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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love
Autoren: Kathryn Taylor
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und mit dem Handy schon wieder am Ohr zurück in die Halle gehe. Die Koffer kommen gerade, und während ich auf meinen warte, der natürlich wieder zu den letzten gehört, die auf dem Band erscheinen, fasse ich Hope den Flug zusammen. Ich genieße es, mit ihr zu reden, sie ist ein Stück Normalität für mich, und das kann ich in meinem nervösen Zustand sehr gut gebrauchen.
    »Und was jetzt?«, fragt sie, als ich gerade das schwarze Monstrum vom Band hebe, das ich mir von Mom geliehen habe, weil ich mit drei Taschen hätte reisen müssen, um genauso viel hineinzubekommen. Als der Koffer vor mir steht, schiebe ich den Griff hoch, danke meinem Schöpfer, dass er Rollen hat, auch wenn mir das Gewicht trotzdem fast den Arm auskugelt, und ziehe ihn entschlossen in Richtung Zoll.
    »Jetzt muss ich mich beeilen, damit ich es noch rechtzeitig schaffe.«
    »Hast du den schwarzen Rock und die schwarze Bluse an?«
    »Ja, wieso?«
    Hope kichert. »Weil ich das befürchtet habe.«
    »Sieht das nicht aus?« Entsetzen erfasst mich. Hätte sie mir das nicht früher sagen können?
    »Doch, aber es ist so typisch für dich, dass du versuchst, dich zu verstecken. Das hast du überhaupt nicht nötig, Gracie. Du bist total hübsch, und das wird den Engländern nicht entgehen, glaub mir. Und außerdem passt Schwarz doch gar nicht – das ist keine Frühlingsfarbe.«
    Ich hätte ihr gern geglaubt. Wirklich. Aber Hope hat gut reden mit ihren Traummaßen. Wenn ich einen Meter fünfundsiebzig, blond und sportlich wäre, hey, dann würde ich vermutlich gar nichts tragen – oder sehr viel weniger als jetzt. Aber bei ihr schlagen eben die skandinavischen Wurzeln unserer Familie durch. Ich dagegen scheine von irgendeinem Urahn die wenigen irischen Gene abbekommen zu haben, die noch da waren, denn sonst ist keiner meiner Verwandten rothaarig, nicht mal mein Vater – jedenfalls soweit ich mich erinnern kann, denn es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich ihn gesehen habe. Und ich bin auch die Einzige, die klein und kurvig ist. Nicht dick, das nicht, aber eben doch gerundet, wo diese beneidenswerten Frauen wie meine Schwester oder die Stewardess sportlich-straff sind.
    »Schwarz macht schlank, okay?« Ich nestle meine Papiere aus der Tasche, die ich gleich vorzeigen muss. »Ich ruf dich wieder an.«
    Plötzlich klingt Hopes Stimme besorgt. »Pass auf dich auf, ja, Gracie? Und versprich mir, dass du dich heute Abend meldest und mir alles erzählst – jedes Detail.«
    Ich verspreche es ihr und lege mit einem selbstironischen Lächeln auf. Sie ist meine kleine Schwester – und führt sich auf wie meine Mutter. Aber vielleicht zu Recht. In vielerlei Hinsicht ist Hope die Erfahrenere von uns. Seufzend stecke ich das Handy weg. In England war sie allerdings noch nie. Das ist dann jetzt mal etwas, das ich ihr voraushabe.
    Der Mann am Schalter guckt nur kurz in meinen Pass, und auch die Zollbeamten filzen mich nicht – ich sag’s ja, abgesehen von meinen Haaren bin ich total unauffällig, niemand achtet auf mich –, deshalb geht es schnell, und ich bin schon bald am Ausgang, durch den es hinaus ins Flughafengebäude geht.
    Dahinter stehen so unerwartet viele Menschen, dass ich erschrocken stehenbleibe und ein Mann mich von hinten umläuft. Er sieht mich irritiert an, dann eilt er weiter. Danke schön. Keine Ursache. Du mich auch.
    Leute strömen an mir vorbei, eilen auf winkende Verwandte oder Freunde zu. Schilder mit Namen darauf werden hochgehalten, Menschen finden sich, umarmen sich, werden im Empfang genommen. Auch Elizabeth läuft an mir vorbei auf einen jungen Mann zu, der sich sichtlich freut, sie zu sehen, und sie in die Arme schließt. Auf mich achtet sie nicht mehr.
    Ich will mich nicht verloren fühlen, deshalb rücke ich entschlossen meine Handtasche zurecht und sammle mich. Es wird Zeit, ich muss weiter. Mit einem Ruck setze ich mich wieder in Bewegung, um nach einem Hinweis auf die U-Bahn zu suchen – nur um eine Sekunde später erneut stehenzubleiben, als mein Blick an einem Mann hängen bleibt, der aus der Menge heraussticht. Er steht lässig da, die Augen unverwandt auf den Ausgang gerichtet. Auf mich.
    Mein Herz setzt aus, holpert aber sofort anschließend wieder los, als ich das Lächeln sehe, das um seine Lippen spielt. Fast unmerklich nickt er mir zu.
    Jonathan Huntington.
    Nein, das kann nicht sein. Ich blinzle, aber er steht noch da. Er ist es, ganz bestimmt, auch wenn er in natura noch viel attraktiver ist als auf dem Foto in
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