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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Autoren: Babsy Tom
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Kapitel 1

    „Zwei Mc Delicious bitte! Viel Mayonnaise, wenig Salat!“, orderte ich hektisch, während ich auf meine Uhr lugte, um festzustellen, dass ich spät dran war. Ungeduldig trommelte ich demonstrativ mit den Fingern auf die Edelstahltheke der Fastfoodkette Mc Fat ein. Streng genommen sollte ich bereits seit zehn Minuten bei den Vorbereitungen des siebten Geburtstags meiner Nichte Lucy behilflich sein. Vorher hatte ich allerdings noch das Überleben Derselbigen zu sichern und eine detaillierte Instruktion traf sozusagen in letzter Sekunde per SMS auf meinem Handy ein und lautete folgendermaßen: „Vergiss alle Geschenke! Ich wünsche mir einen Mc Delicious! LG Lucy.“ Mir schwante, das war keine Bitte. Ihr Hilferuf war mein Befehl.
    Eine Blondine, nicht einen Tag älter als sechzehn, bediente nun, unbeeindruckt von meiner offensichtlichen Zeitnot, mit ihren viel zu langen, dafür perfekt gefrenchten Nägeln im Schneckentempo die Tastatur ihrer Kasse. „Als Menü oder einzeln? Wennse een Jetränk dazu nehmen, kommense am Ende jünstiga“, erleuchtete mich mein Gegenüber im Kreuzberger Hinterhof-Style gedehnt. Mein Blick ruhte auf ihrer mutmaßlich von Hause aus üppigen Oberweite, die sie trotz ihrer Masse extrem nach oben gepush-upt hatte. „Danke! Kein Menü, einen auf die Hand und einen als Geschenk verpackt!“, schlug ich ihr Angebot aus. „Macht drei Euro fünwundfuffzisch, Sie Scherzkeks.“ Blondy hielt mir gelangweilt fordernd ihre offene Hand entgegen und tat sich eingehend an ihrem rosa Kaugummi gütlich, welcher denselben leuchtenden Pinkton hatte, wie ihr Lippenstift und ihr wirklich spärliches Oberteil, das knapp über ihrem gepiercten Bauchnabel endete. Es fiel mir nicht leicht, mich von so viel Schrillnesse abzuwenden. Aber die Pflicht rief.
    Angesichts meines Zeitmangels rundete ich auf: „Vier, stimmt so“, und bekam ein betuliches „Danke wa?!“ zurück. Immerhin. Ich schnappte die heiße Ware und verließ eilig den Laden.
    Ich verstaute den Burger für Lucy im Korb meines Fahrrads und würgte meinen gierig in großen Bissen noch während der Fahrt herunter, wohl wissend, dass bei meiner Schwester nur wieder Biopampe in Form von Vollkornmilchreis oder Krautwickel mit Graupenhasché serviert würde. Endlich am Ziel angekommen, setzte ich, der Geheimaktion geschuldet, meine schwarze Sonnenbrille auf die Nase und stürmte gewissermaßen inkognito in das dritte Stockwerk, in welchem Lucy bereits lauernd in der Tür verharrte. „Hallo Paula. Na endlich!“, flüsterte sie erleichtert und riss mir hektisch das Paket mit dem Burger aus der Hand. Sie blickte in die Tüte und murmelte glückselig: „Gott sei Dank!“. Sie machte den Eindruck, als wäre sie soeben aus einem Krisengebiet wie Afrika eingetroffen und noch einmal knapp einer Hungersnot entkommen. Ängstlich schaute sie kurz über ihre Schulter und vergewisserte sich, dass wir immer noch allein waren. Sie flüsterte mir verschwörerisch hinter vorgehaltener Hand zu: „Nächstes Mal nehme ich einen Mc Fluppy“, bevor nun Thea, meine große Schwester, in Erscheinung trat.
    „Wo bleibst du denn bloß?“, nölte sie übellaunig, wobei mir ein kurzer Blick an die noch leeren Garderobenhaken verriet, dass ich trotz meiner Verspätung dennoch der erste Gast war. Ich umarmte meine Nichte und flüsterte ihr ein „Happy Birthday Kleines“ ins Ohr, während diese ihren Burger fest umklammert hielt, als wären es die Kronjuwelen ihrer Majestät.
    Bösen Blickes nörgelte nun Thea: „Paula! Du weißt doch, dass Lucy diesen Dreck nicht essen soll. Hast du schon mal gehört, woraus sich dieser Fraß zusammensetzt?“ Verdammt! Ertappt. Ich seufzte. Wie zu erwarten holte Thea nun tief Luft und dann folgte die Salve: „Blei, Cadmium, Antibiotika, Glutamat, Dioxine, Schimmelpilze, Pestizide“, hielt sie mir verächtlich ihren Vortrag, während eine senkrechte Falte ihre sonst knitterfreie Stirn zierte und ich war verblüfft, welche Gifte Thea im Vergleich zum letzten Mal zuzüglich rezitierte. Ich schaltete auf Durchzug und rollte meine Augen gen Himmel. Nachdem die Salve nicht enden wollte, ätzte ich zu meiner Verteidigung: „Du hast Feinstaub vergessen. Ich mein ja nur, Lucy hat den Burger gerade eingeatmet. Und außerdem ist da ja auch Salat drin und darf ich dich erinnern? Du sagtest: ,nicht so viel Süßes‘, von ,kein Burger‘ war nicht die Rede.“ Thea wanderte neuerdings auf dem Pfad der Gesundheit. Ihr kam keine Butter
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