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1545 - Vampirtränen

1545 - Vampirtränen

Titel: 1545 - Vampirtränen
Autoren: Jason Dark
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Die Männer sprachen schnell und hektisch miteinander. Es hörte sich an, als würden sie sich gegenseitig Befehle geben. Sie redeten zwar nicht laut in der Stille, jedoch waren ihre Stimmen gut zu verstehen.
    Der Anführer war ein breitschultriger Kerl mit roten Haaren und einem wilden Bart. Er trug dicke Winterkleidung, obwohl es nicht so kalt war.
    Mit einer Handbewegung stoppte er die Rede seiner Begleiter.
    »Sie ist hier, das weiß ich. Und mir ist auch bekannt, wo sie steckt. Und zwar im Loch. In ihrem Grab. Da verkriecht sie sich, wenn der Tag hell ist und die Sonne scheint.«
    »Und wo ist das?«
    Der Anführer schaute sich um. Seine Augen glitzerten dabei in einer wilden Vorfreude. Er deutete auf eine Stelle unter einem knorrigen Baum, der seine Blätter längst verloren hatte.
    »Da soll ein Grab sein?«, fragte der Jüngste aus der Runde und lachte schrill.
    »Ja, gut getarnt.«
    »Müssen wir graben?«
    »Nein.«
    »Aber…«
    »Kein Aber!« Der Mann, den sie wegen seiner roten Haare Reddy nannten, schüttelte den Kopf. »Wir werden hier warten. Es ist ihre Zeit.«
    Er deutete gegen den Himmel, wo sich schwach der Mond als blasser Kreis abzeichnete. Sein Gelb würde erst kräftiger werden, wenn die Dunkelheit zunahm.
    »Ich glaube, dass es sich nur noch um Minuten handeln kann.« Reddy grinste. »Sie wird uns bereits riechen. Sie weiß, dass es Blut in ihrer Nähe gibt.«
    Die drei Mitläufer starrten den Sprecher an. Allmählich wurde ihnen klar, dass es kein Spaziergang war, den sie unternahmen, sondern dass sie dabei waren, etwas zu tun, das nicht ungefährlich war. Sie alle hatten zuvor großartig geredet, aber jetzt, wo es ernst wurde, stieg doch ein komisches Gefühl in ihnen hoch.
    »He, was ist?«
    »Schon in Ordnung«, sagte der Kleinste aus der Gruppe. Er war ein Mann mit grauen Haaren und einer ebenfalls grauen Gesichtshaut, die ein Muster aus unzähligen Falten aufwies.
    »Wie machen wir es denn?«
    Auf die Frage hatte Reddy gewartet. Er wies in verschiedene Richtungen. Da überall sperrige Büsche aus dem Erdreich wuchsen, meinte er damit die entsprechenden Deckungen.
    »Sollen wir uns verstecken?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Wir warten, bis sie kommt. Das ist alles. Und wenn dieses Untier an die Oberfläche kriecht, schlagen wir zu. Dann gibt es kein Pardon. Wir werden sie pfählen.«
    Die anderen nickten, und Reddy war froh, dass seine Leute nicht vor Angst wegrannten.
    Sie warteten. Nachdem sich seine drei Begleiter in ihre dürftigen Deckungen begeben hatten, suchte auch er sich einen Platz aus. Es war ebenfalls ein Strauch, der ziemlich breit war, sodass er dahinter völlig verschwand.
    Es war ein guter Platz. Er konnte die Stelle unter dem bewussten Baum ebenso im Blick behalten wie das alte Haus, das auf dem Grundstück stand und irgendwie verlassen wirkte, was nur zum Teil zutraf. Im Moment allerdings wurde es nicht bewohnt. Davon ging Reddy aus.
    Zudem sah es sehr baufällig aus.
    Die Unperson hieß Galina. Sie stammte nicht von hier. Sie war irgendwann mal aus dem Südosten Europas gekommen. Wahrscheinlich mit einem Schiff, das seinen Heimathafen auf dem Balkan hatte.
    Und hier im Königreich hatte sie ihre Zeichen gesetzt. Sie war eine Blutsaugerin, eine Vampirin. Sie hatte ihre Zähne in die Haut der Menschen geschlagen und das Blut mit vollem Genuss gesaugt.
    Es hatte lange gedauert, bis die Männer das Versteck der Galina gefunden hatten. Jetzt war es so weit. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis sie ihr Versteck in der Erde verließ, um ihren Hunger zu stillen. Denn in der Dunkelheit gingen Wesen wie sie auf Nahrungssuche, und sie waren oft unersättlich.
    Reddy und seine Verbündeten wollten ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Das würde auch so passieren, obwohl der Anführer der Einzige war, der nicht eine so große Furcht zeigte. Er hatte seine Mitkämpfer erst lange überreden müssen, schließlich wollte sich niemand eine Blöße geben, und so waren sie zu viert, um gegen das Grauen ankämpfen zu können.
    Die Zeit verstrich, und der Himmel über ihnen dunkelte immer mehr ein.
    Die blaugrauen Schatten verdrängten allmählich die letzten hellen Flecken am Himmel. Aber es wurde noch nicht dunkel, denn die Sonne wollte den Kampf nicht verloren geben. Sie stand tief im Westen und malte mit ihren letzten Strahlen die schmalen Wolkenbänke tiefrot an.
    Auch das Abendrot würde bald verschwunden sein, und dann war die Zeit der Blutsaugerin gekommen.
    Reddy ließ
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