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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor
Autoren: Charles Stross
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mühsam. »Versuchen Sie, sich das für später
aufzuheben. Ich werde Ihnen alles erklären, sobald ich meine Verlobte angerufen
habe.«
    »Ich habe einen Mann und einen neun Jahre alten Sohn.
Haben Sie mal daran gedacht, als Sie mich in diesen verrückten Alptraum
hineingezogen haben? Entschuldigung, ich weiß, dass Sie es vermeiden wollten.
Es ist einfach … Zombies und Basilisken machen mich ziemlich nervös. Das geht
mir an die Nieren.«
    »Das kann ich sehr gut verstehen. Bemühen Sie sich
aber bitte, vor Angleton so gelassen zu sein wie möglich. Okay?«
    »Wer ist dieser Angleton eigentlich? Oder wer glaubt
er, dass er ist?«
    Ich bleibe vor der geschlossenen Tür stehen. »Selbst
wenn ich das wüsste, dürfte ich es Ihnen wahrscheinlich nicht sagen.« Ich
klopfe drei Mal.
    »Herein.« Andy öffnet uns die Tür. Angleton sitzt im
Direktorenstuhl und spielt mit einem Gegenstand auf dem gewaltigen
Eichenschreibtisch aus den Dreißigerjahren. (Hinter ihm an der Wand hängt eine
Karte, die zu einem Viertel rosa markiert ist.) »Ah, Mr. Howard, Detective
Inspector. Wie schön, dass Sie kommen konnten.«
    Ich sehe genauer hin. Womit spielt er da? Klick,
klack, klick, klack. »Ein Kugelstoßpendel. Willkommen zurück in den Siebzigern.«
    »Da haben Sie nicht ganz Unrecht.« Die Andeutung eines
Lächelns erhellt sein Gesicht. Die Kugeln, die Angleton aufeinanderprallen
lässt, sind nicht wie üblich aus poliertem Metall, sondern sie weisen eine
seltsame Struktur auf. Ein helles Braun auf der einen Seite, dunkel oder blond
und haarig auf der anderen. Und nicht ganz rund …
    Ich hole tief Luft. »Harriet wartete auf uns. Sie
meinte, wir wären zu spät. Die Anti-Beschwörungseinheit wäre bereits aufgelöst
worden.«
    Klick, klack.
    »Ja, was hätte sie denn sonst sagen sollen?«
    Klick, klack. Klick, klack. Schließlich halte ich es nicht mehr aus. »Ja, und?«,
will ich wissen.
    »Ein Mann namens Uljanow, den ich vor langer Zeit
kannte, sagte einmal etwas recht Tiefsinniges.« Angleton sieht aus wie eine
Katze, die gerade einen Vogel verspeist hat. Offensichtlich ist es wichtig,
dass ich das höre, was auch immer es ist. »Er meinte: Kaufe von deinen Feinden
den Strick, mit dem du sie später hängen wirst.«
    »Äh … War das nicht Lenin?«
    Er wirkt kurz irritiert. »Das war noch davor«, sagt er
bedrohlich leise. Klick, klack. Klick, klack. Erneut nimmt er einen Ball
und lässt ihn gegen die anderen prallen, und auf einmal fällt bei mir der
Groschen. Nun weiß ich, womit er da spielt, und mir wird schlecht. Vor weiteren
Attacken durch Bridget und Harriet – sowie Bridgets Vorgänger und den mysteriösen
McLuhan – bin ich nun endgültig sicher. (Bleiben nur noch meine Alpträume von
diesem Büro – Visionen meines eigenen geschrumpften Kopfes, wie er Managern als
Spielzeug dient. Klick, klack … ) »Bridget hatte diesen Coup schon lange
geplant, Robert. Sie fing mit ihren Vorbereitungen an, noch bevor Sie überhaupt
etwas von der Wäscherei wussten.« Er wirft Josephine einen langen, freundlich
abschätzenden Blick zu. »Sie zog Harriet auf ihre Seite. McLuhan war käuflich,
und für Voss genügten einige ihrer Maulkörbe. Nun hatte sie ihre Bande zusammen.
Ihr Ziel war es, mich als inkompetent und mögliches Sicherheitsrisiko
hinzustellen. Diese Informationen sollten dann an den Vorstand weitergeleitet
werden, und schon wäre ich aus dem Weg gewesen. So läuft das jedenfalls
normalerweise ab. Ich hatte eine Ahnung, dass etwas faul war, brauchte aber Beweise,
die Sie mir dann geliefert haben. Leider hatte Bridget noch nie gute Nerven.
Sobald sie herausfand, dass ich Bescheid wusste, befahl sie Voss, die Zeugen zu
beseitigen. McLuhan wurde hierher beordert und der Coup d’Etat nahm seinen
Lauf. Aber sie war voreilig und dumm. Sie hätte herausfinden sollen, wer mein
Vorgesetzter ist, ehe sie versuchte, mich loszuwerden.« Er deutet auf das
Schild vor ihm auf dem Schreibtisch. PRIVATSEKRETÄR. Geheimnisträger. Aber
wessen Geheimnisse?
    »Matrix-Management!« Langsam geht mir ein Licht auf.
»Die Wäscherei basiert auf Matrix-Management! Aber Bridget hat auf dem
Organisationsplan nur Ihren Eintrag als Leiter der Anti-Beschwörungseinheit
gesehen, und nicht den als Privatsekretär des …« Deshalb kann er also in der
Direktorensuite schalten und walten, wie es ihm gefällt!
    Josephine ist empört. »Und Sie nennen das hier eine
Regierungsbehörde?«
    »Im Parlament geschehen täglich wesentlich
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