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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Autoren: Peter F. Hamilton
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kastanienbraunes Haar war vollkommen wirr. Sie hatte stark geweint – auf ihren Wangen zeigten sich verschmierte Tränenspuren. Nichtsdestotrotz war sie wunderbar anzusehen – vielleicht sogar noch mehr als für gewöhnlich: die klassische Jungfrau in Not. »Was?«
    Hoshe grinste melancholisch. »Schon gut. Sie wissen, warum diese Leute hier sind, oder?«
    Mellanie nickte und ließ den Kopf wieder sinken.
    »Das Penthouse gehört jetzt der Bank, Mellanie. Sie müssen sich eine andere Wohnung suchen.«
    »Das ist mein Zuhause«, heulte sie.
    »Es tut mir wirklich Leid. Möchten Sie, dass ich Sie nach Hause zu Ihren Eltern bringe?«
    »Ich wollte hier auf ihn warten. Und wenn er wieder zurück ist, wird alles wie früher.«
    Diese Worte entsetzten Hoshe mehr als alles andere, was er während der Ermittlungen zu diesem Fall erlebt hatte. »Mellanie … der Richter hat ihn zu hundertzwanzig Jahren verurteilt.«
    »Das ist mir egal. Ich warte auf ihn. Ich liebe ihn.«
    »Er hat Sie nicht verdient«, sagte Hoshe aufrichtig.
    Mellanie blickte erneut auf, und ihr Gesicht sah verwirrt aus, als wüsste sie nicht, mit wem sie redete.
    »Wenn Sie auf ihn warten wollen«, sagte Hoshe, »dann ist das Ihre Entscheidung, und ich respektiere sie, obwohl ich Ihnen diesen Gedanken liebend gerne ausreden würde. Wie dem auch sei, hier können Sie nicht auf ihn warten, wirklich nicht. Ich weiß, wie schrecklich es für Sie sein muss zuzusehen, wie die Bank hereinmarschiert und die gesamte Wohnung ausräumt; aber es hilft Ihnen auch nicht, einfach einen Bot zu zerstören. Dadurch werden Sie die Bank nicht los. Diese Idioten dort draußen machen nur ihre Arbeit. Sie zu ärgern, bedeutet, dass Leute wie ich auftauchen und ihnen die schmutzige Arbeit abnehmen müssen, weiter nichts.«
    »Sie sind ein sehr merkwürdiger Polizist«, sagte Mellanie leise. »Sie haben Mitgefühl. Nicht wie diese …« Sie biss sich auf die Lippen.
    »Paula Myo ist nicht mehr da. Sie hat den Planeten unmittelbar nach der Verhandlung verlassen. Sie werden Paula niemals wiedersehen.«
    »Gut!« Mellanies Blick fiel auf das Tranchiermesser. Sie streckte das Bein aus und schob es mit der Fußspitze weiter von sich weg. »Es … Es tut mir Leid«, sagte sie dümmlich. »Aber alles Schöne und Freundliche, das ich je im Leben gehabt habe, war genau hier in diesem Haus – und diese Leute platzen einfach herein und fangen an … Sie waren so gemein zu mir.«
    »Kleine Leute sind immer so, wenn sie einem gefallenen Großen an den Kragen können. Geht es wieder?«
    Sie schniefte laut. »Ja. Ich glaube schon. Es tut mir Leid, dass man Sie gerufen hat.«
    »Kein Problem, Mellanie, glauben Sie mir – jede Entschuldigung, den Schreibtisch zu verlassen, ist mir willkommen. Warum packen wir nicht gemeinsam einen Koffer für Sie, und ich bringe Sie nach Hause zu Ihren Eltern, ja? Was halten Sie davon?«
    »Ich kann nicht.« Mellanie starrte mit leeren Augen geradeaus. »Ich gehe nicht zu meinen Eltern zurück. Ich kann das einfach nicht. Bitte.«
    »Also schön, das geht schon in Ordnung. Was halten Sie dann von einem Hotel?«
    »Ich habe kein Geld«, flüsterte Mellanie. »Ich habe seit der Gerichtsverhandlung von dem gelebt, was im Kühlschrank und der Gefriertruhe eingelagert war. Jetzt ist fast alles aufgebraucht. Deswegen ist auch das Personal gegangen. Ich konnte es nicht mehr bezahlen. Mortys Firma will mir nicht helfen. Keiner der Direktoren will mich auch nur sehen. Gott! Diese Bastarde! Vorher sind sie um mich herum scharwenzelt, wissen Sie? Ich war bei ihnen zu Hause, habe mit ihren Kindern gespielt, war bei ihnen auf Partys. Waren Sie schon einmal reich, Detective?«
    »Nennen Sie mich ruhig Hoshe – und nein, ich war niemals reich.«
    »Die Reichen leben nicht nach den gleichen Regeln wie alle anderen. Sie tun, was immer sie wollen, einfach so. Ich fand das faszinierend. Es war so wundervoll, dazu zu gehören, keine Schranken zu kennen, so frei zu leben. Und jetzt … Sehen Sie mich an! Ich bin ein Nichts!«
    »Seien Sie nicht albern, Mellanie. Jemand wie Sie kann alles erreichen, was er sich als Ziel setzt. Sie sind einfach noch jung, das ist alles. So große Veränderungen machen Ihnen Angst, und das ist in Ihrem Alter durchaus verständlich. Sie werden es überstehen, glauben Sie mir. Wir alle überstehen es irgendwie.«
    »Sie sind so süß, Hoshe, aber ich verdiene das nicht.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. »Werden Sie mich jetzt
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