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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel. Quer durch Mexiko.

    Nach langer, recht stürmischer Seefahrt hatten wir uns in Acapulco, der bekannten Hafenstadt an der Westküste Mexikos, neu eingekleidet. Wir waren gerade in die trockene Jahreszeit gekommen, die von Oktober bis Mai herrscht. Wohl wußten wir, daß es im Innern auf dem Hochplateau nicht die tropische Temperatur der Küstenstriche gab, aber auch dieses Klima bedingte immerhin schon leichte Kleidung.
    Natürlich fiel Pongo durch seine riesige Gestalt wieder auf, wenn auch das Völkergewirr am Hafen einen äußerst bunten Eindruck bot. Indianer, Mestizen, Mulatten, Sambos, Kreolen, Weiße, alles drängte und stieß auf dem Kai und in den Straßen herum, handelnd, feilschend und schreiend.
    Ich war froh, als wir endlich in einem Laden neue Kleidung gekauft hatten und die Eisenbahn bestiegen, die um über das hohe Plateau von Anahuac zur Hauptstadt Mexico führen sollte.
    Wir Weiße fielen nächst Pongo auch auf, aber ziemlich unangenehm. Es war wieder einmal eine der bekannten Revolutionen ausgebrochen, die ja in diesem Land so häufig sind, wie für andere Länder der Wechsel der Jahreszeiten, Und die jetzige Regierung schien gegen jeden Fremden feindlich gesinnt zu sein.
    Wir waren nun ausgerechnet mit einem amerikanischen Dampfer von San Francisco heruntergekommen, nachdem wir dort unsere selbstgestellte Aufgabe gelöst hatten. Aber unsere Abenteuer schienen aus einer Kette zu bestehen, in der sich ein Glied zwangsläufig ans andere schloß. Anstatt nach Indien zurückzufahren, hatten wir wieder eine neue Aufgabe übernommen, nämlich ein junges amerikanisches Ehepaar nebst kleiner Tochter aus den Händen Aufständischer zu befreien.
    James Patterson, der Sohn des Bürgermeisters von San Francisco, war als Attache bei der amerikanischen Gesandtschaft in Mexico gewesen, beim Aufstand aber gefangen genommen worden, während es dem Gesandten selbst gelungen war, zu entfliehen. Und jetzt sollten wir dem schwergeprüften Vater helfen.
    Wir hatten gern zugesagt, denn dadurch hatten wir ja Gelegenheit, wieder ein neues Land kennen zu lernen. Und mochte es auch toll und wirr dort zugehen, uns machte das gar nichts aus, im Gegenteil, dann fühlten wir uns erst recht wohl.
    Die ersten hundert Kilometer der Fahrt verliefen sehr eintönig. Ein Genuß für uns waren die schönen Früchte, wie Bananen, Apfelsinen und süße Citronen, die wir auf den kleinen Stationen für wenig Geld erhielten. Endlich gelangten wir nach Chilpancingo und hier sollte unser erstes Abenteuer schon beginnen.
    Der Zug setzte sich nach längerem Aufenthalt soeben wieder in Bewegung, als sich plötzlich auf dem Bahnsteig ein Tumult erhob. Wir standen gerade auf der Plattform des letzten Wagens und sahen einen jungen, reichgekleideten Weißen heranstürmen, der den Zug noch erreichen wollte, während ihn einige zerlumpte Mestizen unter gellendem Geschrei zurückhalten wollten.
    Aber der junge Mann schleuderte seine Angreifer kräftig zur Seite, setzte in mächtigen Sprüngen hinter dem Zug her und erreichte auch den letzten Wagen. Offenbar hatte er aber nicht mehr die Kraft, sich hinaufzuschwingen, weshalb Rolf sich kurz entschlossen hinabbeugte und den Erschöpften mit kräftigem Ruck auf die Plattform beförderte.
    Zog das schon ein wütendes Geschrei der ganzen Menge nach sich, so erhöhte sich noch die Volkswut, als es einigen Mestizen gelang, unseren Wagen auch noch zu erreichen, Pongo sie aber wie leichte Bündel lachend hinabschleuderte.
    Ich war ganz zufrieden, daß der Zug jetzt eine höhere Geschwindigkeit annahm, denn unter Umständen hätten wir den Wütenden leicht zum Opfer fallen können.
    Wir wandten uns jetzt, nachdem jede Gefahr vorüber war, an den jungen Mann. Er war offenbar ein reinblütiger Spanier, ein sogenannter „Chpeton", das heißt ein Eingewanderter, im Gegensatz zum Kreolen, dem im Lande Geborenen.
    Er hatte ein offenes, sehr sympathisches Gesicht, und als er sich von seiner Atemlosigkeit etwas erholt hatte, zeigte er uns in frohem Lachen zwei Reihen prächtiger Zähne.
    »Ich danke Ihnen, Sennores," sagte er mit angenehmer Stimme, „Sie haben mich aus einer sehr unangenehmen Situation befreit. Diese Mestizen können mich nicht leiden, weil ich ihrer Partei bei den letzten Wahlen schweren Schaden zugefügt habe. Gestatten Sie, mein Name ist Juan de Lorences."
    Wir nannten unsere Namen, stellten auch Pongo vor, und ich bemerkte zu meiner Freude, daß der Spanier gar keine Verwunderung zeigte,
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