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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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sie keinen richtigen Sex gehabt. Beide hatten seine schwache Erektion ignoriert; ihre Hände hatten sich nur selten in die Gegend unterhalb der Taille verirrt. Und doch … sie hatten sich geliebt. Sie hatten sich stundenlang geküsst, zumindest kam es ihm so vor, tief und zärtlich. Sie war eine wunderbare Küsserin, dieser große weiche Mund. Langsam war ihre Schüchternheit verflogen. Wie auch ihre Trunkenheit. Sie hatten einander zaghaft erforscht,ihre Körper lernten sich mit der genüsslichen Zurückhaltung kennen, dem Versprechen auf Schöneres in der Zukunft, wie er es seit seiner Jugendzeit nicht mehr erlebt hatte.
    Kein Wunder, dass er mit dem Überfall ihrer Eltern gerechnet hatte.
    Und nun war sie zurück mit zwei Teebechern. Sie hatte sich das Haar gebürstet.
    »Ich bin ihm zuvorgekommen«, sagte sie.
    »Ein kleiner Triumph, aber nichtsdestoweniger ein Triumph.«
    Sie nickte und setzte sich aufs Bett. »Ist verdammt kalt draußen.«
    »Dafür kuschlig warm hier drin«, sagte er. »Schlüpf wieder rein.«
    Sie zog sich den Bademantel aus und rutschte unter die Bettdecke. Buffy stellte seinen Becher auf den leeren Nachttisch. Wer hatte diese Bettseite zuletzt okkupiert? Wie lange war das her? Er hatte seit seiner Scheidung von Penny die Nacht nicht mehr bei einer Frau verbracht.
    »Was ist, wenn du zur Toilette musst?«, fragte sie. »Ich habe keinen Pinkelpott.«
    »Ich werde sehen, ob ich später den Hintern hochbekomme.« Er räusperte sich. »Stichwort: einen hochbekommen –«
    »Sch!« Sie schmiegte sich an ihn und rieb das Gesicht an seinem Bart. »Ich kann dir nicht sagen, wie schön das gewesen ist.«
    Sie schlürften wortlos ihren Tee. Unter der Bettdecke umklammerte ihr Fuß den seinen. Er zog ihn zwischen die eigenen Füße und hielt ihn dort fest.
    »Musst du nicht zur Arbeit?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich hab gedacht, da gibt's eine Krise im Büro.«
    »Ich habe gelogen«, sagte sie.
    »Na gut.« Er schaute ihr ins Gesicht. »Du hast dich, weißt du, geändert. Als ich dich kennengelernt habe, kamst du mir so angespannt vor.« Er fuhr mit dem Finger ihre Wange entlang. »Jetzt ist dein Gesicht so lebendig … völlig entspannt.«
    »Du glaubst, das ist dein Verdienst?«
    Buffy tat es bescheiden mit einem Achselzucken ab.
    »Um ganz ehrlich zu sein«, sagte sie, »die Wirkung des Botox lässt nach.«

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Buffy
    Vier Monate waren vergangen. Buffy lag wach im Bett und lauschte dem Flüstern und Seufzen des Hauses und seiner Bewohner. Monica, seine Gegenwart, schlief neben ihm, aber das Hotel war voll mit seiner Vergangenheit. Jacquetta und Leon schliefen im oberen Zimmer. Nyange und ihre Mutter Carmella schliefen in dem Doppelzimmer mit den zwei Einzelbetten nebenan. Celeste und ihre Mutter teilten sich das Doppelbett im Blue Room, Quentin und James waren im Pink Room gegenüber. India war für die Nacht in das Einzelzimmer in der Mansarde gezogen; es war der Abend vor ihrer Hochzeit, und kurioserweise folgte sie der Tradition, sich in dieser Zeit von der Heißgeliebten fernzuhalten.
    Kein Wunder, dass Buffy nicht schlafen konnte. Er lauschte, wie der Wind an den Fensterscheiben rüttelte. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte nachgeschaut, ob die Bewohner auch wirklich in ihren Betten lagen. All die Jahre waren sie so lebendig in seiner Erinnerung gewesen, dass er ihre leibhaftige Anwesenheit äußerst verwirrend fand, als würde er sich das Ganze zusammenträumen. Die einzige Gemeinsamkeit aller Anwesenden war er. Volles Haus . Sein Hotel ächzte unter der Last seiner Geschichte. Tatsächlich waren die Toten auf unheimliche Weise so spürbar gegenwärtig wie die atmenden Menschen unter seinem Dach. Sie alle weilten in seiner Erinnerung: Popsi mit ihren prachtvollen Brüsten und ihrem kehligen Lachen; Bridie mit ihrem hennagefärbten Haar und den Bechern voll Whisky, Bridie, die ihm den Schlüssel zu ihremLeben überreicht hatte. Und darüber hinaus waren da die Erinnerungen an all die Hotelgäste der vergangenen zwei Jahre, die dank des Schlüssels Einlass bekommen hatten – die Pritchards; der scheue Geologe; Rosemary, die stoische, sitzengelassene Ehefrau … und vor ihnen, lange vor ihnen, die Geister all der zeitweiligen Bewohner dieses schäbigen alten Gemäuers, dessen befristeter Kastellan er war.
    Unten schlug es drei. In wenigen Stunden würden er und seine Großfamilie sich in Vodas Cottage für die Zeremonie versammeln. Tobias und
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