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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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inhalierte und blies den Rauch durch die Nasenlöcher. Sie nippten am Wein.
    »Er hätte erst atmen müssen«, sagte sie.
    »Scheiß drauf.«
    Sie rauchten eine Zeitlang schweigend. Von oben drang das leise Geräusch eines Fensehers zu ihnen.
    »Ich könnte dir einen Toast machen«, sagte Monica. »Wir könnten auch in der Gefriertruhe wühlen. Ich bin ja erst heute Morgen zurückgekommen und war noch nicht einkaufen.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe ein Sandwich an der Warwick-Raststätte gekauft.«
    »Was für eins?«
    »Katzenwels und Rucola. Hab ich noch nie gehabt.«
    »Lecker?«
    »Köstlich.« Er zuckte mit den Achseln. »Du siehst, es gibt immer noch Dinge, die man entdecken kann.«
    »Was hast du sonst noch gegessen? Ein Stück Kuchen? Butterkekse?«
    Er drückte die Zigarette aus. »Möchtest du das wirklich wissen?«
    Monica blinzelte durch den Rauch. Und dann lächelte sie. »Ich möchte alles wissen.«
 
    Buffy erwachte am nächsten Morgen ohne das Gewicht des Hundes auf den Beinen. Stattdessen lag er in einem blauen Schlafzimmer, und Monica schlief neben ihm. Die Sonne schien durch eine Lücke im Vorhang. Das Zimmer ging zur Straße; er konnte den Verkehr von unten hören.
    Monica lag mit dem Rücken zu ihm. Sie atmete ganz leise, möglicherweise war sie wach; sie lag einfach da, reglos in der Erkenntnis, was sie getan hatten. Auf der Haut zeigten sich einzelne Leberflecke; in ihrem dunklen zerzausten Haar waren die grauen Ansätze zu sehen. Er schaute auf ihren Nachttisch: eine Klarsichtpackung mit Kontaktlinsen, ein Stapel Condé-Nast-Traveler-Reisemagazine. Eine Flasche Wasser.
    Buffys Kehle war ausgetrocknet. Er versuchte, über ihre Schulter hinweg nach der Flasche zu greifen, aber ein krampfartiger Schmerz schoss ihm die Wirbelsäule hoch. Wimmernd fiel er aufs Kissen zurück.
    »Was ist los?«, murmelte sie.
    »Der Rücken ist im Eimer.« Er stöhnte. »Kommt von der Fahrerei.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. »Kannst du dich überhaupt bewegen?«
    »Alles ziemlich steif.« Er versuchte, sich aufzurichten, und schrie vor Schmerz. Nachdem er es sich auf dem Kissen erträglich gemacht hatte, lag er still da und starrte die Decke an.
    »Ist das schon mal passiert?«, fragte Monica.
    Er nickte. »Ich muss bloß eine Zeitlang ruhig liegen.«
    »Wie lange?«
    »Weiß ich nicht. Ist unterschiedlich.«
    »Armes Kerlchen«, sagte sie matt. »Ich muss dich warnen, ich bin eine furchtbare Krankenschwester.«
    »Ja, kann ich mir denken.«
    Sie manövrierte sich vorsichtig aus dem Bett. »Ich mache uns eine Tasse Tee.«
    Wenn sie auf der Bühne wären, würde Monica sich jetzt mit elegantem Schwung einen Seidenumhang überwerfen. Unter den gegebenen Umständen musste sie durchs Zimmer gehen, nackt, und sich ihren Bademantel holen. Alle Menschen reiferen Alters empfinden selbst gefiltertes Tageslicht als unerbittlich. Buffy wandte sich ab und sah auf ein Plakat mit Botticellis Geburt der Venus . Die Hand schützend vor ihrer Scham, erwiderte die Venus mit einem Halblächeln seinen Blick.
    Plötzlich keuchte Monica. »O Gott, sie werden in einer Minute hier sein!«
    »Wer, deine Eltern?«
    »Nein, die vom Ordnungsamt! Es ist zehn vor neun.« Sie ging rasch hinaus. Er hörte, wie sie eine Schublade aufzog und herumsuchte.
    »Was für ein Tag ist heute?«, rief sie.
    »Freitag.«
    »Was für ein Datum?« Monica kam mit einer Besuchserlaubnis zurück. »Ich habe seit Ewigkeiten keine mehr gebraucht.«
    »Weiß nicht«, sagte Buffy. »Der soundsovielte November. Hast du die Zeitung von heute?«
    »Natürlich nicht. Siebzehnter, achtzehnter? Ich brauche was zum Kratzen.« Sie blickte sich wild im Zimmer um. »Für eine dieser Rubbelkarten.«
    »Mir fällt's jetzt ein – es ist der achtzehnte. Der letzte Tag vom Kochkurs.« Wie fern das schien, eine andere Welt! Hoffentlich war jemand mit dem Hund Gassi gegangen.
    »Da steht: Kratzen Sie mit einer Münze . Wo ist meine Handtasche?« Wieder eilte sie nach draußen.
    »Darum bin ich weg aus London«, rief Buffy aus. »Diese verdammten Aasgeier vom Ordnungsamt!«
    »Wo sind deine Autoschlüssel?«, schrie sie.
    »In meiner Jacketttasche!«
    »Wo ist er geparkt, wie sieht er aus?«
    »Du kannst nicht im Bademantel raus.«
    Wenige Augenblicke später war sie fort. Buffy ließ sich erschöpft zurückfallen. Erst neun Uhr, und schon fühlte er sich kraftlos.
    Jetzt, da er allein war, ließ er die Ereignisse der vergangenen Nacht Revue passieren. Wieder hatten
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