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2494 - Retroversion

2494 - Retroversion

Titel: 2494 - Retroversion
Autoren: Arndt Ellmer
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Ein eisiger Hauch streicht über sein Gesicht. Er richtet sich ruckartig im Bett auf. Das Licht seiner Kabine geht nicht an, der Bewegungsmelder versagt. Er will dem Servo eine Anweisung zurufen, aber sein Hals ist wie ausgedörrt. Kein Laut kommt über seine Lippen.
    Hastig klettert er aus dem Bett, tastet mit erwachenden Sinnen in seine Umgebung. Da ist nichts. Er hat es sich nur eingebildet. Er will sich wieder hinlegen, aber da kehrt der eisige Hauch zurück. Instinktiv spürt er, dass er nicht allein in seiner Kabine ist.
    Eine mentale Woge brandet mit einem Mal über ihn hinweg. Er will sich bewegen, aber es geht nicht. Mit einem letzten Impuls, zu dem sein Gehirn noch fähig ist, lässt er sich zur Seite fallen. Er fällt auf die Hand, die den Signalgeber berührt. Augenblicke später gellt ein schriller, mentaler Schrei durch sein Bewusstsein. Er spürt, wie seine Gedanken versiegen. Aber die Ohnmacht bleibt aus.
    Es ist sein eigener Schrei, mit dem er aus seinem Traum hochfährt ...
    Gleißende Protuberanzen schossen aus der Oberfläche des gelben Sterns. Wie Feuerwerk stiegen sie an der Korridorwandung empor, zogen ihre Bahn über die Wölbung der Decke und versanken auf der anderen Seite in der Unendlichkeit.
    Der Stern Rendezvous-Gamma war in der JULES VERNE allgegenwärtig.
    Seine Oberfläche loderte in den Hologrammen und auf den Monitoren, er begleitete Perry Rhodan sogar als Wandprojektion auf seinem Weg von der Hauptleitzentrale der JV-1 hinüber nach CHEOS-TAI.
    Der Terraner beachtete das eingefangene Naturschauspiel kaum. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Frauen und Männer der Besatzung, die seinen Weg kreuzten. Sie ließen ihm am Antigrav den Vortritt, und sie warteten unten an der Schleuse auf ihn. Im Vorbeigehen schüttelte er Hände, erhielt aufmunternde Worte mit auf den Weg. Die meisten aber blieben stumm.
    In ihren Gesichtern entdeckte er ein und dieselbe unausgesprochene Frage: »Schaffen wir es noch?«
    Er nickte ihnen zu, bemerkte die aufkeimende Zuversicht in ihren Mienen und spürte auch ein wenig Erleichterung in sich selbst.
    Ein paar Gesichter kannte er, Largo Fantain etwa, den Kristallfachmann, der inzwischen zu den Spezialistenteams für Metaläufer-Technik gehörte.
    »Hallo, Largo!«
    »Hallo, Perry!«, klang es schüchtern zurück.
    Schon war er weiter, sah andere Gesichter, hörte leise gemurmelte Worte, die an ihm vorbeizogen wie vom Wind zerrissen.
    Ja, wir schaffen es!, dachte Rhodan. Mit hoch motivierten Frauen und Männern wie diesen finden wir GLOIN TRAITOR wieder, die verschwundene Nadel des Chaos.
    Nur wenige Tage blieben, ehe ... Er wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende führen.
    Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte, bestieg die bereitgestellte Schwebeplattform und ließ sich von ihr zwischen den Landestützen der JV-2 hindurch zur Hangarschleuse tragen.
    Die Zeit lief ihnen davon. Keiner wusste das so gut wie er. Deshalb beeilte er sich auf seinem Weg in den kleinen Hangar von CHEOS-TAI, in dem der Nukleus ruhte.
    Überall sahen sie ihm zu, das wusste er. Die Bordsender übertrugen seinen Schwebeflug in alle Schiffe, die sich an der gelben Sonne aufhielten und
    die in den Hangars des GESETZ-Gebers Zuflucht vor den Naturgewalten gefunden hatten. Rhodan gab sich Mühe, aufrecht zu stehen und einen entschlossenen Eindruck zu erwecken. Aber so war ihm ganz und gar nicht zumute.
    Der goldene Lichtschimmer der Wände, Böden und Decken um ihn herum erzeugte ein leicht diffuses Licht, das den Konturen ein wenig von ihrer Schärfe nahm. Es beruhigte ihn, während die zwei mal zwei Meter messende Plattform beschleunigte und ihn seinem Ziel entgegentrug.
    Als er es erreichte, absprang und den Hangar betrat, warteten die Gefährten schon: Kantiran, Alaska, Mondra, Gucky, Tolot, Daellian in seinem Sarkophag, Pothawk und nicht zuletzt die beiden Algorrian Curcaryen Varantir und Le Anyante. Sie sahen ihm entgegen, erleichtert, dass er endlich eintraf.
    Sein Blick fiel auf das junge Mädchen, das ein Stück abseits stand und gerade eben noch nicht da gewesen war; Fawn Suzuke mit ihrem Sommersprossengesicht. Diesmal erinnerte es ihn ein wenig an das Gesicht des jungen Mannes, der auf Terra mit Fawn befreundet gewesen war, Marc London.
    Projiziert sie seine Gesichtszüge mit Absicht?, fragte er sich und überlegte, was es zu bedeuten hatte.
    Sein Blick schweifte weiter, blieb auf Alaska haften, hinter dessen Maske es stärker irrlichterte, seit der dritte
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