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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love
Autoren: Kathryn Taylor
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den Wagen fährt. Der japanische Assistent, der hinten bei uns ist, balanciert seine Aktentasche auf dem Schoß, und der Braunhaarige telefoniert und schickt Textnachrichten mit seinem Handy, während er mit einem Ohr offenbar dem Gespräch der beiden Bosse lauscht. Jonathan Huntington und Yuuto Nagako – so heißt er, es ist mir wieder eingefallen – sitzen beide entspannt zurückgelehnt da und unterhalten sich, immer noch auf Japanisch. Ich habe keine Ahnung, wie alt der Japaner wohl sein mag, weil sein Gesicht so asiatisch glatt wirkt, aber da seine Schläfen schon ergraut sind, schätze ich ihn mindestens zehn Jahre älter als Jonathan.
    Während er spricht, sieht dieser Yuuto Nagako mich immer wieder auf diese beunruhigende Weise an, die mir unangenehm ist, und manchmal habe ich fast den Eindruck, dass es in dem Gespräch um mich geht. Aber das ist genauso absurd wie diese ganze Situation.
    Ich weiß nicht, wann ich mich zuletzt so unwohl gefühlt habe. So völlig fehl am Platz. Ich war noch nie in so einem noblen Auto, und das allein hätte – zusammen mit dem total ungewohnten Linksverkehr – eigentlich schon gereicht, um mich zu überwältigen. Aber ich bin so damit beschäftigt, mich zwischen diesen großen, fremden Männern klein und unbedeutend zu fühlen, dass ich gar nicht dazu komme, meine Umgebung gebührend zu bewundern. Nur Jonathan Huntington ist mir vertraut, aber da das der Tatsache geschuldet ist, dass ich mit meiner Schwester über seinem Foto gesessen und es bestaunt habe, entspannt mich das nur sehr bedingt. Ich bin einfach total überfordert.
    Am schlimmsten ist, dass ich so dicht neben ihm sitze, dass ich ihn riechen kann. Und im Gegensatz zu dem Mann im Flugzeug stößt er mich nicht ab. Nein, er riecht gut, nach irgendeinem sehr angenehmen Aftershave. So angenehm, dass ich mich dabei erwische, wie ich tief einatme, um noch mehr davon in die Nase zu bekommen. Vielleicht ist es auch gar kein Aftershave. Vielleicht riecht er so. Was es auch ist, es steigt mir definitiv zu Kopf. Und das ist gar nicht gut, denn dadurch bin ich nur noch mehr auf ihn konzentriert und kriege meine Nervosität noch schwerer in den Griff.
    Unbehaglich klammere ich mich am Sitz fest und bete, dass wir bald da sind. Denn jedes Mal, wenn der große Wagen eine Kurve nimmt, werde ich gegen Jonathan Huntington gepresst. Jedenfalls würde ich das, wenn ich mich nicht mit aller Kraft dagegen anstemmen würde. Die Sitze sind extrem weich gepolstert und sollen eigentlich zwei Leuten üppig viel Platz bieten. Wir sitzen aber zu dritt auf dieser Bank, und die breite Kuhle im Sitz und die Gesetze der Schwerkraft lassen mich deshalb immer wieder gefährlich nah an ihn heranrutschen. Ich kann nichts tun. Völlig verkrampft sitze ich da und starre aus dem Fenster, in der Hoffnung, dass niemand merkt, dass ich da bin.
    Bis Jonathan Huntington unvermittelt den Arm auf die Lehne hinter mir legt. Damit ist seine breite Schulter aus dem Weg, und ich habe mehr Platz. Aber sie war auch so etwas wie ein Stopper, die Stelle, an der unsere Körper sich maximal berührt haben, wenn ich mich mal nicht gut genug festhalten konnte. Jetzt ist da nichts mehr, und in der nächsten Rechtskurve, die der Wagen eine Sekunde später nimmt, rutsche ich gegen ihn. So richtig. Voller Körperkontakt. Seite an Seite sitzen wir auf einmal da, und weil ich mich beim Fallen instinktiv abstützen wollte, liegt meine Hand auch noch auf seiner Brust, und ich spüre, dass er den Arm um mich gelegt hat und meinen Oberarm festhält. Wahrscheinlich auch ein Reflex, um mich aufzufangen.
    Für eine Sekunde bleibt die Welt stehen. Ich spüre die Wärme seines Körpers, aber auch, wie er sich unter meiner Hand versteift. Sein Blick gleitet von meinem Gesicht zu meinem Ausschnitt und wieder zurück. Ich sehe an mir hinunter und stelle fest, dass meine Bluse verrutscht ist und jetzt ziemlich viel von meinem Dekolleté preisgibt. Er lächelt nicht, als ich wieder zu ihm aufsehe, und seine Augen werden dunkler. Ich kann nicht atmen und starre ihn nur an. Meine Haut prickelt plötzlich überall dort, wo wir uns berühren, und ich fühle die Röte, die mir in die Wangen schießt.
    Hastig drücke ich mich ab – von seiner Brust, aber anders geht es nicht – und schiebe mich zurück in die Ecke. Sein Arm gibt mich frei.
    »Entschuldigung«, murmele ich und kann meine Bestürzung kaum verbergen. Ich muss hier wirklich dringend raus.
    Er zieht den Arm von der Lehne zurück,
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