Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
jeder hatte Zugriff auf die Cybersphäre.
    Das Array verschwand in der Seitentasche. Dann setzte Mellanie sich auf die Bettkante, um ihre Sportschuhe zuzuschnüren.
    »Ich werde Ihren Account reaktivieren lassen«, sagte Hoshe. »Daten und Nachrichten, für einen Monat. Keine Unterhaltungsströme. Es kostet nicht mehr als ein paar Dollar.«
    Mellanie blickte ihn neugierig an. »Möchten Sie mit mir schlafen, Hoshe?«
    »Nein! Ah, ich meine, dass ist nicht der Grund … Ich will nicht … Darum geht es nicht.«
    »Die Leute wollen alle mit mir schlafen. Ich weiß es. Ich bin schön, und ich bin eine junge Firstliferin. Und ich liebe den Sex. Morty war ein sehr erfahrener Lehrer; er hat mich zu Experimenten ermutigt. Was ich mit meinem Körper tun kann, ist nichts, weswegen man sich schämen müsste, Hoshe. Vergnügen ist niemals eine Sünde. Und ich hätte nichts dagegen, wenn Sie sich mit mir vergnügen.«
    Hoshe wusste, dass er knallrot anlief. Mellanie so klinisch darüber sprechen zu hören, war so peinlich wie der Versuch seines Vaters, ihm zu erklären, was die Bienen mit den Blumen machten. »Ich bin verheiratet, danke sehr«, brachte er stockend hervor. Lahmer ging es kaum.
    »Ich verstehe das nicht. Wenn Sie keinen Sex mit mir haben wollen, warum tun Sie dann all das für mich?«
    »Er hat zwei Menschen getötet und zwei Leben ruiniert«, antwortete Hoshe leise. »Ich möchte nicht, dass er noch ein drittes Opfer findet. Weiter nichts.«
    Mellanie nahm eine Bürste von der Kommode und begann, damit ihr Haar zu ordnen. »Morty hat niemanden umgebracht. Sie und Paula Myo haben sich geirrt.«
    »Das denke ich nicht.«
    »Die Verbrecherbande hat ihr Gedächtnis analysiert und herausgefunden, welche Sachen ihr gehört haben. Entweder das, oder sie wurde gefoltert. Morty war es jedenfalls nicht.«
    Im Bericht des Pathologen waren keine Spuren von Folter erwähnt; sie hat kurz zuvor gebadet, und ihr Memorycell Insert ist zerstört worden , dachte Hoshe, sagte es aber nicht. »Wir sind uns also einig, dass wir uns in dieser Frage nicht einig sind.«
    »Sie sind viel zu nett für einen Polizisten, wissen Sie das?«
    Hoshe wartete, bis Mellanie sich frisch gemacht und fertig gepackt hatte; dann brachte er sie zu der Pension. Er zahlte für eine Woche im Voraus; anschließend fuhr er davon, nachdem es ihm gelungen war, Mellanies Versuch zu entgehen, ihn zum Abschied zu küssen. Er war nicht sicher, ob er stark genug gewesen wäre, ihr auch noch nach direktem körperlichen Kontakt zu widerstehen.

    Fünf Tage später brachte ein Taxi Mellanie zu einem großen, lagerhausartigen Komplex im Thurnby Distrikt von Darklake City, einem alten, heruntergekommenen Industriegebiet. Alle Grundstücke waren von hohen Zäunen umgeben, und die Hälfte der Fabriken und Lager waren stillgelegt. Abfall sammelte sich an den Maschendrahtzäunen und bildete kleine Wanderdünen aus Papier und Plastik. Maklerschilder an zahlreichen Gebäuden verkündeten, dass sie zu vermieten oder verkaufen seien. Die einspurige Gleisanlage entlang der Hauptstraße war von Unkraut überwuchert und die Schienen rostig.
    Mellanie schaute sich nervös um. Nicht, dass es irgendwo eine Stelle gegeben hätte, wo Schläger ihr hätten auflauern können. Ein rotes Schild neben der Tür des Gebäudes trug die Aufschrift: Wayside Productions. Mellanie atmete tief durch und betrat das Gebäude.
    Hoshe Finn hatte sein Wort gehalten und ihren Cybersphären-Account reaktiviert. Die Anzahl der nicht-kommerziellen Nachrichten in der Datenbank ihres E-Butlers betrug mehr als siebzigtausend. Mellanie löschte alle und wechselte den Kode ihres persönlichen Interfaces. Dann rief sie Rishon an, einen Reporter, den sie aus ihrer Zeit mit Morton kannte. Er war sehr erfreut gewesen, von ihr zu hören, und hatte augenblicklich ein Treffen arrangiert. Ihre Story sei enorm wertvoll, versicherte er Mellanie, und die Menschen überall im Commonwealth würden das Drama verfolgen. Das war der Augenblick gewesen, als sie ihm ihre wirklich großartige Idee unterbreitet hatte, selbst ihre Rolle zu spielen. Zu ihrer Überraschung hatte Rishon höchst erfreut auf diesen Vorschlag reagiert und gemeint, damit würde sie noch mehr Geld machen.
    Zwei Tage lang hatte Mellanie mit ihm zusammengesessen und ihm ihr Herz ausgeschüttet, ihm alles über jene goldenen Tage erzählt von dem Augenblick an, wo sie Morton bei einem Galadiner für Sponsoren ihrer Schwimmmannschaft kennen gelernt hatte. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher