten
den Schwachkopf und sorgen dafür, dass er nicht draufgeht.« Er streckt seine
Hand zu ihr nach vorn und lässt ein Stück Papier auf ihre Schulter fallen. »Sie
werden das hier benötigen.«
    Ein provisorischer Ausweis, nicht schlecht. Josephine murmelt etwas Unfeines über Angletons
tierische Vorfahren, und ich tue so, als ob ich nichts gehört hätte. Wir sind
nur noch etwa drei Minuten Fahrtzeit von der Wäscherei entfernt. Also
konzentriere ich mich lieber auf meine bevorstehende Aufgabe im Keller. Wo ist
noch mal das Büro des Hausmeisters? Und wie vermeide ich es am besten, im
Dunkeln über etwas zu stolpern?
     
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber kommen Sie in Ihrem
Job oft in Kontakt mit Leichen?«, erkundige ich mich bei Josephine.
    »Seitdem Sie heute Morgen auf der Schwelle standen, zu
oft.« Wir biegen um eine Ecke in eine kleine, von Backsteinmauern gesäumte
Gasse ein, die voller Mülleimer steht und nach Urin stinkt.    »Aber wenn Sie
schon fragen – ich bin Detective Inspector. Da bekommt man schon einiges an Grausamkeiten
geboten.«
    Etwas in ihrer Miene deutet darauf hin, dass ich mich
auf gefährlichem Terrain bewege, aber ich lasse nicht locker. »Wie dem auch
sei, das hier ist die Wäscherei. Es ist unsere Aufgabe, uns mit einer ganz
anderen Ebene von Grausamkeit auseinanderzusetzen, damit Leute wie Sie es nicht
mehr müssen.« Ich hole tief Luft. »Und bevor wir da jetzt reingehen, möchte ich
Sie warnen. Sie könnten den Eindruck bekommen, dass Jack the Ripper für uns
arbeitet und Dr. Mengele unser Amtsarzt ist.« Ihr Gesicht verliert plötzlich
deutlich sichtbar an Farbe, doch sonst zeigt sie keine Reaktion.
    »Und Sie sind die Guten?«
    »Manchmal bezweifle ich das«, seufze ich.
    »Dann bin ich damit wenigstens nicht alleine.« Irgendwie
habe ich das Gefühl, dass sie es schaffen könnte – vorausgesetzt, sie überlebt
die nächste Stunde.
    »Okay, genug geredet. Das hier ist der
Lieferanteneingang zu Gebäude eins der Zentrale. Sie haben auf dem Parkplatz
und in Site Able gesehen, was diese Typen mit den Kameras anrichten können.
Wenn mich nicht alles täuscht, erwartet uns hier ein ähnliches Schauspiel, wenn
nicht sogar Schlimmeres. Von hier aus führt eine sichere Leitung direkt zum
Hauptsitz der Metropolitan Police – einschließlich verschiedener
Stadtteil-Kontrollsysteme, wie zum Beispiel das für Camden Town. SCORPION STARE
ist zwar noch nicht auf nationaler Ebene einsatzbereit, aber –«
    »Wie zum Teufel lässt sich so etwas überhaupt
rechtfertigen?«, will sie erstaunt wissen.
    »Für derartige Informationen sind Sie leider nicht
autorisiert.« Erstaunlich, wie leicht einem dieser Satz über die Lippen geht.
»Außerdem würden Sie davon Alpträume bekommen. Aber wenn Sie schon den Teufel
erwähnen … Wie ich gerade sagte …« Ich halte inne. Zwischen uns und der Tür
befindet sich nur noch ein überfüllter Müllcontainer auf Rollen. »Unser Verrückter,
der die Angestellten von Dillinger Associates auf dem Gewissen hat und in
diesem Augenblick hier
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