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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Autoren: Peter F. Hamilton
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Meter durch die Luft geschleudert und landete auf dem Beton. Justines Schrei brach erstickt ab. Fast wäre sie aus dem Stuhl gefallen, als sich ihr Leib im Schock krümmte.
    Im Büro der Navy herrschte mit einem Mal hektisches Rufen und Schreien. Alic Hogan schluchzte fast vor Wut, als er seinen Beamten unten in der Halle den Befehl gab, die Verfolgung aufzunehmen. Er hatte die Fäuste geballt, bis die Knöchel weiß hervortraten, als könnte er jeden Moment die Bildschirme zerschmettern. Jedes Bild verwandelte sich in ein wirres, in Zeitraffer bewegtes undeutliches Schemen. Weitere Schüsse wurden abgefeuert. Panisches Geschrei erhob sich unter den Reisenden.
    »Bringen Sie mich nach unten zu Kazimir«, flüsterte Justine mit letzter Kraft.
    »Ma’am?«, fragte einer ihrer Leibwächter.
    »Ich möchte nach unten, auf der Stelle.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Ihr E-Butler meldete, dass eine einzelne Nachricht eingetroffen war; sie stammte von einer Einmal-Adresse. Der Autor wurde als Kazimir McFoster verifiziert. »Niemand rührt ihn an!«, brüllte sie unvermittelt, als sie auf die Füße sprang.
    Die Navy-Agenten an ihren Schreibtischen drehten überrascht die Köpfe und starrten sie an. »Sorgen Sie dafür, dass niemand ihn anfasst«, befahl sie den Beamten. »Ich möchte, dass er nicht angerührt wird!«
    Während sie aus dem Büro stürmte, befahl sie ihrem E-Butler, die Nachricht anzuzeigen. Sie enthielt den Unisphären-Adresskode und eine einzelne Textzeile.
    MEINE GELIEBTE JUSTINE, DU BIST DER EINZIGE MENSCH, DEN ICH JEMALS GELIEBT HABE. ICH DANKE DIR DAFÜR, DASS ES DICH GIBT. KAZIMIR.
    Der Leibwächter musste Justine festhalten, als ihr die Tränen in die Augen schossen.

    Sicherheitspersonal von CST bahnte eine Gasse für Justine durch die gedrängt stehende, verängstigte Menge in der Halle. Man hatte gebührenden Abstand von dem Leichnam gehalten, und Justine hatte einen langen, einsamen letzten Weg vor sich.
    Die letzten Schritte, als sie sah, wie schlimm er tatsächlich zugerichtet war, verlangten beinahe übermenschliche Anstrengung von ihr. Sie zwang sich weiterzugehen und sich zu bestrafen, denn sie wusste, dass sie viel, viel Schlimmeres verdient hatte.
    Es war Stück für Stück genauso, wie sie befürchtet hatte. Das viele Blut, die große Lache auf dem weißen Marmor. Der Gestank. Das Gesicht vollkommen intakt, mit einem Ausdruck darauf, als wären seine Gebete beantwortet worden.
    Justine kniete neben ihm nieder – auch wenn ihre Beine in Wirklichkeit nicht länger imstande waren, ihr Gewicht zu tragen. Das auf dem Marmor erkaltete Blut saugte sich in ihren kostspieligen Rock. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange mit den Fingerspitzen, voller Angst vor dem, was sie fühlen würde.
    Justine hatte zahllose Leichen gesehen im Verlauf ihrer vielen Leben, einschließlich der ihres eigenen Bruders. Doch Kazimir war ein Guardian of Selfhood. Er besaß kein Memorycell Insert. Sein Tod war endgültig und unwiderruflich. Justine hatte geglaubt, diese Barbarei bereits vor Jahrhunderten hinter sich gelassen zu haben.
    Später würde Wut in ihr aufsteigen. Nackte Wut. Und bittere, bittere Reue. Für den Augenblick jedoch war sie nur wie betäubt. Justine vermochte nicht zu begreifen, wie das hatte geschehen können, trotz all ihrer Macht und Autorität, trotz all ihrer eindeutigen Befehle und ihrer kaum verhüllten Drohungen, dass nichts, nichts und niemand Kazimir Schaden zufügen durfte.
    Hier lag er nun, Justines wunderbare, junge Liebe – tot. Für immer.
    Sie hörte Schritte hinter sich. Jemand kam zielstrebig in ihre Richtung. Es gab keinen Zweifel, um wen es sich handeln musste. Justine lächelte ein letztes Mal verloren auf Kazimir herab, dann erhob sie sich und wandte sich um.
    »Senatorin«, sagte Paula Myo. »Mein Beileid.«
    Justines Lächeln nahm einen grausamen Zug an, als sie auf die dunklen Blutflecken an ihrem Rock herunter sah. »Ich habe es ihnen gesagt. Ich habe es ganz deutlich und unüberhörbar gesagt. Ich habe der Navy gesagt, dass Kazimir unter keinen Umständen Schaden zugefügt werden dürfte.«
    »Das war nicht die Navy, Senatorin.«
    »Verstehen Sie, ich habe immer geglaubt, dass ich Recht hätte und dass Kazimir nur ein naiver Junge aus der Provinz gewesen ist mit nichts als Unsinn im Kopf. Ich war diejenige, die Recht haben musste, weil ich fast vierhundert Jahre alt bin, weil ich in Herrenhäusern und Schlössern lebe und weil ich genügend Geld habe, um seine
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