Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
sie
hinter ihren Zombie-Bodyguards und schaut mich hochmütig und triumphierend an.
»Das Gegenteil ist der Fall. Du bist zu spät, aber das macht nichts mehr, weil
du sowieso keinen Job mehr hast, Robert. Die Anti-Beschwörungseinheit wurde
aufgelöst. Sobald wir die Kontrolle über die Todesblick-Technologie haben, wird
das alte Fossil Angleton nicht mehr benötigt. Aber du kommst gerade richtig, um
dein Büro zu räumen.« Sie setzt ein widerliches Grinsen auf. »Dummer kleiner
Junge. Ich bin mir sicher, dass sie irgendwo im Keller etwas Passendes für dich
finden werden.«
    »Du hast wohl mit unserem Freund McLuhan geredet?«,
frage ich verzweifelt. Ich muss sie irgendwie am Reden halten, denn ich will
unter keinen Umständen von den Nachtwächtern abgeführt werden. »Ist er oben?«
    »Denn sollte das der Fall sein, muss ich Sie davon in
Kenntnis setzen, dass ich ihn festnehmen werde. Wegen zwölffachen Mordes und
weiterer Mordversuche, falls Sie das nicht wissen sollten.« Fast hätte ich mich
umgedreht, kann mich aber gerade noch zurückhalten. Josephines Stimme klingt
zwar brüchig, aber sie strahlt immer noch Autorität aus. »Polizei.«
    »Falscher Zuständigkeitsbereich, meine Gute«,
entgegnet Harriet. »Ich befürchte, unser kleiner Wilder hier hat Ihnen bereits
zu viel erzählt. Das können wir leider nicht zulassen.« Sie schnippst mit den
Fingern. »Bringt die Frau weg und haltet den Mann fest.«
    »Halt –« Aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.
Mit abgehackten Bewegungen stolpern die Zombies auf uns zu, als plötzlich
rechts neben mir die Hölle losbricht. Josephine entleert ihr gesamtes Magazin
auf die Zombies, die sich zwar hervorragend als Nachtwächter eignen, aber nicht
kugelsicher sind – obwohl man verdammt viele Kugeln braucht, um sie außer Gefecht
zu setzen. Das Mündungsfeuer blendet mich, und bei jedem Schuss kommt es mir so
vor, als würde mir jemand mit der Schaufel einen Schlag auf den Kopf versetzen.
Fleischfetzen und Gedärme fliegen durch die Gegend, aber es fließt kaum Blut.
Und sie kommen weiterhin auf uns zu.
    »Viel Spaß wünsche ich euch beiden«, zischt Harriet
und schnippst mit den Fingern in Josephines Richtung. Die Zombies halten einen
Moment lang inne, ehe sie wieder auf uns zu wanken. Ihre Meisterin geht
währenddessen rückwärts zur Treppe in die erste Etage.
    »Schnell, in den Seitenkorridor!«, keuche ich und
zeige nach links.
    »Den – was?«
    »Beeilung!«
    Ich renne den Korridor entlang und ziehe Josephine am
Ärmel hinter mir her, bis ich merke, dass sie mir selbstständig folgt.
Verzweifelt halte ich meinen Ausweis hoch und brülle: »Sesam, öffne dich!« Die
Türen auf beiden Seiten des Gangs fliegen auf – inklusive der Besenschränke und
Wartungsräume. »Da rein!« Ich stürze in ein Zimmer, Josephine hinterher. Dann
zerre ich an der Tür. »Warum geht das Ding nicht zu – Sesam, schließe dich!« Sie fällt mit einem lauten Donnern ins Schloss. Draußen hört man, wie
knochige Fingerspitzen an der Tür kratzen.
    »Feuer?«, frage ich.
    »Nein, ich bin Nichtraucher. Aber warten Sie, ich habe
irgendwo eine Taschenlampe –«
    Das Kratzen wird heftiger. »Ich will ja nicht hetzen,
aber –« Und schon geht die Lampe an.
    Wir befinden uns in einem schmalen Schacht voller
Kabel, die alle in der Decke verschwinden. Josephine ist außer sich. »Sie sind
weitergelaufen! Ich habe auf sie geschossen und sie sind weitergelaufen!«
    »Regen Sie sich nicht auf. Die sind ferngesteuert.«
Jetzt ist wohl nicht der richtige Augenblick, ihr etwas von
Sechs-Nodus-Beschwörungspunkten oder der Vohlman-Übung zu erzählen, mit denen
man die Toten auferstehen lässt und in Bann hält. Im Augenblick ist nur
relevant, dass sie an die Tür klopfen und hereinwollen. Aber es gibt etwas noch
Interessanteres. »Da ist ein CAT-5-Kabel. Geben Sie mir mal die Taschenlampe?«
    »Jetzt ist wirklich nicht der Moment für Ihre Technikscheiße!«
    »Geben Sie mir die Taschenlampe! Ich erkläre es Ihnen
später, okay?« Harriet hat mich wirklich aus der Fassung gebracht. Es war ein
langer Tag, und außerdem habe ich mir geschworen, beim nächsten Vortrag über
meine Zeiteinteilung mal so richtig Dampf abzulassen.
    »Super.« Es ist in der Tat ein CAT-5-Kabel und daneben
verläuft ein noch interessanteres Exemplar, ein DS-3-Kabel. Ich zücke mein
Multitool und mache mich an den Verteiler. Die Zombies begnügen sich inzwischen
nicht mehr mit Kratzen, sondern fangen an, gegen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher