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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum
Autoren: Fredric Brown
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intelligent dreinblickender Bursche von sechzehn oder siebzehn Jahren. Sein Grinsen wirkte anziehend, und vielleicht würde er persönlich genauso scheu sein, wie sein Brief frech erschien.
    Schließlich, warum sollte er das Bild nicht bringen? Er vermerkte „Halbspaltig, Doppelberg“ auf der Rückseite und versah den Brief mit einem kurzen, passenden Kommentar für die Leserecke. Als er die Seite aus der Maschine zog, seufzte er zum dritten Male und griff dann zum nächsten Brief.
    Um sechs machte er Schluß, duschte sich und zog sich um. Bis zum Abendessen blieb ihm noch eine halbe Stunde Zeit. Er ging die Treppe hinunter und zu der Verandatür hinaus, die in den Garten führte. Die Dämmerung brach gerade herein, und am klaren Himmel war der Neumond deutlich sichtbar. Das versprach gute Sicht, wenn der Blitz auf dem Mond aufzuckte.
    Er setzte sich auf eine Bank und dachte an Betty Hadley, während er tief die frische Landluft und den Blumenduft einatmete. Der Gedanke an sie machte ihn glücklich – oder vielleicht besser glücklich-schmerzlich –, und als er auf seine Armbanduhr blickte, stellte er fest, daß es in einigen Minuten zum Essen läuten würde. Es war eine ermunternde Feststellung, denn – verliebt oder nicht – er verspürte Hunger.
    Dieses Gefühl erinnerte ihn völlig grundlos an Claude Hooper, der die meisten Titelbilder für Surprising Stories zeichnete. Er fragte sich, ob er dabei bleiben sollte. Hooper war ein netter Bursche und verstand sein Handwerk einigermaßen; er konnte Mädchen zeichnen, die einem den Mund wässerig machten, aber er brachte eben keine Monstrositäten zustande, die grauenhaft genug wirkten. Vielleicht hatte er zuviel Alpträume oder führte ein zu glückliches Leben, oder woran immer es liegen mochte. Die meisten der Fans waren mit ihm zufrieden. Wie Joe Doppelberg. Was dachte Joe Doppelberg eigentlich über –
    Die Mondrakete, die zur Erde zurückfiel, stürzte schneller als der Schall, und so kam es, daß Keith sie weder hörte noch sah, obschon sie kaum zwei Meter von ihm entfernt aufschlug.
    Ein Blitz zuckte auf.

 
2. Kapitel
     
    Kein Gefühl der Transition, einer Veränderung oder Bewegung, eines Zeitabschnittes, der verstrich, stellte sich ein. Vielmehr schien zugleich mit dem Aufleuchten des Blitzes jemand die Bank unter ihm weggezogen zu haben. Da er sich an sie gelehnt hatte, fiel er nach hinten, lag dann flach auf dem Rücken und starrte in den Abendhimmel.
    Und der Anblick, der sich ihm jetzt bot, war das Erstaunlichste. Nicht nur, daß die Bank einfach verschwunden war – sie hatte auch unter einem Baum gestanden; jetzt aber befand sich kein Baum zwischen ihm und der verwischten blauen Dämmerung.
    Er hob zunächst den Kopf und setzte sich dann auf, zu erschüttert – nicht physisch, sondern psychisch –, um aufzustehen. Er saß in der Mitte eines Hofes auf dem Rasen. Als er den Kopf umwandte, sah er hinter sich ein Haus. Es war nicht im entferntesten so groß oder schön wie das Bordens, und es wirkte unbewohnt, denn in keinem Fenster war ein Licht zu erblicken. Einige Sekunden starrte er das an, was Bordens Haus hätte sein sollen, es aber nicht war, und wandte sich dann zur anderen Seite. Der Rasen, auf dem er saß, war von einer Hecke begrenzt; auf der andern Seite waren zwei Reihen von Pappeln sichtbar – wie zu beiden Seiten einer Straße. Nirgends aber vermochte er einen Ahornbaum – er hatte unter einem gesessen – oder auch nur den Splitter einer Bank auszumachen.
    Er schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben und erhob sich vorsichtig. Als er sich vergewissern wollte, ob seine Armbanduhr noch lief, stellte er fest, daß es drei Minuten vor sieben war – und das war unmöglich. Es war drei Minuten vor sieben gewesen, als er auf der Bank saß, und wo er auch sein mochte, er konnte nicht in Null Komma nichts dorthin gekommen sein.
    Eine Pforte in der Hecke führte auf eine asphaltierte Autostraße mit drei Bahnen. Kein Wagen befand sich in Sichtweite.
    Als er die Pforte schloß, blickte er auf das Haus zurück und sah ein Schild an einer der Verandasäulen, das er zuvor nicht bemerkt hatte. Es lautete: „Zu verkaufen. R. Blaisdell, Greeneville, N.Y.“
    Dann mußte er sich immer noch in der Nähe von Bordens Besitz befinden, denn Greeneville lag nicht weit von seinem Haus entfernt. Aber das war ja selbstverständlich; weit konnte er auf keinen Fall gekommen sein. Wieder schüttelte er den Kopf. Litt er an
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