Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
Vom Netzwerk:
mit dem Namenszug des Geschäfts gelegt. Mit
einem Seufzer der Erleichterung wählte Neeve Ethels Nummer.
    Es meldete sich niemand, und auch der automatische Anrufbeantworter war nicht eingeschaltet. Neeve nahm an, daß Ethel
wahrscheinlich jeden Augenblick atemlos in ihre Wohnung
stürmen würde, während draußen ein Taxi wartete.
    Um vier Uhr waren keine Kundinnen mehr im Geschäft, und
Neeve schickte ihre Angestellten nach Hause. Zum Teufel mit
Ethel, dachte sie. Sie wäre selber gerne heimgefahren. Es
schneite noch immer ununterbrochen. Wenn es so weiterging,
würde sie später überhaupt kein Taxi mehr bekommen. Sie versuchte immer wieder, Ethel zu erreichen, um halb fünf, um fünf,
um halb sechs. Was ist da los? fragte sie sich. Dann hatte sie
eine Idee. Sie würde bis um halb sieben, der normalen Schließungszeit des Geschäfts, warten und Ethel dann die Sachen auf
dem Heimweg vorbeibringen. Sie konnte sie ja auch beim
Hauswart abgeben. Dann hätte Ethel die neuen Kleider da, falls
sie plötzlich verreisen wollte.
    Die Vermittlerin bei der Taxizentrale wollte ihre Bestellung
zuerst gar nicht annehmen. »Wir rufen alle unsere Wagen zurück, Madam. Man kann fast nicht mehr fahren. Aber geben Sie
mir für jeden Fall Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.« Als
sie den Namen hörte, änderte sich ihr Ton auf einmal. »Neeve
Kearney! Die Tochter des Commissioners? Warum haben Sie
das nicht gleich gesagt! Sie können sich darauf verlassen, daß
wir Sie nach Hause bringen.«
    Das Taxi kam um zwanzig vor sieben. Sie arbeiteten sich
mühsam durch die fast unpassierbar gewordenen Straßen. Der
Fahrer war nicht erfreut, daß er unterwegs noch einen Halt einschalten sollte. »Ich kann’s kaum erwarten, in die Garage zu
kommen, Madam.«
    In Ethels Wohnung machte niemand auf. Auch beim Hauswart klingelte Neeve vergebens. Es gab noch vier weitere Wohnungen im Haus, aber Neeve hatte keine Ahnung, wer darin
wohnte, und sie konnte das Risiko nicht eingehen, die Kleider
bei fremden Leuten zu lassen. Schließlich riß sie eine Seite aus
ihrem Notizbuch und schrieb darauf eine Nachricht, die sie unter
Ethels Tür hindurchschob: »Ich habe alle Ihre neuen Sachen mit
zu mir genommen. Rufen Sie mich an, sobald Sie nach Hause
kommen.« Sie schrieb ihre private Telefonnummer unter die
Unterschrift. Dann ging sie, mit den Schachteln und Kleidersäkken beladen, zum Taxi zurück.
    In Ethel Lambstons Wohnung streckte jemand die Hand nach
dem Zettel aus, den Neeve unter der Tür hindurchgeschoben
hatte, las ihn, warf ihn beiseite und fuhr fort mit der systematischen Suche nach den Hundertdollarnoten, die Ethel regelmäßig
unter Teppichen oder zwischen den Polstern des Sofas versteckte, Geld, das sie vergnügt als »die Alimente von Seamus, dem
Schlappschwanz« bezeichnete.
    Myles Kearney konnte sich nicht von der quälenden Unruhe
freimachen, die in den letzten Wochen immer stärker geworden
war. Seine Großmutter hatte so etwas wie einen sechsten Sinn
gehabt. »Ich habe das Gefühl«, pflegte sie zu sagen, »daß
schlimme Dinge im Anzug sind.« Myles erinnerte sich noch
lebhaft daran, wie seine Großmutter, als er zehn Jahre alt war,
das Bild seines Vetters in Irland bekam. »Er hat den Tod in den
Augen«, begann sie zu weinen. Zwei Stunden später läutete das
Telefon: Sein Vetter war bei einem Unfall ums Leben gekommen.
    Vor siebzehn Jahren hatte Myles die Drohung Sepettis mit einem Achselzucken abgetan. Die Mafia hatte ihren eigenen Ehrenkodex. Sie rächten sich nie an den Frauen und Kindern ihrer
Feinde. Doch dann war Renata getötet worden. Um drei Uhr
nachmittags, als sie durch den Central Park ging, um Neeve von
der Schule abzuholen, hatte man sie umgebracht. Es war ein
kalter, windiger Novembertag und der Park menschenleer. Es
gab keine Zeugen, die hätten aussagen können, wer Renata überredet oder gezwungen hatte, den gewohnten Weg zu verlassen
und in den hinter dem Museum gelegenen Teil des Parks zu gehen.
    Er war in seinem Büro gewesen, als der Schulvorsteher um
halb fünf anrief, weil Mrs. Kearney nicht gekommen war, um
ihre Tochter abzuholen. Sie hatten zu Hause angerufen, aber
dort war sie nicht. War irgend etwas nicht in Ordnung? Als er
den Hörer auflegte, hatte Myles mit erschreckender Sicherheit
gewußt, daß Renata etwas zugestoßen war. Zehn Minuten später
durchsuchte die Polizei den Central Park. Er selber war noch mit
seinem Wagen unterwegs, als die Funkmeldung kam,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher