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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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beunruhigte; mochte er es etwa, Frauen zu ›dressieren‹? Wenn man nach dem Foto ging – hemdsärmlig auf seiner Terrasse stehend –, sah er nicht mal übel aus. Es gab ein zweites Foto von ihm in Tauchausrüstung, woraus sich aber nicht viel schließen ließ.
    Sie konnte es nicht leugnen, ein bisschen peppiger wurde ein Wochenende schon durch ein Treffen mit einem unbekannten Mann – immerhin so etwas wie ein Date mit jemandem, der Lust darauf hatte. Monica könnte fast wieder neunzehn sein. Heutzutage war sie diesen Männern unendlich dankbar dafür, dass sie einfach zur Verfügung standen. Sie hatte es satt, allein dazusitzen mit ihrer Single-Mahlzeit. Sie hatte es satt, sich bei irgendeiner Veranstaltung blendend mit einem Mann zu unterhalten, bis plötzlich eine junge asiatische Frau aus dem Nichts auftauchte, ihre Finger mit den seinen verflocht und ihm ein Schnittchen in den Mund schob. Männer ihres Alters waren allesamt verheiratet – viele mit einer jüngeren Ausgabe, doch verheiratet. Selbst die notorischen Ehebrecher waren nicht mehr auf der Pirsch, sondern zu ihren leidgeprüften Ehefrauen zurückgekehrt. Es war so ungerecht. Männer hatten doch auch Falten – viele waren weitaus faltiger als sie –, und egal, wie hinfällig, treulos, alkoholkrank, eingebildet und egoistisch sie auch waren, egal, ob sie endlos von ihrer Arbeit, ihrem Prostatakrebs oder Himmel hilf, ihrem Golf-Handicap tönten, egal, wie schwülstig und langatmig sie sein mochten, irgendwo gab es immer eine Frau, die Sex mit ihnen haben wollte. Nicht nur das, sie wollte sie lieben, sich um sie kümmern und auf Partys nur Orangensaft, um sie nach Hause fahren zu können.
    Monica goss sich noch ein Glas Wein ein. Sie dachte, ich möchte jemanden haben, für den ich kochen kann. Ich möchte, dass mir jemand den Strafzettel aus der Hand nimmt undsagt: »Mach dir dein hübsches Köpfchen nicht schwer.« Ich möchte, dass jemand mit mir beim Fernsehquiz lacht. Ich möchte, dass jemand mich vor schurkischen Klempnern bewahrt. Ich möchte, dass ich mit jemandem nackt und engumschlungen im Bett liegen kann.
    Das Telefon klingelte. Graham war dran. »Ist das, äh, Monica?«, fragte er. »Leider klappt es nicht mit unserem Treffen. Mir ist ein Zahn ausgefallen, und ich muss zum Arzt.«
 
    Am nächsten Morgen wachte Monica mit trockenem Mund und dröhnendem Kopf auf. Sie hatte wohl die Weißweinflasche leer getrunken. »Eine Party gehabt, was?«, fragte ihr Nachbar, als sie den Recycling-Behälter nach draußen trug.
    Monica stellte ihn scheppernd auf den Boden. Natürlich trank sie nicht zu viel. Sie hatte bloß einen stressigen Job und musste sich daheim entspannen. Es war doch Menschenskind nur ein Pinot Grigio, und der Alkoholgehalt nicht der Rede wert. Außerdem war sie im Gastgewerbe tätig, da lief nichts ohne Bechern.
    Ausgerechnet an diesem Samstag musste sie nach dem abgesagten Kaffee mit Graham nach Burford fahren und ein neues Hotel überprüfen. Die Geschäftsleitung würde sie sicher fürstlich bewirten. Eine Aussicht, die sie mit Schrecken erfüllte.
    Denn es war dasselbe Hotel, das Yew Tree. Selbstverständlich renoviert, aber dasselbe Hotel. Von allen Hotels auf der ganzen Welt …
    Plötzlich war Malcolm bei ihr, sein Atem an ihrem Gesicht. Tag und Nacht weilte er in Gedanken bei ihr, er war nie fort, und jetzt sprach er mit der Bogart-Stimme, die eine Augenbraue hochgezogen. Er war immer ein lausiger Mime gewesen, aberdas war ihr egal … Malcolm, die Liebe ihres Lebens, Malcolm, der Verheiratete.
    Burford, das südliche Tor zu den Cotswolds, war mit dem Auto bequem in einer Stunde Fahrt von London aus zu erreichen (noch bequemer für Malcolm, der in Ealing wohnte). Burford, seine berühmte Hauptstraße mit den zahlreichen Olde-Worlde-Teestuben (Malcolm wischte zärtlich Marmelade von ihrem Kinn). Der Antiquitätenmarkt voll ungewöhnlicher Geschenke und schätzenswerter Sammlerstücke (Malcolm kniff sie in den Po, als sie die Treppe zur ersten Etage hochstiegen – Weitere Verkaufsstände oben ). Die malerischen Streifzüge im Umland (Malcolm ließ ihre Hand fallen, sobald andere Spaziergänger erschienen. Mein Gott, sie würden schon keinen Bekannten treffen!). Das mächtige Rathaus, erbaut aus honigfarbenem Kalkstein (Malcolm in der Telefonzelle davor, die Heimlichkeit des treulosen Ehebrechers. Das war die Zeit vor dem Handy, dem Komplizen des Ehebrechers und – manchmal – dessen Feind).
    Sie hatten
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