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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen
Autoren: Deborah Moggach
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gar nicht zu Hause war? Was, wenn sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug? Er war total verrückt.
    Doch die Dramatik der Szene riss ihn mit. Er hatte seinen Auftritt gerade im Schlussteil des Films und raste im Wettlauf gegen die Zeit über die Autobahn. Im Bild waren sein vorteilhaftes Profil (von links) und seine zusammengekniffenen Augen zu sehen, geblendet vom Licht des Gegenverkehrs wie John Wayne von der texanischen Sonne. Monica war für ihn bestimmt. Sie wusste es; er wusste es. Wenn die Musik anschwoll, würde sie die Tür aufreißen, im Gegenlicht stehend und nur mit einem Negligé bekleidet. Wie der Ehemann in Die Begegnung würde sie mit gezierter Oberschichtstimme sagen: »Danke, dass du zu mir zurückkehrst.«
    Ein Auto hupte. Buffy kam wieder zu Sinnen. Herrgott, fast wäre er eingedöst! Würde es Monica aus der Fassung bringen? Er malte sich aus, wie sie den Fernseher einschaltete und in den Nachrichten die zerfetzten Überreste seines Autos sah. Beliebter Schauspieler stirbt bei tragischem Unfall auf der Autobahn.
    Er hatte London erreicht, und die Navi-Lady führte ihn in fremde Gefilde, den Stadtteil südlich der Themse. Nehmen Sie die zweite Abfahrt links  … Wie konnte Monica nur in Clapham wohnen? Er war leicht irritiert. Wieso konnte sie nicht irgendwo passender wohnen? Er durchschaute, dass er mit dieser Abwehrhaltung nur der eigenen Zurückweisung zuvorkommen wollte, dennoch stimmte es. Er hatte nie ein Argument für Clapham gefunden: die endlosen Straßen, gerade, wie mit dem Lineal gezogen, und voller strahlender Jungbanker, die sich wie die Kaninchen vermehrten. Die langweiligste Kommune Londons. Kein Parkplatz in Sicht.
    Es war Viertel vor neun; fast vier Stunden war er gefahren. Der Rücken schmerzte, die Hämorrhoiden machten Ärger, und seine Begierde – wenn es das war – war schon in der Nähe von Droitwich abgestorben. Mittlerweile war er zu erschöpft, um noch nervös zu sein. Er war wahrlich zu alt für diesen Quatsch. Alles, was er wollte, war schlafen gehen. Vielleicht sollte er die ganze Sache aufgeben und in den Chelsea Arts Club einchecken.
    Bei der nächsten Kreuzung rechts abbiegen . War es Einbildung, oder klang ihre Stimme schon stählerner? Rechts abbiegen, und seien Sie nicht so ein Weichei. Seien Sie gefälligst ein richtiger Mann. Und jetzt fuhr er durch Monicas Straße, die Denning Street, Sie haben Ihr Ziel erreicht , und natürlich war auf beiden Seiten alles zugeparkt. Am Ende der Straße merkte Buffy, dass er sich in einem Netz von Einbahnstraßen verfangen hatte. Sie haben Ihre Abzweigung verpasst!, bellte die Navi-Lady, die inzwischen die Geduld mit ihm veroren hatte. Die Straße dehnte sich vor ihm aus, erbarmungslos lang, gespenstisch im Natriumlicht.
    Buffy fuhr langsamer, aber hinter ihm hupte es. Wie konnte ein Mann sein Leben ändern, wenn er keinen verfluchten Parkplatz fand? Wie kamen die Menschen in dieser Welt zurecht? Seine Augen füllten sich mit Tränen, diesmal war jedoch nicht Bach der Anlass, sondern die allgemeine Hoffnungslosigkeit. Rechts abbiegen! Links abbiegen! Links abbiegen! Rechts abbiegen! Was war der Unterschied? Alles war dem Untergang geweiht. Er spielte für niemanden die erste Geige , nicht einmal für seinen Hund. Fig würde sich an den ranschmeißen, der ihm Fressen gab, und bald wären sie alle tot.
    Mit einem Mal befand Buffy sich wieder in der DenningStreet, reiner Zufall, und vor ihm scherte ein Auto aus. Er parkte ein, stellte den Motor ab und stieg aus. Es war bitterkalt; die anderen Fahrzeuge waren schon vom Raureif mattiert. Sein Rücken war so steif, dass er kaum gerade stehen konnte. Die Nummer 73 war nur wenige Meter entfernt. Davor fingerte ein Mann den Kot seines Hundes in einen Plastikbeutel. Buffy wartete ab, bis er weitergewandert war, und ging steifbeinig zum Tor.
    Ein Haus genau wie die anderen in einer sich endlos hinziehenden Straße. Buffy kannte die Adresse aus Vodas Computer, aber jetzt, da er angekommen war und sich unmittelbar mit Monicas leibhaftiger Realität irgendwo hinter den Fenstern konfrontiert sah – jetzt, da er tatsächlich vor ihrer Wohnung stand, konnte er es nicht begreifen. Ich bin von Wales hierher gefahren, um eine Frau zu besuchen, die mich womöglich nicht einmal mag . Aber was für ein Eingeständnis der Niederlage, wenn er jetzt die Flucht ergriffe!
    Mit Herzklopfen ging er zur Eingangstür. Er setzte die Brille auf und betrachtete die Klingelschilder. 2: M. Kennedy . Er
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