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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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gestanden hatte, bestimmt dachte sie dasselbe von ihm. Sie waren schließlich beide zweiundsiebzig. Von Arthritis geplagt, stützte sich Lorna auf einen Stock. Den Abend zuvor hatte sie sich lange mit Monica unterhalten. Hatten sie Erfahrungen ausgetauscht? Vierzig Jahre waren vergangen; jedwede Erfahrung war inzwischen so überholt wie eine alte Examensarbeit. Celeste, ihr Sprössling, schnitt Brotscheiben und steckte sie in den Toaster.
    Und nun erschienen Nyange und ihre Mutter und klagten, es gebe kein warmes Wasser mehr. Selbst in ihren Bademänteln sahen sie aufsehenerregend exotisch aus. Buffy kippte die Würstchen auf einen Teller. Wie seltsam, dass alle beisammen waren! Dabei nicht seltsamer als die verschiedenen Gäste, die es nach Myrtle House verschlagen hatte. Unter diesem Dach war er Zeuge vieler Geschichten geworden, von Tränen und Enthüllungen, von Vertraulichkeiten, die die kurze Inanspruchnahme eines Hauses ausgelöst hatte, in dem die Gäste einen anonymen Zwischenstopp einlegten. Das war ja gerade der Kick von Hotels.
    Buffy erinnerte sich an die Vison seiner selbst, als er das Haus zum ersten Mal sah – Er, Verehrter Herr Wirt! , verbreitete mit seinen vom Bordeaux geröteten Wangen Jovialität. Proben unnötig. Er musste kaum die Rolle spielen, denn mittlerweile verkörperte er sie.
    Monica kam herein, gefolgt von Quentin und James. Sie trug für die Hochzeit ein elegantes grünes Kostüm. Als sie merkte, dass Buffy sie ansah, schenkte sie ihm ein zaghaftes Lächeln.
    »Wer möchte Eier?«, fragte er strahlend.
    Monica
    »Es sind doch die Banker, die dieses Land in die Knie gezwungen haben«, sagte Bruno. »Wie können Sie es ertragen, mit denen zu arbeiten?«
    »Jemand muss es doch«, sagte Monica.
    »Und wie sieht die Zukunft für mein kleines Baby aus?«, empörte sich Bruno. »Das ist doch alles deren Schuld, diese verdammten gierigen Schweinehunde.«
    »Um Himmels willen, lasst die arme Frau in Ruhe!«, kam Buffy ihr zu Hilfe. »Das soll eine Hochzeit sein.«
    »Und keiner von denen ist bestraft worden, sie haben alle richtig fette Boni gekriegt!«
    »Da wir gerade von Banken reden«, sagte Buffy hastig. »Conor ist soeben verhaftet worden, weil er eine Bank in Llandrod überfallen hat. Ihm war allerdings nicht klar, dass die Bank seit sechs Jahren geschlossen war und jetzt eine Einrichtung für Reflextherapie ist. Er wollte unbedingt, dass die Patienten ihm ihr Geld geben, doch die waren so komatös, sie haben nicht verstanden, wovon er redete, und dann ist die Polizei gekommen. Und sowieso war's nur eine Spielzeugpistole.«
    Monica lachte. Die Atmosphäre entspannte sich. Bruno wandte sich zu ihr. »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich habe schon das Gefühl, ich kann Ihnen gegenüber so grob sein, Sie gehören ja jetzt irgendwie zur Familie.«
    Monica starrte auf die vielen Gäste. Die Party fand in Vodas Cottage statt. Der Raum hatte eine Balkendecke, woran Lichterketten hingen; jemand spielte Geige. Dieses Irgendwie-zur-Familie-Gehören war ganz neu für sie. In den Jahren mit Malcolm war sie genau davon ausgeschlossen gewesen. Ein Seitensprung . Sie selbst hatte keine Kinder und keine Geschwister; ihr Leben war das einer alleinstehenden Berufstätigen. Jetzt fühlte sie, wie in alle Richtungen Strömungen flossen, zu tiefgründig, als dass sie sie verstehen konnte. Penny hatte Recht; ihre Eifersucht war fast verflogen, seitdem sie Buffys leibhaften Exfrauen gegenüberstand, die meisten fortgeschrittenen Alters. Der Rest war weit komplizierter.
    Denn obwohl Buffy sich nach Kräften bemühte, sie einzubeziehen, kam sie sich wie ein Fremdling vor in diesem baufälligen Cottage hoch oben in den Hügeln. Doch fühlte sie sich wirklich wohler in einem Raum mit lauter Bankern? Sie konnte die zwei Hälften ihres Lebens nicht miteinander verbinden – ihre Wochenenden mit Buffy samt dem ganzen Tohuwabohu und ihre Firmenwochen in Hotels, in denen weder die Zimmerdecke undicht noch das Warmwasser nur begrenzt verfügbar war. Sie beobachtete, wie Voda und India miteinander tanzten und dabei mit anderen zusammenstießen, wobei ihnen die Narzissen aus dem Haar fielen. Und sie dachte, beide Hälften haben etwas gemeinsam – jeder ist am Ende schwer besäuselt.
    Einmal mehr wurden die Gläser auf das glückliche Paar gehoben. Trotz ihrer Verwirrung schloss Monica alle immer mehr in ihr Herz. Sie waren Buffys Geschichte, seine Lebensgeschichte. Welche Rolle würde sie dabei spielen? Sie liebte
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