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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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drückte auf den Knopf.
    Minuten verstrichen. Ein Krankenwagen jagte mit heulenden Sirenen vorbei. Schließlich erschien eine Gestalt hinter dem Milchglas. Die Tür öffnete sich, und Monica stand im blauen Frottee-Bademantel da, ihr Gesicht ohne jedes Make-up.
    Sie starrte ihn an. »Was um Himmels willen tust du hier?«
    »Ich wollte sehen, ob mir so etwas noch gelingt.«
    Ihr Gesicht versteinerte sich. »Dann ist dir so was wohl schon öfter gelungen?«
    »Nein! Das wollte ich damit nicht sagen. Ich wollte nur sagen – mein Gott, ich fühle mich schrecklich alt.« Er seufzte.»Sieh mich nicht so an. Ich mache keine Wahlpropaganda für die Britische Nationalpartei.«
    »Es tut mir leid.« Sie drückte sich gegen die Wand. »Komm rein.«
    Buffy folgte ihr die Treppe hoch. Sie trug Pantoletten. Mit Brille konnte er die rissige Haut ihrer Fersen sehen. Und ihn überwältigte ein Gefühl der Zärtlichkeit für sie, für sie beide.
    Sie standen in ihrem Wohnzimmer. Alles blitzblank, ein paar Pflanzen. Ein Matisse-Plakat an der Wand. Das Zimmer einer unverheirateten Frau. Auf dem Couchtisch stand ein Tablett mit Halbgegessenem. Davor ein offener Laptop. Monica ging schnell an ihm vorbei und machte ihn zu.
    »Was hast du dir angesehen?«, fragte Buffy. »Tut mir leid, dass ich gestört habe.«
    »Bloß etwas auf dem BBC -iPlayer. Das Bild bleibt allerdings immer stehen.«
    »In Wales ist es noch schlimmer. Man sitzt erwartungsvoll da und will noch einen Happen essen und bemerkt, wie man auf den Apparillo glotzt und alles sich nur dreht und dreht.«
    »Setz dich doch. Willst du etwas zu trinken?«
    Buffy zeigte auf die Flasche. »Scheint gut zu sein.«
    »Nicht wirklich. Von Tesco.«
    »Alles ist recht.«
    Sie holte ihm ein Glas.
    »Hör zu, es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht hereinplatzen.«
    Monica fuhr herum. »Das wolltest du nicht? Aber du bist weit über dreihundert Kilometer gefahren.«
    »Zweihundertzweiundsiebzig genau.«
    Er lächelte sie an, aber sie wandte sich ab. Dabei erblickte sie sich im Spiegel.
    »Du siehst reizend aus«, sagte er.
    »Stimmt nicht! Ich seh schrecklich aus.«
    Er sprach zu ihrem Spiegelbild. »Tut mir leid. Ich hätte nicht kommen sollen.«
    »Das überrascht mich nicht, so wie ich aussehe.«
    »Hör auf damit, Monica!«
    »Ich kann dir nichts zu essen anbieten. Das ist eine Single-Mahlzeit. Mehr gibt es nicht.«
    »Das ist mir schnuppe!« Er streckte die Hand aus. »Komm her.«
    Monica zögerte.
    »Bitte«, sagte er.
    Sie setzte sich neben ihn und schenkte Wein ein.
    »Ich wollte dich einfach nur sehen«, sagte er.
    »Ich kann mir nicht denken, wieso.«
    »Wieso denn nicht?«
    Sie drapierte den Bademantel über die Knie. »Ich wünschte, du hättest mich gewarnt.«
    »Warum bist du fortgelaufen? Du hast dich nicht einmal verabschiedet.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Es hatte keinen Sinn.«
    »Warum denn nicht um Himmels willen?«
    »Weil wir uns beide idiotisch benommen haben. Wie Teenager . Am besten, wir vergessen es.«
    »Aber im Innern sind wir Teenager. Da haben wir uns nicht verändert, oder?«
    Sie betrachteten beide den Rest von Monicas Cottage Pie. Auch den Klacks Ketchup. Buffy war gerührt. Er hatte sie sich nicht als Ketchup-Frau vorgestellt. Es gab noch so viel zu erkunden.
    »Ich kann den Schmerz nicht ertragen«, sagte sie schließlich. »Ich bin zu alt dafür.«
    »Zu alt für was?«
    »Selbst, wenn wir uns gern hätten, was vielleicht sogar stimmt –«
    »Natürlich habe ich dich –«
    »Selbst wenn, wir hätten den ganzen Zirkus wieder vor uns.«
    »Was für einen Zirkus?«
    Sie seufzte. »Auch die unschönen Dinge voneinander kennenlernen, unsere Schwächen entdecken, herausfinden, dass der andere knauserig ist oder die Kellner herumkommandiert oder über die Schulzeit schwadroniert –«
    »Ich bin nicht knauserig –«
    »Und dabei weiß man, dass diese Dinge bereits von anderen in der Vergangenheit entdeckt wurden, von vielen, vielen anderen; schöne Dinge und nicht so schöne, worüber sie entzückt waren oder sich beklagt haben. Es ist, als erforsche man einen Wald und fände dort lauter Fußspuren und Abfall.«
    »Mein lieber Scholli«, sagte er. »Siehst du das wirklich so?« Tatsächlichlich hatte ihn ihre Waldmetaphorik überrascht. Ja, entzückt . Sie war eine Frau mit Fantasie. Das war eine Entdeckung, und warum sollte ihm die verwehrt sein? Sicher hatten andere Männer das schon bemerkt, doch jetzt war er am Zug.
    »Es ist anders, wenn
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