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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love
Autoren: Kathryn Taylor
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weit, und natürlich sind unsere Koffer noch nicht da, als wir kommen. Das Rollband steht noch, während darüber die Anzeige mit unserer Flugnummer blinkt.
    Siedend heiß fällt mir ein, dass ich die Zeit nutzen muss, um mich frisch zu machen und umzuziehen, deshalb laufe ich in die nächstgelegene Damentoilette und betrachte mich kritisch im Spiegel. Das habe ich während des Fluges auch mehrfach gemacht, und das Ergebnis ist immer noch das gleiche: soweit alles okay.
    Schnell schlüpfe ich in eine der Kabinen, ziehe die Jeans aus, die ich bis jetzt anhatte, und tausche sie gegen den engen schwarzen Rock und eine Seidenstrumpfhose, die ich die ganze Zeit in meiner Handtasche hatte. Das Gleiche passiert mit dem grünen Poloshirt, das ich durch eine schwarze Bluse ersetze. Mein einziges farbliches Zugeständnis ist ein buntes Seidentuch, das zum Rotton meiner Haare passt. Schnell stopfe ich die alten Sachen zurück in meine Tasche, die so groß ist, dass vermutlich mein halber Kleiderschrank reingepasst hätte und die aus genau dem Grund meine treue Begleiterin ist, und trete zurück vor den Spiegel. Perfekt. Meine Mutter würde es zu dunkel finden – sie möchte immer, dass ich etwas »Freundliches« anziehe –, aber mir gefällt es so. Mit den roten Haaren bin ich schon bunt genug. Noch mehr auffallen muss ich definitiv nicht.
    Apropos Rotschopf: meine Haare wellen sich nicht mehr ganz so perfekt über meine Schultern wie vor dem Abflug, aber mit ein bisschen Zurechtzupfen kriege ich das schnell wieder hin – es lebe der Schaumfestiger! Und auch mein Make-up, ohnehin nur dünn aufgetragen, lässt sich schnell auffrischen, ein bisschen Puder, Wimperntusche und Lipgloss – fertig.
    Meine grünen Augen blicken mich müde an, die Nacht war kurz, und langsam merke ich es. Aber was soll’s, ich bin jung, und den Schlafmangel nehme ich gerne in Kauf für die zweihundert Dollar, die ich durch das billigere Flugticket gespart habe.
    Neben mir im Spiegel taucht plötzlich Elizabeth Armstrong auf und löst die Frau ab, die bis eben neben mir gestanden hat. Erstaunt, aber erfreut blicke ich mich zu ihr um.
    »Na, Liebes, noch ein paar letzte Schönheitskorrekturen? Dabei haben Sie das im Gegensatz zu mir doch noch gar nicht nötig.« Sie zwinkert mir zu, dann gähnt sie herzhaft und lässt sich kaltes Wasser über die Hände laufen.
    Wusste ich es doch – sie ist müde, und ich bin schuld, weil ich sie nicht habe schlafen lassen. Trotzdem lächelt sie, während wir uns beide die Hände waschen, und ich muss es einfach erwidern.
    Sie erinnert mich ein bisschen an meine Großmutter Rose zu Hause in Lester, Illinois – dem kleinen Städtchen, in dem ich aufgewachsen bin. Grandma sieht zwar ganz anders aus, sie hat ihr Leben lang draußen gearbeitet und ist mit der zarten Elizabeth in keiner Weise zu vergleichen, aber sie besitzt auch diesen verschmitzten Humor.
    »Ich muss ja gut aussehen, wenn ich mich gleich vorstelle«, erkläre ich unnötigerweise. Denn meine Mitreisende wird sich das gedacht haben, nachdem ich ihr während der letzten Stunden gefühlte dreihundertsiebzig Mal erklärt habe, wie wichtig mir das Praktikum ist, das ich gleich antreten werde. Sie nickt nur.
    »Vielleicht holt Sie ja doch noch jemand ab«, sagt sie und geht zu dem Trockenautomaten hinüber, um sich von dem Turbogebläse das Wasser von den Händen pusten zu lassen. Das Summen ist so laut, das ich fast das Klingeln meines Handys überhöre. Ich habe es schon beim Verlassen des Flugzeugs wieder angestellt – nur für den Fall, dass man mir von Huntington Ventures irgendwelche wichtigen Nachrichten hinterlassen hat. Aber damit habe ich meine Bedeutung für die Firma offensichtlich überschätzt, denn die Einzige, die mir eine SMS geschickt hat, ist meine Schwester. Und sie ist auch jetzt diejenige, die mich sprechen möchte, das erkenne ich auf dem Display. Hastig wische ich mir die Finger an meinem Rock ab und nehme den Anruf entgegen.
    »Hey, Gracie! Bist du gut gelandet?«
    Es tut so gut, Hopes vertraute Stimme zu hören, dass ich kurz schlucken muss.
    »Ja, gerade eben. Jetzt warte ich auf meinen Koffer. Moment mal.«
    Ich drücke das Handy gegen meine Brust und verabschiede mich von Elizabeth, die mir den Oberarm tätschelt und mir viel Glück wünscht, bevor sie einen Lippenstift aus ihrer Handtasche holt und sich vorbeugt, um ihn zu erneuern. Im Spiegel zwinkert sie mir noch einmal zu, und ich hebe die Hand, bevor ich die Tür aufstoße
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