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1545 - Vampirtränen

1545 - Vampirtränen

Titel: 1545 - Vampirtränen
Autoren: Jason Dark
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nach.«
    Sie schob den Kelch mit dem Rest des Desserts zur Seite und gab mir die Antwort, die allerdings mehr zu einer Frage wurde.
    »Kann man eigentlich von Halb vampiren sprechen?«
    Ich pfiff durch die Lippen. »He, wie kommst du denn darauf? Das habe ich noch nie gehört.«
    »Was schon etwas heißen soll«, sagte sie. »Schließlich bist du der große Fachmann.«
    »Nun ja, wir wollen den Ball mal flach halten. Wenn ich ehrlich bin, habe ich über diesen Begriff noch nicht nachgedacht. Er ist mir nicht mal in den Sinn gekommen.«
    »Aber mir jetzt, John. Ich habe auch einen Grund dafür. Justine ist einfach anders als normale Vampire. Sie kann sich tagsüber bewegen. Da ist sie zwar nicht so in Form wie in der Dunkelheit, aber wie eine Blutsaugerin, die man aus der Literatur oder aus Filmen kennt, verhält sie sich auch nicht. Und da kannst du nicht widersprechen, John, denn Todfeinde seid ihr beide nicht. Das könnt ihr einfach nicht sein, da ihr euch schon gegenseitig das Leben gerettet oder geschenkt habt.«
    »Das trifft wohl zu.«
    »Und deshalb ist sie mir ein Rätsel.«
    Ich lächelte und griff nach meinem Glas, in dem sich ein herrlicher Gauburgunder aus Deutschland vom Kaiserstuhl befand. Den Wein genoss ich in kleinen Schlucken und ließ dabei meine Blicke durch das Restaurant gleiten.
    Es war gut besetzt, auch weihnachtlich geschmückt, aber nicht durch irgendwelchen Kitsch überladen. So wurde der Gast von dem Wesentlichen, vom Essen, nicht abgelenkt.
    »Bist du jetzt schlauer geworden, John?«
    Ich stellte das Glas wieder zurück auf den Tisch und schüttelte den Kopf.
    »Nein, das bin ich nicht. Da müssen wir Justine selbst fragen, denn wir können uns die Antworten nicht geben.«
    »Willst du das übernehmen?«
    Ich winkte ab. »Warum sollte ich? Für mich bleibt sie eine Vampirin mit besonderen Eigenschaften. Oder hat sich Justine in der Zeit, in der sie jetzt bei dir ist, stark verändert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Zum Menschlichen hin.«
    »Das könnte ich nicht sagen.«
    »Also ist und bleibt sie das, als was wir sie kennen. Oder liege ich da falsch?«
    »Nein, tust du nicht.«
    »Okay.« Ich lachte. Dann hoben wir gemeinsam unsere Gläser und stießen an.
    Jane Collins sprach davon, was das nächste Jahr wohl alles bringen würde. Ich erklärte ihr, dass ich alles auf mich zukommen lassen würde, was ich eigentlich immer getan hatte.
    »Es kommt sowieso, wie es kommt.«
    »Stimmt. Aber im Moment hast du Ruhe - oder?«
    »Ja. Der letzte Fall ist in der Mottenkiste gelandet.«
    »Stimmt. Das war der Monster-Killer.«
    »Genau. Und bei dir war der Monat schlecht?«
    Jane winkte ab. »Ich habe einige Aufträge abgelehnt. Sie erschienen mir zu billig. Ehemänner oder Ehefrauen in der Weihnachtszeit zu verfolgen, darum sollen sich andere kümmern. Es gibt genügend Detektive, die auf Aufträge warten. Ich weiß auch, dass man diese Jobs gern an Frauen vermittelt, weil sie weniger auffällig sind. Das ist mir in diesen Fällen alles egal gewesen.«
    »Gut, dann hast du ja deine Ruhe.«
    Jane legte ihren Kopf schief. »Und wie sieht es bei dir Silvester aus?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Am liebsten wäre mir ein ruhiger Übergang ins neue Jahre. Kein Stress, keine Hektik. So kann man sich am besten auf die neuen zwölf Monate vorbereiten. Sie werden schon einige Unruhe mit sich bringen, davon gehe ich mal aus.«
    »Ich dachte, du würdest bei den Conollys feiern.«
    »Das auf keinen Fall. Sie wollen über den Jahreswechsel in den Schnee fahren.«
    »Sollen Sie.«
    Ich streckte die Beine unter dem Tisch aus. Es waren wirklich drei perfekte Stunden gewesen. Ich fühlte mich satt und zufrieden, aber nicht übersättigt. Beide waren wir mit Taxis gekommen, und so konnte ich mir auch noch einen Absacker erlauben.
    Der Ober erschien, um zu fragen, ob wir zufrieden waren. Das konnten wir nur bejahen. Er fragte, ob er noch etwas für uns tun könnte.
    »Einen Mokka, bitte«, bestellte Jane.
    »Gern. Und Sie, Sir?«
    »Ein flüssiges Obst.«
    »Ahhh«, dehnte er, »verstehe. Da kann ich Ihnen verschiedene Obstsorten anbieten. Vom Apfel bis zur Marille. Brenner aus Deutschland, dem Eisass und der Schweiz stehen zur Verfügung.«
    Da der Wein auch aus Deutschland stammte, bestellte ich eine Wildkirsche, die mir der Ober besonders ans Herz gelegt hatte.
    »Wenn das so ist, dann einen Doppelten.«
    »Sir, ich sehe, Sie haben Geschmack.«
    »Nun ja, etwas muss man ja haben.«
    »Stimmt.«
    Jane
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