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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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1. KAPITEL
    Dezember 1820 London, England
    Die Pressefreiheit ist das zweitwichtigste Privileg der Engländer und sollte uns bewahrt bleiben, selbst wenn die Folgen uns alarmieren. Eine kritische Einstellung führt zu Verbesserungen, und die Fähigkeit, Reformen in der Gesellschaft durchzusetzen, ist das wichtigste Privileg des Engländers.
    Lord X in der Evening Gazette vom 5. Dezember 1820
    In dem Moment, da Ian Lennard, Viscount St. Clair, den Club betrat und vom Butler mit vielsagendem Augenzwinkern begrüßt wurde, ahnte er, dass ein Dummkopf schon wieder Gerüchte über ihn in die Welt gesetzt hatte.
    Der seriöse Butler des Clubs hatte ihn mit einem Augenzwinkern begrüßt! Um Himmels willen, er hatte ihm zugeblinzelt! Da Glückwünsche nicht angebracht waren, konnte Ian nur das Schlimmste annehmen. Finster die Stirn furchend ging er durch die Korridore in Richtung des Leseraums, wo er mit seinem Freund Jordan, dem Earl of Blackmore, verabredet war. Plötzlich kam ihm ein ihn beruhigender Gedanke. Vielleicht hatte der Butler sich wieder im Dienst ein Glas oder zwei genehmigt und ihn für jemand anderen gehalten.
    Dann unterbrach jedoch eine Gruppe von Herren, die er kaum kannte, das Gespräch, und man beglückwünschte ihn. Die Fragen: „Wer ist sie?“ und „Sie haben es also schon wieder geschafft, Sie durchtriebener Fuchs!“ wurden ebenfalls von Augenzwinkern begleitet. Aber nicht alle diese Leute konnten ihn für jemand anderen halten.
    Mühsam unterdrückte er ein Aufstöhnen. Gott allein wusste, was dieses Mal über ihn geredet wurde. Die meisten über ihn in Umlauf gebrachten Geschichten waren ihm zu Ohren gekommen. Seine Favoritin hatte ihn dazu gebracht, die uneheliche Tochter des Königs von Spanien aus einer Höhle zu retten, wo sie in der Gewalt von Piraten gewesen war, die er ganz allein besiegt hatte und dafür mit einem herrschaftlichen Anwesen in Madrid belohnt worden war. Natürlich hatte der König von Spanien keine Tochter, weder eine eheliche noch eine uneheliche, und Ian war nie einem Piraten begegnet. Das einzig Wahre an dieser Geschichte war, dass er dem König von Spanien vorgestellt worden war, und die Familie seiner Mutter eine Residenz in Madrid besaß.
    Gerüchte hatten es jedoch an sich, dass sie nicht auf Wahrheit beruhten. Folglich war es sinnlos, sie abzustreiten. Warum hätte man ihm glauben sollen, wo der Klatsch doch so viel interessanter war? Aus diesen Erwägungen reagierte Ian wie sonst auch. Er gab unverbindliche Antworten und setzte eine ironische Miene auf, um sich die verdammten Dummköpfe vom Leibe zu halten.
    Er war schon fast im Leseraum, als der Duke of Pelham ihm begegnete. „Guten Abend, alter Junge“, sagte der kräftige Mann in bei ihm ungewohnt jovialem Ton. „Wollte Sie und einige andere Herren mit ihren Geliebten zu einem informellen Dinner einladen, das ich morgen Abend gebe. Lege Wert darauf, dass Sie Ihre neueste Flamme mitbringen. Möchte gern einen Blick auf sie werfen. “
    Geringschätzig schaute Ian den ihm unsympathischen Duke of Pelham an. „Meine neue Flamme?“
    Seine Gnaden stieß ihm vertraulich in die Seite. „Hat keinen Sinn, die Frau zu verstecken, St. Clair. Die Katze . . . oder sollte ich das Kätzchen sagen ... ist aus dem Sack, und jeder möchte wissen, welche Farbe ihr Fell und wie tief sie die Krallen bereits in Sie geschlagen hat.“
    Eine Geliebte? Drehte das Gerücht sich darum? Wie enttäuschend! Man hätte ihn wenigstens zu einem Straßenräuber machen können! „Ich werde Ihnen etwas sagen, Sir. Sobald ich die von Ihnen erwähnte Mätresse haben sollte, werde ich sie Ihnen ganz gewiss anlässlich eines Abendessens vorstellen. Bis dahin muss ich Ihre Einladung jedoch ablehnen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich bin verabredet.“
    Ian ließ den ihn anstarrenden Duke stehen und schlenderte in den Leseraum. Eine Geliebte! Er konnte sich nicht entsinnen, wann er zum letzten Mal eine gehabt hatte. In jedem Fall war das lange vor seiner Rückkehr nach England gewesen, ehe er sich der Notwendigkeit ausgesetzt gesehen hatte, sich eine Frau suchen zu müssen.
    Natürlich konnte er sich eine Mätresse nehmen, wenn er das wollte. Er gedachte jedoch, seine ganze Energie auf das Werben um seine zukünftige Frau zu verwenden, ohne dass eine andere Person ihn mit eifersüchtigen Fragen belästigte. Das würde Seine Gnaden natürlich nicht verstehen, da dessen einziges Ziel im Leben darin bestand, so viele Jungfrauen
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