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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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komplett mit Säulenvorhalle und Marmorbad; jetzt fegte der Wind einsames Tumbleweed durch sie hindurch, aber das konnte ihm egal sein, weil er vor dem Crash ausgestiegen war.
    Dass Bridie keine weitere Familie hatte, niemand Vertrauteren als ihn, empfand Buffy als seltsam, sein eigenes Leben hatte ihn an der Familienfront ziemlich in Beschlag genommen. Unterschiedlicher hätten ihre Verhältnisse nicht sein können. Sie jedenfalls hatte sich entschieden, so zu leben, ein Freigeist, niemandem verpflichtet.
 
    »Ich habe nicht mal gewusst, dass sie krank war«, erzählte Buffy seinem Sohn Quentin. »Sie hat es in ihren Briefen nie erwähnt.«
    »Ich habe nicht mal gewusst, dass es sie gab.«
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Sie aßen in einem Restaurant in der Frith Street zu Mittag.
    »Deine Geldsorgen bist du los. So viel ist sicher«, sagte Quentin.
    »Du meinst, ich sollte es verkaufen?«
    Quentin lächelte. »Ich kann mir dich genau vorstellen, wie du im strömenden Regen dort festsitzt, zweihundertfünfzig Kilometer von Soho entfernt.«
    Es war kein Lächeln, es war ein herablassendes Grinsen. »Warum um Himmelswillen denn nicht?«, fragte Buffy gereizt.
    » Dad .«
    Und das war's. Der Wendepunkt, so sah Buffy es später. Ich werd's ihm zeigen. Männer waren schon wegen weniger in den Krieg gezogen. Natürlich war er die liebevolle Verachtung seiner Kinder gewöhnt. Na ja, ihre Verachtung. Ein Mordsspaß, sie zu überraschen.
    »Ich habe London satt«, sagte er. »Ich habe meine schrecklichen Nachbarn satt und dass ich nie einen Parkplatz finde. Nyange und ich mussten letzte Woche in ihrem Auto Tee trinken. Ich habe es satt, dass die Fahrradfahrer mich auf dem Bürgersteig umrempeln.«
    »Wir fahren nicht auf dem Bürgersteig«, sagte Quentin. Er und sein Partner James waren brave Bürger, die mit ihren Jute-Einkaufstaschen zu Bauernmärkten radelten.
    »Ich habe es satt, dass alle Leute so rüpelhaft sind, es sei denn, es sind Ausländer«, sagte Buffy und kam so richtig in Fahrt. »Ich habe es satt, die ganze Zeit verdrossen zu sein, da fühle ich mich so ältlich – ich bin ältlich. Aber ich fühle mich nur so, weil London mich verdrießlich macht. Hier gibt es zu viele Erinnerungen, und zu viele meiner Freunde sind tot.«
    »Du hast ernsthaft vor, dort zu leben?« Quentin runzelte die Stirn. Waren seine Augenbrauen gezupft? Quentin war homosexuell; da war ihm das glatt zuzutrauen.
    »Ich brauche einen Tapetenwechsel.« Noch während Buffy das sagte, erkannte er, dass es stimmte.
    Ihr Mittagessen wurde serviert. Quentin entfernte die Selleriestückchen aus seinem Salat und legte sie neben seinen Teller. Sie hatten beide irgendwann übereinstimmend festgestellt, dass Sellerie ein witzloses Gemüse war. Es war eines der Dinge, die sie gemeinsam entdeckt hatten.
    »Also, wo genau ist die Hütte?«, fragte Quentin.
    »In Knockton. Offenbar in den Welsh Marches.« Und er fügte defensiv hinzu, »fast in England«, als wäre es kein großes Unterfangen, dorthin zu ziehen. Er fühlte schon Loyalität gegenüber dieser unbekannten Stadt aufkeimen.
    »Du hast das Haus nicht mal gesehen?«
    Buffy schüttelte den Kopf. »Ich fahre nächste Woche hin.«
    Quentin runzelte erneut die Stirn. Eine Sardelle hing wie ein Lederriemchen von seiner Gabel. Seit er mit James zusammengezogen war, war er dicker geworden. Das machte die Zufriedenheit. Die beiden hatten sich beim Dekorieren der Harrods-Schaufenster kennengelernt, aber es hatte Sturm-und-Drang-Jahre gegeben, bis sie ihren häuslichen Frieden in Crouch End gefunden hatten.
    Was hatten sie alles durchgemacht, er und sein fünfundvierzigjähriger Sohn, und da saßen sie und mampften irgendwelche obskuren und überwürzten Salatblättchen, angerichtet von einem Spitzenkoch. Quentins ergrauendes Haar (ergrauend!) war zu einem Bürstenhaarschnitt gestutzt, wie ihn die Schwulengemeinde in der Old Compton Street zur Schau trug.
    Buffy erinnerte sich an eines der seltenen Familientreffen, Nyange und Quentin saßen nebeneinander, die Schwarze und der Homosexuelle. Penny, seine damalige Frau, hatte sie angestarrt. »Genau wie im vierten Programm«, hatte sie sinniert. »Was noch fehlt, ist der Körperbehinderte.« Sie schaute auf Buffy hinunter, der sich den Rücken verknackst hatte und auf dem Boden lag, von Kissen gestützt. »Ach, da haben wir ihn ja.«
    »Vielleicht täte dir ein Tapetenwechsel tatsächlich gut«, sagte Quentin.
    Buffy schaute seinen Sohn scharf
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