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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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liebsten mit diesem ganzen Laden anstellen oder Mike Toohey antun würde, wurden von der Stimme
des Geschäftsführers unterbrochen. »He! Adler, nun mal los!
Die Bestellungen liefern sich nicht von selber.«
»Jawohl, Sir.« Das »Jawohl, Sir« wird auch bald aufhören,
dachte Denny, während er nach seiner Jacke und der Schachtel
mit den Bestellungen griff.
Als er von seiner Liefertour zurückkam, nahm der Geschäftsführer gerade den Telefonhörer ab. Er sah Denny mit der üblichen sauren Miene an. »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß ich keine Privatgespräche während der Geschäftszeit wünsche.« Unwirsch übergab er Denny den Hörer.
Der einzige, der ihn je hier anrief, war Mike Toohey. Denny
schnarrte seinen Namen und hörte ein gedämpftes »Hallo, Denny«. Er erkannte die Stimme sofort. Big Charley Santino. Vor
zehn Jahren hatte Denny die Gefängniszelle mit ihm geteilt und
seither immer wieder die eine oder andere Sache für ihn erledigt.
Denny wußte, daß Big Charley wichtige Verbindungen zur Unterwelt hatte.
Er ignorierte den »Wird’s bald?«-Ausdruck auf dem Gesicht
des Geschäftsführers. An der Theke saßen nur noch zwei oder
drei Leute, und die Tische waren leer. Er hatte die herzerwärmende Gewißheit, daß Charley ihm einen interessanten Vorschlag machen wollte. Automatisch kehrte er sich gegen die
Wand und legte die Hand über die Sprechmuschel. »Ja?«
»Morgen. Elf Uhr. Bryant Park hinter der Bibliothek. Warte
auf einen schwarzen Chevrolet Jahrgang ’84.«
Denny war sich seines breiten Lächelns nicht bewußt, als das
Klicken anzeigte, daß die Verbindung abgebrochen war.
    Das ganze Wochenende mit den heftigen Schneefällen saß Seamus Lambston allein in der Wohnung in der 71. Straße und
West End Avenue herum. Am Freitag nachmittag hatte er seinen
Barkeeper angerufen. »Ich bin krank. Sieh zu, daß Matty kommt
und dir bis Montag hilft.« Freitag nacht hatte er fest geschlafen,
den tiefen Schlaf seelischer Erschöpfung. Aber am Samstag war
er mit einem Gefühl panischer Angst erwacht.
    Ruth war am Donnerstag nach Boston gefahren. Jeannie, ihre
jüngste Tochter, hatte sich dort an der Universität zum Studium
eingeschrieben. Der Scheck, den Seamus für das Frühjahrssemester geschickt hatte, war nicht gedeckt gewesen. Ruth hatte daraufhin eine dringende Anleihe bei ihrer Firma aufgenommen
und war mit der Ersatzsumme sofort abgereist. Nach dem Anruf
ihrer völlig aufgelösten Tochter hatte es zwischen dem Ehepaar
einen Krach gegeben, der bestimmt fünf Häuserblocks weit zu
hören gewesen war.
    »Verdammt noch mal, Ruth, ich tue wirklich, was ich kann!«
hatte er gebrüllt. »Das Geschäft läuft miserabel. Kann ich denn
was dafür, daß wir bei drei Kindern, die alle studieren wollen,
den letzten Penny zusammenkratzen müssen! Meinst du eigentlich, ich kann Geld einfach aus der Luft zaubern?«
    Sie hatten sich gegenübergestanden, angstvoll, erschöpft, ohne Hoffnung. Ruths verächtlicher Blick hatte ihn beschämt. Er
wußte, daß er nicht gut gealtert war. Zweiundsechzig. Früher
hatte er seine Figur mit Turnübungen und Gewichtheben in
Form gehalten. Doch jetzt hatte er einen Bauch, der nicht mehr
wegging; sein ehemals volles, rötlich blondes Haar wurde schütter und schmutzig gelb, und seine Brille betonte die Aufgedunsenheit seines Gesichts. Manchmal blickte er in den Spiegel und
betrachtete dann das Hochzeitsfoto von Ruth und sich. Da waren
sie beide gut gekleidet, gingen beide auf die Vierzig zu und heirateten beide zum zweitenmal. Sie waren glücklich und freuten
sich aufeinander. Die Bar lief damals großartig, und obgleich er
sehr hohe Hypotheken aufgenommen hatte, war er sicher gewesen, in ein paar Jahren alles zurückgezahlt zu haben. Ruths ruhige Art und ihr Ordnungssinn waren wie eine schützende Zuflucht für ihn nach dem, was er mit Ethel durchgemacht hatte.
»Der Friede ist mir jeden Cent wert, den er mich kostet«, hatte
er dem Anwalt gesagt, der nicht wollte, daß Seamus sich auf
lebenslange Alimentenzahlungen einließ.
    Er war selig gewesen, als Marcy geboren wurde. Unerwartet
war zwei Jahre später Linda gefolgt. Aber ein Schock war es für
sie gewesen, als Jeannie noch kam, als er und Ruth bereits fünfundvierzig wurden.
    Ruths schlanker Körper war in die Breite gegangen. Und als
die Miete für die Bar sich verdoppelte und verdreifachte und die
alten Kunden anderswo hingingen, hatte ihr heiteres Gesicht
allmählich einen Ausdruck
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