Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love
Autoren: Kathryn Taylor
Vom Netzwerk:
sage ich und bleibe stehen. Das ist doch nur logisch, das muss er doch einsehen. Er hat irgendetwas unglaublich Wichtiges mit diesem Japaner zu besprechen, jedenfalls gehe ich davon aus, denn sonst wäre der ja kaum extra aus Tokio gekommen, und dabei störe ich bloß. Außerdem – dieser Befehlston gefällt mir nicht. Und ich will auch nicht, dass mir jemand einfach mein Gepäck wegnimmt. »Bitte, könnten Sie dem Mann – könnten Sie Ihrem Assistenten sagen, dass er mir meinen Koffer wiedergeben soll? Ich muss wirklich zur U-Bahn, sonst komme ich zu spät.«
    Seine Mundwinkel heben sich, weil ihn das offenbar amüsiert, und ich sehe wieder die kleine fehlende Zahnecke. Wieso ist das bei anderen ein Schönheitsfehler und bei ihm etwas, dass ich unglaublich attraktiv finde? Mein Atem stockt schon wieder.
    »Zu spät zu dem Termin mit mir?«, fragt er, und es klingt eindeutig spöttisch. Das gibt mir wieder Luft. Ich recke das Kinn.
    »Nein. Zu spät zu dem Termin bei Ihrer Firma.« Sein Lächeln macht mich plötzlich wütend. Jetzt funktioniert meine Atmung wieder einwandfrei. »Ich denke nicht, dass es sinnvoll wäre, wenn ich Sie noch weiter störe. Sie haben einen wichtigen Termin, und ich würde mich sehr unwohl fühlen, wenn ich Ihnen nach dem Missverständnis eben noch weiter zur Last falle.« Mir fällt wieder ein, dass es eigentlich ziemlich nett von ihm war, mich nicht auflaufen zu lassen. »Danke übrigens.«
    »Danke wofür?«
    Oh nein. Grace, verdammt, denk doch einmal richtig nach, bevor du was sagst. »Sie wissen schon. Sie hätten gerade auch – nicht so freundlich sein können.«
    »Und warum lehnen Sie dann ab, wenn ich Ihnen freundlich anbiete, Sie mitzunehmen?«
    »Ich …« Will er mich verwirren? Wenn ja, dann ist ihm das ganz hervorragend gelungen. »Ich will doch nur nicht zu spät kommen«, sage ich fast verzweifelt.
    »Dann begleiten Sie mich. Mit dem Wagen sind Sie schneller da als mit der U-Bahn.«
    Ich sträube mich immer noch, auch wenn ich seiner großen, warmen Hand in meinem Rücken keinen echten Widerstand entgegenzusetzen habe und weiterlaufe. »Aber Ihr Freund, ich meine, Ihr Geschäftspartner. Sie haben sicher etwas zu besprechen.«
    »Er hat nichts dagegen, dass Sie mitfahren, glauben Sie mir.« Die Art, wie er das sagt, irritiert mich. Er klingt sarkastisch, und es schwingt etwas in seiner Stimme mit, dass mir einen Schauer über den Rücken jagt. Aber ich bin viel zu durcheinander, um weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment haben wir die anderen Männer wieder erreicht.
    »Miss Lawson begleitet uns«, erklärt Jonathan Huntington, als wäre das nicht ohnehin offensichtlich, wenn er mich wieder anschleppt und sein riesiger Assistent meinen Koffer zieht. Er klingt zufrieden. Kein Wunder. Wahrscheinlich kriegt er immer, was er will.
    Die Japaner nicken auf diese asiatische Art, ein bisschen abgehackt irgendwie, während mich Steven und der Braunhaarige nur mit neugierigem, aber sehr distanziertem Interesse betrachten, etwa so, wie man auf ein Unfallgeschehen sieht, an dem man vorbeifährt. Aber das bin ich ja wohl auch – ein unvorhergesehener Unfall.
    Schweigend setzen wir uns alle in Bewegung.
    Jonathan Huntington und der große Japaner gehen hinter mir, und ich habe das Gefühl, als könnte ich seine Blicke im Rücken fühlen. Die beiden unterhalten sich leise – auf Japanisch. Vielleicht ist es deshalb kein Problem, dass sie mich mitnehmen – ich verstehe ja sowieso nichts.
    Für einen Moment werde ich unsicher. Bin ich eigentlich total wahnsinnig, dass ich überhaupt darüber nachgedacht habe, dieses Angebot nicht anzunehmen? Ich meine, Jonathan Huntington ist für die nächsten drei Monate mein Boss – und ich habe nichts Besseres zu tun, als mich ihm zuerst aufzudrängen und mich dann zu zieren, als würde er irgendetwas von mir wollen? Komm wieder auf den Teppich, Grace, ermahne ich mich. Du hattest gerade mehr Glück als Verstand. Mach endlich das Beste draus.
    Im Auto – einer ziemlich langen Limousine mit zwei sich gegenüberliegenden, lederbezogenen Sitzbänken im hinteren Bereich – kommen meine Zweifel zurück, und ich bin wieder sicher, dass es ein großer Fehler war, nicht doch die U-Bahn zu nehmen.
    Ich sitze in Fahrtrichtung, auf einer Bank mit Jonathan Huntington und dem braunhaarigen Mann, während sich der Ober-Japaner die gegenüberliegende mit einem seiner Assistenten teilt. Der andere hat sich vorn neben den riesigen Steven gesetzt, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher