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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum
Autoren: Fredric Brown
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1. Kapitel
     
    Keith Winton war außer Atem, als der Satz Tennis zu Ende war, aber er war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte jahrelang nicht mehr gespielt, und Tennis ist entschieden ein Sport für junge Leute. Nicht, daß er sich mit einunddreißig Jahren bereits für alt gehalten hätte, aber wenn man nicht in der Übung bleibt, hat man dann schon Schwierigkeiten, und Keith hatte sich ziemlich ausgegeben, um den Satz zu gewinnen.
    Er tat jetzt noch ein übriges, indem er über das Netz sprang und auf seine Partnerin zuging. Obgleich er ein wenig keuchte, brachte er es fertig, ein Grinsen aufzustecken.
    „Noch einen Satz? Haben Sie Zeit?“
    Betty Hadley schüttelte den blonden Kopf. „Fürchte nein, Keith. Ich hätte nicht so lange bleiben können, aber Mr. Borden versprach, daß sein Chauffeur mich nach Greeneville zum Flughafen fahren und mich dort in das Flugzeug setzen würde. Ist es nicht wunderbar, für einen Mann wie ihn zu arbeiten?“
    „Uh-huh“, machte Keith, der nicht im geringsten an Mr. Borden dachte. „Müssen Sie wirklich zurück?“
    „Unbedingt. Es handelt sich um ein Alumnenbankett meiner eigenen Alma mater. Außerdem muß ich eine Rede halten und ihnen erläutern, wie man ein Magazin mit Liebesgeschichten herausgibt.“
    „Ich könnte ja mitkommen“, schlug Keith vor, „und sie darüber aufklären, wie ein Science Fiction-Magazin herausgegeben wird. Oder auch ein Gruselmagazin – ich machte Bloodcurdling Tales, ehe Borden mich mit Surprising Stories betraute. Damals litt ich noch unter Alpträumen. Vielleicht würden die Ihre Mitzöglinge interessieren?“
    Betty Hadley lachte. „Schon möglich, Keith, aber es handelt sich um ein reines Damenkränzchen. Und jetzt sehen Sie nicht so betrübt drein – wir treffen uns ja morgen im Büro. Schließlich stehen wir nicht vor dem Anbruch des Jüngsten Tages.“
    „Hm – nein“, gab Keith zu. In gewisser Hinsicht hatte er unrecht, aber das wußte er nicht.
    Er paßte sich ihrem Schritt an, während sie vom Tennisplatz zu dem großen Haus hinübergingen, das die Sommervilla L. A. Bordens, des Verlegers der Borden-Magazine, darstellte.
    „Eigentlich sollten Sie schon hierbleiben, um sich das Feuerwerk nicht entgehen zu lassen“, meinte er.
    „Feuerwerk? Oh, Sie meinen die Mondrakete. Wird man etwas sehen können, Keith?“
    „Sie hoffen es. Haben Sie viel darüber gelesen?“
    „Nicht gerade. Ich weiß, daß die Rakete eine Entladung wie die eines Blitzes verursachen soll, wenn sie auf der Mondoberfläche aufschlägt. Man hofft, daß jeder, der den Mond beobachtet, den Blitz mit bloßem Auge ausmachen kann. Die Rakete soll um viertel zehn landen, nicht wahr?“
    „Sechzehn Minuten nach neun. Ich werde mir das Schauspiel auf alle Fälle ansehen. Wenn Sie Gelegenheit dazu haben, beobachten Sie den dunklen Teil zwischen den Hörnern des Halbmondes. Dort wird die Rakete auftreffen, und wenn Sie ohne Teleskop hinaufschauen, werden Sie einen schwachen kleinen Blitz erkennen, wie wenn jemand einen Häuserblock weiter ein Streichholz anzündet. Sie müssen genau hinsehen.“
    „Die Rakete soll keine Explosivstoffe enthalten, Keith. Wodurch wird der Blitz dann verursacht?“
    „Elektrische Entladung in einer Größenordnung, wie sie noch nie erprobt wurde. Die Rakete enthält eine neuartige Apparatur, die von einem gewissen Professor Burton ausgearbeitet wurde und den Rückstoß der Akzeleration in potentielle elektrische Energie umwandelt – also in statische Elektrizität. Die Rakete selbst ähnelt einer ungeheuren Leidener Flasche, und weil sie durch das Vakuum des Raumes fliegt, kann die Elektrizität sich nicht entladen, ehe sie auftrifft. Eine Explosivladung wäre zwar einfacher gewesen, aber man erhält auf diese Weise einen helleren Blitz, als ihn selbst ein Atomsprengkopf liefern könnte. Überdies hofft man, einiges über die genaue Zusammensetzung der Mondoberfläche in Erfahrung zu bringen, indem man durch jedes große Teleskop auf der Nachtseite der Erde Spektroskope auf den Blitz –“
    Sie waren vor dem Seiteneingang des Hauses angekommen, und Betty Hadley unterbrach ihn, indem sie die Hand auf seinen Arm legte. „Es tut mir leid, Keith, aber ich muß mich beeilen, sonst verpasse ich das Flugzeug. Wiedersehen!“
    Sie streckte die Hand aus, aber Keith Winton zog sie an den Schultern zu sich heran und küßte sie. Eine atemlose Sekunde lang preßten sich ihre Lippen gegen die seinen, dann machte sie sich
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