Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love
Autoren: Kathryn Taylor
Vom Netzwerk:
und wir sitzen wieder so da wie vorher. Zum Glück unterhält sich der japanische Assistent gerade mit dem Braunhaarigen, es geht um irgendwelche Termine. Nur Yuuto Nagako beteiligt sich nicht an dem Gespräch, sondern fixiert mich genau, so wie er es eigentlich die ganze Zeit schon macht. Er sagt auf Japanisch etwas zu Jonathan Huntington, der sich daraufhin an mich wendet.
    »Wie lange werden Sie bei uns bleiben, Miss Lawson?«
    Die Tatsache, dass er plötzlich das Wort an mich richtet, macht mich noch nervöser, als ich sowieso schon bin. Er fragt das nämlich nicht so, als wolle er harmlosen Smalltalk betreiben, sondern irgendwie sachlich und distanziert. Als wäre das eine wichtige Information, die er für irgendetwas braucht.
    »Drei Monate«, erwidere ich und befeuchte meine Lippen. Mein ganzer Mund ist furchtbar trocken.
    »Und Sie kommen noch mal aus …?«
    »Chicago.«
    »Richtig. Das sagten Sie ja.«
    Er hat den Kopf zur Seite gedreht und sieht mich mit einem Blick an, dem ich mich nicht entziehen kann. Wir sitzen immer noch definitiv zu dicht nebeneinander, auch wenn jetzt wieder nur unsere Schultern zusammenstoßen. Ich fühle, wie hart sein Arm unter dem Jackett ist, und ziehe mich ein Stück zurück. Seine Wärme spüre ich trotzdem noch, und sie scheint sich weiter auf mich zu übertragen.
    »Dann studieren Sie bei Professor White?«
    Ich nicke. Langsam erhole ich mich von dem Schock. Anscheinend will er doch nur ein bisschen Smalltalk machen. Ein unverfängliches Gespräch ist jedenfalls genau das, was ich jetzt brauche. »Kennen Sie ihn?«
    »Nicht persönlich, nein. Aber mein Kompagnon, Alexander Norton, ist gut mit ihm befreundet. Der Kontakt ist über ihn gelaufen, soviel ich weiß.«
    Davon hat Professor White nie etwas erwähnt, aber es erklärt, wieso eine englische Firma amerikanischen Wirtschaftsstudenten ein bezahltes Praktikum anbietet. Die Entlohnung ist nicht so gut, dass ich reich davon werde, aber ich kann mir davon immerhin für die Zeit meines Aufenthalts ein Apartment in London leisten.
    »Was reizt Sie an der Wirtschaft, Miss Lawson?«
    Die anderen Männer haben ihr Gespräch beendet, und es ist still im Wagen, als Jonathan Huntington mich das fragt. Alle sehen mich an, und plötzlich wäre es mir doch sehr viel lieber, wenn ich wieder Luft wäre. Aber dann runzele ich die Stirn, weil mein Gehirn erst jetzt den Unterton registriert, mit dem er mich das gefragt hat. Er klingt schon wieder leicht amüsiert. So als sei das ein Thema, das nicht für jemanden wie mich taugt, als wären die Wirtschaft und ich zwei unvereinbare Gegensätze. Okay, vielleicht habe ich mich bis jetzt nicht unbedingt als besonders intelligente Vertreterin meines Geschlechts präsentiert, aber das ist kein Grund, mich so von oben herab zu behandeln. Ich bin gut. Sonst hätte ich den Praktikumsplatz nicht bekommen. Darum musste man sich bewerben – und ich wurde ausgewählt.
    »Ich gehe gerne mit Zahlen um«, sage ich betont lässig und lächle ganz leicht und möglichst souverän, so als wäre der wahre Grund viel zu komplex, um ihn jetzt und hier auszuführen. Was du kannst, kann ich auch, denke ich, und bin ganz zufrieden mit meiner Leistung. Bis er seine nächste Frage stellt.
    »Und was reizt Sie an Huntington Ventures?«
    Ich schlucke. Vor der Auswahlkommission an der Uni habe ich zu diesem Thema eloquent und überzeugend mehr als zehn Punkte nennen können, aber jetzt kann ich dem Firmengründer nur in diese viel zu blauen Augen starren und bringe kein Wort heraus.
    Aber ich muss zum Glück auch nichts mehr sagen, denn wir sind da. Der Wagen hält vor dem Eingang eines modernen gläsernen Bürogebäudes. Es hat mindestens zehn Stockwerke und eine Front, die sich leicht nach außen wölbt. Die eine Seite ist gerade, während die andere leicht nach innen zuläuft, sodass sich eine sehr interessante, fast konische Form ergibt.
    Ich sitze an der Straßenseite, wo in schneller Folge Autos vorbeirasen, deshalb warte ich, bis die Männer auf der anderen Seite ausgestiegen sind, und folge ihnen dann. Als ich aus dem Wagen klettere, reicht Jonathan Huntington mir die Hand, um mir zu helfen, und obwohl ich erst zögere, ergreife ich sie doch. Es wäre kindisch gewesen, seine Geste zu ignorieren, und ich habe mich für heute schon genug blamiert. Aber es ist definitiv nicht gut für meinen Herzrhythmus, wenn ich ihn berühre. Sobald ich auf dem Bürgersteig stehe, lasse ich ihn los.
    Der blonde Hüne holt mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher