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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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Bruno wohnten dort schon mit ihren Partnern und dem Baby. Penny und Harold würden sich aus der Wohnung über dem Herrenausstatter hinzugesellen. Buffys Herz klopfte vor Vorfreude. Es war der Abend vor einer gewagten Inszenierung mit einer zusammengewürfelten Gruppe von Schauspielern, von denen einige unter angespannten und beschämenden Umständen aufeinander getroffen waren; sie lagen wie er mit pochendem Herzen im Bett und bereiteten sich seelisch auf ein Stück vor, dessen Text sie nicht auswendig gelernt hatten, ein Stück, das in einer Strindberg-Tragödie enden konnte oder in einer Ayckbourn-Farce. Doch so war das beim Heiraten immer.
 
    »Dad, du verbrennst ja die Würstchen!« Nyange versuchte, ihm den Pfannenheber zu entwenden, aber er schüttelte sie ab.
    Er machte das Frühstück. Seine Gäste erschienen in Abständen, Geister aus seiner Vergangenheit materialisierten sich im Küchendunst.
    Jacquetta spähte in den Kühlschrank. »Hast du Sojamilch?«
    Ihr Haar war kurz geschnitten. Buffy hatte das bei seinem Besuch in London schon gesehen – sie hatte vor kurzem eineBrustkrebs-Chemotherapie durchgestanden –, aber die Wirkung war immer noch frappierend. In all den Jahren, die er Jacquetta gekannt hatte, war ihr Haar lang gewesen, allerdings in diversen pseudokünstlerischen Arrangements aufgetürmt. Jetzt war es rosafarben gestreift. Sie sah wie eine alternde Punk-Göttin aus.
    »Ich könnte kurz raus zum Supermarkt«, sagte er.
    »Ist schon gut.« Jacquetta seufzte. »Ich habe grünen Tee dabei.«
    Er hatte vergessen, dass Jacquetta auf vieles allergisch reagierte, in diesem Fall auf Milchprodukte. Sie nahm Klarsichtpackungen mit Pillen aus ihrer Handtasche. Er bekam nostalgische Anwandlungen. In ihrer Ehe war Hypochondrie etwas gewesen, das sie verbunden hatte. Auch eine Art Wettstreit war gelaufen, wen es am schlimmsten erwischt hatte. Das Spiel war natürlich längst vorbei, und Jacquetta die Siegerin. Sie war an Brustkrebs erkrankt!
    Und nun erschien ihr Mann im Rauch, immer noch groß und attraktiv, immer noch mit dieser prächtigen Haarmähne. Es schien, als wäre sie sogar noch üppiger geworden. Leon hatte das auf Hochglanz polierte Aussehen eines Fernsehpromis, obwohl er sich schon vor Jahren zurückgezogen hatte, um seine Bestseller zu schreiben. Wie Buffy den Kerl gehasst hatte! Kaum überraschend, wo er doch seine Frau vögelte. Während sie, seine Patientin, auch noch mit ihrer Übertragung zu tun hatte. Und Buffy bezahlte ihn dafür. Der Hass hatte sich natürlich längst in Luft aufgelöst. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie sich heutzutage trafen, begegneten sie sich als inzwischen ergraute Veteranen, nicht allein früherer Ehegeschichten wegen, sondern weil sie die Stiefväter von India waren, die in ihrer Pubertät ein ziemliches Biest gewesen war.
    Leon wuschelte India, die gerade Schinkenspeck auspackte, durchs Haar – etwas, das sie, wie Buffy wusste, gar nicht mochte. »Großer Tag, mein Schatz«, sagte er. »Ich bin so stolz auf dich.«
    Warum? Weil sie eine Lesbe war? Weil sie sich geoutet hatte? Leon war bestimmt angetan von seiner eigenen Toleranz. Bestimmt hatte er es mit der Intuition eines Seelenklempners die ganze Zeit geahnt. Buffy vermutete jedoch, dass er Indias Auserkorene eher als Rohdiamanten betrachtete.
    Jacquetta wandte sich an ihre Tochter. »Du hast so ein Glück«, sagte sie. »Ich wollte immer in diesem Teil von Wales leben.«
    Buffy war erstaunt. Das war ihm völlig neu.
    »So wild und ungebunden«, sagte Jacquetta. »Was für heidnische Schwingungen. Als ich mit dir schwanger war, bin ich sogar zu einem Happening auf einer Wiese gegangen. Vielleicht hat sich dir das, als du im Mutterleib warst, eingeprägt. Alan dagegen war viel zu straight, um hier zu leben.« Jacquetta lächelte. »Ich frage mich, wie er mit dem heutigen Ereignis zurechtgekommen wäre.« Indias Vater, durchweg eine geheimnisvolle Gestalt, war vor einem Jahr in Australien gestorben. »Vermutlich nicht allzu gut. Eine lesbische Tochter wäre eine Bedrohung seiner Männlichkeit gewesen. Kein Wunder, dass er ins größte Macho-Land der Welt ausgewandert ist.«
    Der Rauch verzog sich gerade, als Lorna auftauchte.
    »Ich habe einen furchtbaren Kater«, sagte sie. »So viel Alkohol wie gestern Abend, das bin ich nicht gewohnt.«
    Lorna, seine verlorene Liebe, war eine kleine alte Frau geworden. Buffy konnte kaum die Schauspielerin wiedererkennen, mit der er einst auf der Bühne
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