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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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an. Der wollte ihn loswerden! Aus dem Auge, aus dem Sinn. Womöglich fiel er seinen Kindern schon zur Last und wurde nur noch aus Pflichtgefühl besucht, und alle wären erleichtert, wenn er weit weg wäre, in einem anderen Land, was Wales ja praktisch war. Ein mürrischer, tattriger König Lear, die Rolle, auf die er sich jahrelang heimlich vorbereitet hatte und die ihm nie angeboten worden war. Was kaum überraschend war, da er keinen Agenten mehr hatte. Vielmehr keine Karriere.
    Allerdings winkte eine neue Karriere. »Verehrter Herr Wirt!« Mit dichtem Bart und vom Rotwein geröteten Wangen, könnte Buffy wieder im Mittelpunkt stehen und seine Gäste in seiner charmanten Frühstückspension in der malerischen Stadt Knockton begrüßen, wo immer die sein mochte. Holzfeuer, Jovialität, Messingbetten für fröhliche Paarungen – Ehebrecher willkommen! Sein original englisches Frühstück, alles bio natürlich, würde legendär werden. Vielleicht könnte er sogar Schweine halten.
    Diese grässlichen Frühstückspensionen seiner Vergangenheit: Nylonlaken, pastellfarbene Tapete, gerahmte Scherenschnitte von Damen im Reifrock – nicht mit ihm! Die Beinaheunmöglichkeit jedweder Form sexuellen Geplänkels in einem Doppelzimmer, das nach Raumspray roch. Die mit Zierdeckchen drapierte Tischgruppe mit ausgelegten Readers Digests . Das etepetete Frühstückszimmer, leises Besteckklappern, Gewürzständer – Gewürzständer! –, winzige Sachets mit Erdbeermarmelade, ausgerechnet Erdbeermarmelade.
    » Du willst eine Frühstückspension führen?« Quentin verbarg ein Grinsen, indem er seine Serviette an die Lippen presste.
    »Davon habe ich in meiner Zeit immerhin genug gesehen.Auf meinen Tourneen. Ach, übrigens, du bist auch in einer gezeugt worden. In Kettering.«
    Quentin zuckte zusammen. »Bitte keine Details, Dad.«
    »Deine Mutter und ich haben in Private Lives Sibyl und Elyot gespielt.«
    Buffys erste Frau – Gott habe sie selig – war eine junge Frau voller Leben gewesen, die sich von den üblichen Einschränkungen papierdünner Wände nicht einschüchtern ließ. Er erinnerte sich an die gesenkten Augen der anderen Pensionsgäste, wenn sie beide, hastig ein bisschen frisch gemacht, zum Frühstück erschienen. Und Quentin, ein kleines Wunder in ihr, ganz am Anfang.
    Kaum verwunderlich, dass Bridies Pension eine Befreiung war. In seiner Glanzzeit hatte das Haus in Edgbaston vor Sex nur so geknistert. Er erinnerte sich, wie er Digby Montague, jetzt königlicher Ritter, nur mit Socken bekleidet über den Flur flitzen sah. Und Hillers, eine lüsterne Lesbe und unvergessliche Lady Bracknell, wie sie im Zigarettenmief am Frühstückstisch saß und das Knie einer blonden Naiven tätschelte. Sogar die Katzen machten es wie wild, eine warf Junge auf seiner Daunendecke. Glückliche Tage.
    Buffy fühlte sich irgendwie schlapp und bestellte ein Taxi. Er konnte sich diese Verschwendung jetzt leisten. In seinem Kopf drehte sich alles. Hatte er Quentin die Wahrheit gesagt? Konnte er wirklich sein Zeug zusammenpacken und ins Unbekannte aufbrechen, oder wollte er seinem Sohn bloß beweisen, dass noch Leben im alten Hund steckte? Wie bei einem Schwips hatte er das Gefühl, dass die Ereignisse sich wundersam glatt ineinanderfügten. Seine Kinder waren längst erwachsen und brauchten ihn nicht mehr; hatten sie das jemals? SeineMiete sollte verdoppelt werden. Außerdem hatte Blomfield Mansions, wie er Quentin geklagt hatte, seinen Charakter geändert. Seine leicht angemoderten, unbestimmt jüdischen Bewohner mit den zugezogenen Stores – tragische Witwen, die ihr Leben mit Kaffeelöffelchen dosierten – waren schon lange verschwunden. Einige von ihnen waren ihm reichlich auf den Geist gegangen, aber er vermisste sie. Ihnen nachgefolgt waren die reichen Sprösslinge nahöstlicher Geschäftsleute, die die Wohnungen als Schlupflöcher kauften für den Fall, dass ihre Länder in Rauch und Flammen aufgingen, und die die Nächte hindurch feierten und ihre Sportwagen draußen genau vor seinem Fenster auf Touren brachten. Selbst Ted, der Portier, war von einem Strauß Plastikblumen ersetzt worden.
    Buffys Ehefrauen waren tot oder seit langem in ihr anschließendes Leben verschwunden. Er war wohl oder übel frei. Nur sein Hund brauchte ihn, und der konnte überall leben. Wenn er es sich recht überlegte, wäre Fig das Land entschieden lieber.
    Als es dämmerte, führte Buffy Fig um den Häuserblock. George, sein vorheriger Hund,
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