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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum
Autoren: Fredric Brown
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Gedächtnisschwund? War er hierher gegangen, ohne sich dessen bewußt zu werden? Es schien unmöglich.
    Ungewiß, was er unternehmen sollte, überquerte er die Straße und war gerade in ihrer Mitte angelangt, als er das Geräusch eines näherkommenden Wagens hörte. Es tauchte auf, als er sich auf der andern Straßenseite befand – ein altes Ford-T-Modell, was ein gutes Omen bedeutete. Keith war in seinen Collegetagen ab und zu per Anhalter gereist, und er wußte, daß die Chance, mitgenommen zu werden, proportional zum Alter und der Abgenutztheit des Wagens anstieg.
    Und über die Abgenutztheit dieses Fahrzeugs konnte es keinen Zweifel geben. Der Ford schien die Steigung, die er gerade überwunden hatte, kaum zu verkraften; er spuckte und ratterte, um Geschwindigkeit zu gewinnen. Keith wartete, bis er nahe genug war, trat dann vor und winkte. Das Auto kam neben ihm zum Halten.
    Der Mann am Steuer lehnte sich herüber und drehte das Fenster herunter – ohne besonderen Grund, denn Glas befand sich sowieso nicht mehr darin. „Wollen Sie mitfahren, Mister?“ fragte er.
    ,Er sah fast zu sehr wie ein Farmer aus, um einer zu sein’, dachte Keith. Sogar der lange, gelbe Strohhalm fehlte nicht, an dem er kaute, und die verblichenen blauen Overalls schienen sich seinen blassen blauen Augen anpassen zu wollen.
    Keith setzte einen Fuß auf das Trittbrett und steckte den Kopf durch das offene Fenster in den Wagen, um sich durch den Lärm des Motors verständlich zu machen. „Fürchte, ich habe mich verirrt“, rief er. „Wissen Sie, wo sich das Gut von L. A. Borden befindet?“
    Der Farmer bugsierte den Strohhalm in den andern Mundwinkel und dachte angestrengt nach.
    „Nein“, sagte er schließlich. „Nie davon gehört. Hat keine Farm an der Straße; vielleicht drüben auf dem Gipfel. Ich kenne nicht alle Höfe dort.“
    „Es ist keine Farm“, erläuterte Keith, „sondern ein großes Landgut. Er ist Verleger. Wohin führt diese Straße? Nach Greeneville?“
    „Ja. Liegt in der Richtung, in der ich fahre – so um die zehn Meilen bis hin. In der andern Richtung trifft die Straße bei Carteret auf die Albany Highway. Wollen Sie nach Greeneville mitfahren? Schätze, Sie können dort erfahren, wo Borden wohnt.“
    „Sicher“, entgegnete Keith. „Vielen Dank.“ Er stieg ein.
    Der Farmer griff ernsthaft herüber und kurbelte das glaslose Fenster wieder herauf. „Klappert“, erklärte er, „wenn ich es offen lasse.“
    Er trat auf den Kupplungshebel, dann auf das Gaspedal, und der Wagen setzte sich schnaufend in Bewegung und begann dann zu rattern wie Hagel auf einem Schieferdach. Wenn das Auto überhaupt so weit kam, würde es für die zehn Meilen mit Höchstgeschwindigkeit wenigstens eine halbe Stunde brauchen.
    Der alte Wagen ratterte auf der langen, geraden Straße entlang. Keith war seinem Wohltäter dankbar, daß er keinen Wert auf ein Gespräch zu legen schien. Wie sollte er Borden sein plötzliches Verschwinden erklären? Und weshalb hatte der Farmer noch nie von ihm gehört, wenn er sonst jeden an der Straße kannte? Keith versank in grübelndes Nachdenken.
    Als sie die ersten Häuser einer Stadt erreichten, blickte er erneut auf die Armbanduhr und stellte fest, daß es jetzt fünf Minuten nach halb acht war. Einige Minuten später waren sie im Geschäftsviertel Greenevilles angelangt. Der Fahrer lenkte den Wagen an den Bürgersteig und hielt, während er meinte: „Dies ist etwa die Stadtmitte, Mister. Schätze, Sie können sich Ihren Mann aus dem Telefonbuch heraussuchen. Auf der andern Seite befindet sich ein Taxistand. Dürfte Sie ein hübsches Sümmchen kosten, aber Sie werden hinbefördert, wo Sie wollen.“
    „Nochmals vielen Dank“, erwiderte Keith. „Darf ich Sie zu einem Drink einladen, bevor ich telefoniere?“
    „Nein, danke. Muß schnell zurück; Mary wird bald fohlen, und ich möchte meinen Bruder dabeihaben. Er ist Veterinär.“
    Keith dankte ihm erneut und betrat den Drugstore an der Ecke. Er ging zu der Telefonzelle im Hintergrund und schlug das Telefonbuch auf, das mit einer Kette an einer Zellenwand befestigt war. Er überflog die B’s, bis zu dem Namen –
    Es war kein Borden aufgeführt.
    Keith runzelte die Stirn. Bordens Nummer war in Greeneville registriert. Er hatte ihn einige Male von New York aus angerufen und war seiner Sache völlig sicher. Einem plötzlichen Verdacht nachgebend, klappte er das Buch zu und betrachtete den Deckel. Die Überschrift lautete Greeneville, N. Y.
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