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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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abzuliefern.
    Myles blickte sie beunruhigt an. »Ethel Lambston? Ist das
nicht die Nervensäge, die du zu unserer Weihnachtsparty eingeladen hattest?«
    »Genau die.« Neeve hatte Ethel spontan zu der Party kurz vor
Weihnachten eingeladen, die sie und ihr Vater jedes Jahr in ihrer
Wohnung gaben. Zuerst hatte Ethel Bischof Stanton festgenagelt
und ihm auseinandergesetzt, warum die katholische Kirche im
20. Jahrhundert keine Bedeutung mehr hatte, dann hatte sie gemerkt, daß Myles Witwer war, und ihn den ganzen Abend nicht
mehr aus den Klauen gelassen.
    »Von mir aus kannst du die nächsten zwei Jahre vor ihrer
Haustür kampieren«, drohte Myles seiner Tochter. »Aber diese
Frau setzt keinen Fuß mehr in meine Wohnung!«

3
    Denny Adler hätte sich eine schönere Beschäftigung vorstellen
können, als sich in einem Delikatessenladen an der 83. Straße
und Lexington Avenue für einen minimalen Lohn und ein paar
Trinkgelder abzurackern. Aber Denny hatte ein Problem. Er war
auf Bewährung aus dem Knast entlassen, und sein Bewährungshelfer, Mike Toohey, war ein Schwein und genoß die Autorität,
die ihm der Staat New York verliehen hatte. Denny wußte genau, daß er ohne festen Job keinen Penny ausgeben könnte, ohne
daß Toohey ihn fragen würde, wovon er lebte. Also arbeitete er
und verfluchte jede Minute.
    Er mietete ein schmutziges Zimmer in einem heruntergekommenen Apartmenthaus in der First Avenue und 105. Straße.
Natürlich wußte Toohey nicht, daß Denny den größten Teil seiner freien Zeit damit zubrachte, auf der Straße zu betteln. Alle
paar Tage wechselte er sowohl seinen Standort wie auch seine
Verkleidung. Manchmal zog er sich wie ein Landstreicher an,
mit verdreckten Kleidern und ausgelatschten Turnschuhen, Gesicht und Haare verschmiert. Er hockte an einer Hauswand und
hielt ein zerrissenes Pappschild vor sich: »Ich habe Hunger.«
    Das war einer der wirksamsten Köder für mitleidige Dummköpfe.
Zu anderen Zeiten trat er in verblichenen Khakihosen und mit
einer grauen Perücke auf. Er trug dann eine Sonnenbrille und
einen Krückstock und hatte ein Schild »Obdachloser Veteran«
umgehängt. Zu seinen Füßen stand ein Blechnapf, der sich rasch
mit Münzen füllte.
Auf diese Weise verschaffte Denny sich ein ganz schönes Taschengeld. Zwar war das nicht zu vergleichen mit einem richtigen geplanten Unternehmen, aber so mischte er doch wenigstens
irgendwie mit. Nur ein- oder zweimal, als er auf einen Säufer
mit ein paar Dollar in der Tasche gestoßen war, hatte er seinem
Drang nachgegeben, jemanden zusammenzuschlagen. Das war
praktisch risikolos, denn den Polizisten war es gänzlich schnuppe, wenn ein Säufer oder ein Landstreicher zusammengeschlagen oder erstochen wurde.
In drei Monaten würde seine Bewährungsfrist vorbei sein; dann
konnte er untertauchen und sich umsehen, wo es für ihn am besten etwas zu holen gab. Der Bewährungshelfer lockerte schon
jetzt die Kontrolle. Am Samstag vormittag rief Toohey ihn im
Delikatessenladen an. Denny konnte sich die schmächtige, über
den Schreibtisch gebeugte Gestalt in dem unordentlichen Büro
genau vorstellen. »Ich habe mit Ihrem Boß gesprochen, Denny.
Er sagte mir, Sie seien einer seiner zuverlässigsten Mitarbeiter.«
»Danke, Sir.« Wenn Denny vor Tooheys Schreibtisch gestanden hätte, würde er sich als Zeichen von Dankbarkeit nervös die
Hände gerieben haben. Er hätte Tränen in seine haselnußbraunen Augen steigen lassen und seinen verkniffenen Lippen ein
dienstfertiges Lächeln abgerungen. Statt dessen schickte er mit
einer Grimasse stumm einen Fluch durchs Telefon.
»Denny, Sie brauchen sich am Montag nicht bei mir zu melden. Ich habe einen sehr vollen Terminkalender, und Sie gehören zu den Leuten, denen ich vertrauen kann. Ich sehe Sie dann
in einer Woche.«
»Ja, Sir.« Denny hängte auf, und die Karikatur eines Lächelns
zog über sein Gesicht. Seit er mit zwölf seinen ersten Einbruch
verübte, hatte Denny die Hälfte seiner siebenunddreißig Jahre in
Gewahrsam verbracht. Seine Haut hatte die graue Blässe ewiger
Gefängnisluft angenommen. Er ließ seinen Blick durch die Imbißstube des Delikatessenladens schweifen, über die widerwärtig niedlichen Tische mit den schmiedeeisernen Stühlen für die
Eisesser, die weiße Kunstharztheke, die Tafeln mit den Tagesspezialitäten, die gutangezogenen, in ihre Zeitung vertieften
Stammgäste vor Tellern mit Käsetoast oder Cornflakes. Seine
Träumereien, was er am
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