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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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vertrocknete alte Jungfer an, eine jener Karrierefrauen mittleren Alters, die mit ihrer Katze lebten, sich glutenfrei ernährten und nur Kräutertee tranken. Wenn er sie denn überhaupt ansah.
    Sie antwortete irgendetwas. Er führte sie zum Wellness-Bereich, zu den Therapieräumen und dem Konferenzzentrum. Sie aßen auf der Terrasse zu Mittag und besprachen die verschiedenen Programmpakete und Zimmertarife. Ein Kellner füllte Monicas Glas nach. Sie überlegte zum tausendsten Mal, ob Malcolm je die Absicht gehabt hatte, seine Frau zu verlassen.
    Das Problem war, es war immer die falsche Zeit. Im Lauf der Jahre war eine Krise der anderen gefolgt. Seine Frau entwickelte eine hysterische Angst vor Brustkrebs. Seine Tochter wurde von der Universität verwiesen, da sie mit Drogen gehandelt hatte. Bei seinem Sohn wurde eine bipolare Störung diagnostiziert – der Begriff war gerade in Mode gekommen. Und dann wurde Malcolm kurzfristig arbeitslos, und sie musste ihm eine Stütze sein. Schließlich bekam seine Mutter, gerade als er versprochen hatte, sich loszureißen, Alzheimer, und die ganze Familie wurde von Schuldgefühlen geplagt bei der Frage, ob man sie in einem Heim unterbringen sollte oder nicht.
    Monica lebte dieses Leben aus der Ferne mit. Die anderenwaren im Sonnenlicht, während sie im Schatten blieb. Jahr für Jahr der erschlichene Beischlaf in Hotelzimmern, hier in England oder sonst einem europäischen Land. Kurze Mittagessen in Pubs am Flussufer, wo sie und Malcolm sich die Hände streichelten, ein Liebespaar in seiner Seifenblase eingeschlossen. Dinners mit Kerzenlicht in ihrer Wohnung, bei denen sie Reizwäsche trug und so tat, als bemerkte sie nicht seinen verstohlenen Blick auf die Uhr. Ihre Affäre stagnierte, während es bei seiner Familie weiterging. Seine Tochter verheiratete sich, wie konnte er da aussteigen? Sie hatte das Gefühl, als sähe sie eine Fernseh-Soap, neun Jahre vergingen, und mittlerweile hatte sie die ganze verdammte DVD -Kassette beisammen: Malcolm und seine Familie . Ihr Leben blieb sich indessen gleich, sie blieb die Gleiche für ihn in all den Jahren, eingeschnürt in ihrem Korsett wie ein dressierter Truthahn. Dabei wusste sie, ihre einzige Macht über ihn war die Macht einer Geliebten. Bei ihr gab es die Schufterei des häuslichen Lebens nicht, weder Genörgel über die Autoversicherung noch Haushaltsreparaturen. Auch nicht das gemeinsame Frühstücken, keine Kreuzworträtsel.
    Häusliches Leben mit Malcolm. Wie hatte sie sich danach gesehnt! Manchmal so sehr, dass sie das Gefühl hatte, gleich zu explodieren.
    Der Kellner füllte erneut ihr Glas. Monica gehörte nicht zu denen, die in der Öffentlichkeit weinten. Außerdem war sie geschäftlich hier. Sie setzte sich die Brille auf, um die Dessertkarte zu studieren. Sie erinnerte sich an das letzte Wochenende und ihre jähe Erkenntnis: Er möchte auf zwei Hochzeiten tanzen . Sie saßen genau hier auf der Terrasse, und als er in die Speisekarte schaute, kratzte er sich am Kopf. Mittlerweile lichtete sich sein Haar. Sie erfasste es nur zu deutlich: Ich bin sein Seitensprung .
    Sein Seitensprung ! Ach was, ihre Beziehung musste sich doch sicher von der anderer unterscheiden, sie war die Liebe seines Lebens. Allerweltsworte wie Seitensprung trafen nicht zu. Dennoch waren die bösen Worte wie Granatsplitter tief unter ihre Haut eingedrungen, und es hatte Jahre gebraucht, bis sie ihren Weg an die Oberfläche fanden.
    Das war alles schon so lange her. Offensichtlich hatten sich Malcolm und Hilary in der Dordogne zur Ruhe gesetzt – ganz Siebzigerjahre-Stil, fast so altmodisch wie Melba-Toast. Monica stellte sich eins der französischen Dörfer mit seinen geschlossenen Fensterläden und gestutzten Platanen vor. Und seinen Höhepunkt erreichte Malcolms und Hilarys Tag, wenn sie ihre Einkaufswagen im Carrefour-Supermarkt, auf einem Industriegelände gelegen und von schwarz verblühten Sonnenblumenfeldern umgeben, herumschoben. Ihre Abende verbrachten sie bestimmt damit, sich mit dem vin du pays zu beduseln, Taschenbücher wieder zu lesen, die sie mit anderen Briten ausgetauscht hatten, und über Facebook alte Bekannte zu kontaktieren, die sie aus Verzweiflung zum Übernachten einluden, alles nur, um der Langeweile zu entgehen.
    Denkt er je an mich?, fragte sich Monica. Oder daran, dass er mir neun Jahre meines Lebens gestohlen hat? Jener letzte Tag in Burford, der Showdown vor dem Souvenirladen. Auf einem Schild stand: Schäden sind zu
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