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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte ihm erzählt, wie es gewesen war, ihm die Faszination und Aufregung ihrer Liebesaffäre beschrieben, die Feindseligkeit ihrer Eltern, die Partys, das luxuriöse, hedonistische Leben, die Mitglieder der High Society von Oaktier, mit denen sie freimütig verkehrt hatte, und dann die schreckliche Gerichtsverhandlung mit ihrem grauenvollen und falschen Urteil. Rishon hatte alles aufgezeichnet und damit begonnen, es in ein spektakuläres Drehbuch für ein achtteiliges Drama umzuarbeiten, das sich über Tage hinziehen würde. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte er es verkauft.
    Gegenüber dem Eingang von Wayside Productions gab es einen winzigen Empfangsschalter – Wandpaneele aus Komposit und eine Decke mit ein paar alten Sofas in der künstlich geschaffenen Nische mit abgegriffenen Chromlehnen und verschrammten Beinen. Eine junge Frau saß auf einem davon und kaute emsig auf einem Kaugummi, während sie einen Paperscreen studierte. Sie trug einen extrem kurzen Lederrock und eine weiße Bluse mit tiefem Ausschnitt zwischen zwei massiven Brüsten. Ihr Make-up war grauenhaft: dickes Maskara wie die Ringe um die Augen von Pandabären und Lippen, die lavendelfarben leuchteten, und viel zu kräftiges weißblondes Haar, das in Locken wie überdrehte Federspiralen über ihre Schultern hing. Sie hob den Kopf und lächelte Melanie breit an. »Oh, hallo … Du bist sicher Mellanie. Ich kenne dich von der Gerichtsverhandlung.« Ihre Stimme klang hoch und schrill. Irgendwie hatte Mellanie auch nichts anderes erwartet.
    »Das bin ich.«
    »Ich bin Tiger Pansy. Jaycee hat gesagt, dass ich mich um dich kümmern soll. Er hat gesagt, ich soll dich direkt zum Set rüberbringen.« Tiger Pansy stand auf. Sie war ein paar Zentimeter größer als Mellanie – allerdings nur, weil ihre Füße in fünfzehn Zentimeter hohen silbern glitzernden Stilettos steckten.
    »Tiger Pansy?« Mellanie musste sich beherrschen, um nicht lauthals aufzulachen.
    »Sicher, Honey. Gefällt dir mein Name? Ich hab ihn mir gerade erst zugelegt. Mein Agent wollte eigentlich lieber Slippy Trixie, aber das hat mir nicht gefallen.«
    »Tiger Pansy ist viel besser, ehrlich.«
    »Danke. Du siehst klasse aus, weißt du das? Echt jung, so süß und alles. Sie werden dich draußen in der Cybersphäre lieben.«
    »Äh, danke.« Mellanie eilte hinter Tiger Pansy her.
    Das Studio war tatsächlich ein altes Lagerhaus. Wayside Productions hatte es in mehrere Hallen unterteilt, um die verschiedenen Sets voneinander zu trennen. Dazwischen verliefen Korridore mit hohen Wänden aus Komposit und ohne Decken. Das Dach bestand aus Metallträgern mit einem alten Sonnenkollektordach, das bei jeder leichten Windbö klapperte. Menschen eilten durch die Korridore. Mellanie musste sich mehrmals flach an die Wand drücken, als ein paar Bühnenhelfer mit großen Hologrammportalen an ihr vorbei wollten. Sie bedachten Mellanie mit lüsternen Blicken und grinsten sie unverhohlen an. Mellanie ignorierte sie, während sie Tiger Pansy folgte. Die neuen OCTattoos juckten sie am ganzen Leib. Es hatte drei Tage gedauert, sie anzubringen, so ausgedehnt waren sie, und es fiel Mellanie höllisch schwer, sich nicht zu kratzen. Sie wusste, wenn sie es dennoch tat, würde ihre Haut überall rot und fleckig werden – und das war ein Ding der Unmöglichkeit für eine Schauspielerin, insbesondere dann, wenn die Aufzeichnungen das gesamte Sensorium umfassten. Sie wusste, dass die anderen Schauspieler am Set sie skeptisch beobachten und an ihren Fähigkeiten zweifeln würden – Mellanie würde hart arbeiten müssen, um jeden zu beeindrucken.
    Sie kamen an einer Doppeltür vorbei, hinter der eine ganze Truppe von Schauspielerinnen in Schulmädchenuniformen herumalberten. Trotz zellularem Reprofiling sahen einige von ihnen aus, als wären sie weit über dreißig. Mellanie musterte sie misstrauisch. Das waren doch sicher keine …
    »Da wären wir«, sagte Tiger Pansy schließlich mit einem Anflug von Stolz in der Stimme und blieb stehen. »Dieses Set kostet eine Menge Geld. Du bist eine ganz große Nummer, wusstest du das?« Sie deutete auf eine Polyphoto-Notiz neben der Tür, auf der in leuchtenden Buchstaben zu lesen stand: Mörderische Verführung. »Guter Name, wie?«
    »Ja.«
    Tiger Pansy öffnete die Tür und trat ein. Das Set zeigte Mortons Penthouse. Beinahe. Es war in zwei Teile geteilt, mit dem Wohnzimmer auf der einen Seite. Den meisten Platz nahm die Sitzecke ein, mit breiten Sofas, die
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