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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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musste an der Leine gezogen werden. George hatte wie ein Haarteil ausgesehen; er hatte etwas Flachgedrücktes und Verfilztes. Penny sagte, er sehe aus, als wäre er irgendwann in der Vergangenheit überfahren worden. Allgemein war man sich einig, dass er der faulste Hund war, den man je gesehen hatte.
    Sein Nachfolger jedoch war das krasse Gegenteil, ein hyperaktiver Jack Russell, der wie ein Tennisball auf und ab hüpfte und die vorbeifahrenden Autos ankläffte, eigentlich alles, was vorbeikam. Jack Russells liebten es, Kaninchen zu jagen; sie waren überhaupt keine Hunde für London.
    Buffy dachte, wenn ich es anpacke, dann Fig zuliebe. Brauchte es mehr an Begründung?

ZWEITES KAPITEL
    Monica
    Monica machte beim Legeren Freitag nicht mit. Die Jungen in ihrem Büro waren natürlich nur halb so alt wie sie. Jeder in der City war das. Sie sahen gut aus in ihren Jeans und Turnschuhen. Ihr Selbstwertgefühl aber war schwach, daran arbeitete sie mit ihrem Therapeuten. Und ein Kostüm gab ihr mehr Sicherheit.
    Das Gefühl von Autorität, so teuer erkauft – in Jeans wäre es dahin. Und so galt sie als Grufti. Zählebig.
    Acme Motivation führte Firmen-Veranstaltungen durch: Bankette, Klausurtagungen, Kennenlernwochenenden in Cotswold-Hotels, wo Banker sich wie Welpen balgten und sich volllaufen ließen. Sie und ihr Assistent Rupert organisierten gerade ein Abendessen im Kensington Hilton für Anleihehändler des Jahres . Rupert, liebenswürdig, dicklich, frisch von Eton, telefonierte mit dem Klienten. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: Das ist kein Bierbauch, sondern der Tank einer Sexmaschine . Der Klient konnte es natürlich nicht sehen, er war am Telefon. Doch die Kleidung hatte Einfluss darauf, wie man sich benahm, warum sonst gab es die Modebranche? Auch sie schaute die Männer anders an, wenn sie ihre Janet-Reger-Unterwäsche trug.
    Monica dachte, unter dem Karriere-Kostüm bin ich noch immer eine Sexmaschine. Dumm nur, dass die Männer das nicht mehr entdecken wollten. Sie war vierundsechzig – eine Tatsache, über die sie sich im Büro ausschwieg –, aber sie hatte sich immer um ihr Äußeres gekümmert. Ihre Stirn war heute straff von einer Botox-Sitzung; so straff, dass sie das Gesichtbeim Anblick von Ruperts T-Shirt – allzu drollig, wenn man die Botschaft auf den Träger bezog – nicht verziehen konnte.
    Das Problem war, dass sie mit zunehmendem Alter so viel länger brauchte, bis sie für die prüfende Öffentlichkeit gewappnet war. Und die Ergebnisse waren auch gefährdeter. Im Nu konnte ein Windstoß sie von einer eleganten Geschäftsfrau in eine schlampige Alte verwandeln, die sich selbst kaum wiedererkannte. In gewisser Hinsicht spielte das keine Rolle, da sie sowieso schon unsichtbar geworden war. Das hatte natürlich etwas Entmutigendes, war aber auch eine Art Freiheit. Männer schauten sie auf der Straße nicht mehr an, nicht mal kurz. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie existierte überhaupt nicht. Monica saß an ihrem Schreibtisch und überschlug die Erfordernisse des Menüs – nein, keine vegetarische Variante für die City-Burschen, die liebten rotes Fleisch. Würde sie je wieder Sex haben? War das letzte Mal wirklich das allerletzte Mal?
 
    Der Tag war zu Ende. Monica ging die Threadneedle Street entlang. Aus den Pubs strömten die Trinkenden auf den Bürgersteig. Monica, nie einem Drink abgeneigt, war doch erstaunt über die Mengen an Alkohol, die das Jungvolk hinunterkippte. Wer konnte glauben, dass sie mitten in einer Rezession steckten? Der Zusammenbruch der Wirtschaft hatte keine Spuren in ihren rosig glänzenden Gesichtern hinterlassen – anscheinend auch nicht in ihren Boni. Nur ein Schmutzfleck an der Fassade der HSBC -Bank, an die jemand AUSGEBURT DES SATANS hingesprayt hatte. Das Bankwesen schien unberührt vom Chaos zu sein, das es angerichtet hatte – Glück für sie, sonst wäre sie ihren Job los. Und würde sie in ihrem Alter je noch einen neuen finden?
    Schön egoistisch, das war ihr bewusst. Doch die Welt da draußen war hart: sie hatte sich mühsam bis zu ihrer Position durchschlagen müssen. Manchmal, wenn sie verunsichert war, brauchte es ihre volle Konzentration, nur um die Balance zu halten. Wellen türmten sich in der Dunkelheit auf, drohten sie zu verschlingen. Sie hatte das Gefühl, dünn wie Papier zu sein, zusammengehalten von allzu schwachen Heftklammern.
    O why do you walk through the field in gloves, fat white woman whom nobody loves?
    Morgen
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