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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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daß sie nicht
der Meinung sind, er hätte irgend etwas mit Mutters Tod zu tun
gehabt.« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Heute wäre ein
guter Abend für Pasta. Im Tiefkühler gibt’s noch reichlich
Spaghettisauce. Nimm sie doch bitte raus.«
Mit dem Gefühl einer gewissen Erleichterung hängte Neeve
auf. Sie schluckte den letzten Bissen des Truthahn-Sandwiches
hinunter, trank ihren Kaffee aus und kehrte in den Verkaufssalon zurück. Drei der sechs Umkleidekabinen waren besetzt. Mit
erfahrenem Blick sah sie sofort, was im Laden vorging.
Durch den Eingang an der Madison Avenue kam man zuerst in
die Abteilung für Accessoires. Wie Neeve genau wußte, war einer
der Hauptgründe für ihren Erfolg, daß man bei ihr auch Modeschmuck, Taschen, Schuhe, Hüte und Schals bekam, so daß die
Frauen, die ein Kleid oder Kostüm kauften, die passenden Ergänzungen nicht noch anderswo suchen mußten. Das ganze Geschäft
war in Elfenbeintönen gehalten, mit Akzenten von kräftigem Rosa durch die Bezüge der Sofas und Stühle. Sportkleidung und
Kombimode fanden sich in den geräumigen Nischen, die zwei
Stufen höher als der Raum mit den Schaukästen der Accessoires
lagen. Außer auf den mit besonderem Chic angezogenen Puppen
waren keine Kleider ausgestellt. Den Kundinnen wurde im Salon
ein bequemer Stuhl angeboten, und die Verkäuferin brachte Kleider, Kostüme oder Abendroben zur Auswahl.
Sal hatte Neeve geraten, ihre Kundinnen auf diese Art zu bedienen. »Sonst hast du bloß den Laden voll rücksichtsloser Weiber, die sämtliche Sachen von den Ständern reißen. Gib dich von
Anfang an exklusiv, Kindchen, und bleib dabei«, hatte er gesagt
und wie gewöhnlich recht behalten. Für Elfenbein und Rosa
hatte Neeve sich selber entschieden. »Wenn eine Frau sich im
Spiegel betrachtet, dann darf der Hintergrund sich nicht mit dem
beißen, was ich ihr verkaufen will«, hatte sie dem Innenarchitekten erklärt, der sie zu großen, kräftigen Farbflächen überreden
wollte.
Im Laufe des Nachmittags ebbte der Strom der Kundinnen ab.
Um drei Uhr kam Betty aus dem Nähatelier. »Die Sachen für
Lambston sind fertig«, teilte sie Neeve mit.
Neeve legte selber sämtliche von Ethel Lambston bestellten
Stücke zurecht – eine ganze Frühjahrsgarderobe. Die einundsechzigjährige Ethel war freischaffende Journalistin und hatte
einen Bestseller aufzuweisen. »Ich schreibe über sämtliche
Themen unter der Sonne«, hatte sie Neeve am Eröffnungstag der
Boutique atemlos mitgeteilt. »Ich betrachte die Dinge ganz unvoreingenommen, gehe ihnen auf den Grund. Ich bin die Durchschnittsfrau, die etwas zum erstenmal oder von einer neuen
Warte aus sieht. Ich schreibe über Sex und Beziehungsprobleme
und Tiere und Altersheime und Organisationen und Grundstückshandel und freiwillige Hilfsdienste und politische Parteien
und…« Der Atem war ihr ausgegangen, die dunkelblauen Augen blinzelten, ihr weißblondes Haar stand nach allen Seiten ab.
»Das Schwierige bei mir ist, daß ich vor lauter Arbeit überhaupt
keine Zeit für mich selber habe. Wenn ich ein schwarzes Kleid
kaufe, ziehe ich bestimmt braune Schuhe dazu an. Fabelhaft,
daß Sie hier alles haben. Was für eine gute Idee! Stellen Sie mir
das Nötige zusammen.«
In den vergangenen sechs Jahren war Ethel Lambston eine
wertvolle Kundin geworden. Sie bestand darauf, daß Neeve
sämtliche Kleider für sie aussuchte, ebenso die dazu passenden
Accessoires, und daß sie ihr Listen zusammenstellte, von denen
sie ablesen konnte, was jeweils zu was gehörte. Sie wohnte im
West End in der 82. Straße, und Neeve ging manchmal auf dem
Heimweg bei ihr vorbei, um mit ihr zu entscheiden, welche
Kleider sie noch ein weiteres Jahr behalten und welche sie weggeben sollte.
Vor drei Wochen hatte sie zuletzt Ethels Kleiderschrank
durchgesehen. Am folgenden Tag war Ethel bei ihr erschienen
und hatte die neue Garderobe bestellt. »Ich bin fast fertig mit
dem großen Modeartikel, für den ich Sie interviewt habe«, berichtete sie Neeve. »Ein Haufen Leute wird ganz schön wütend
auf mich sein, wenn der erscheint, aber Ihnen wird er gefallen.
Für Sie ist das eine schöne Gratiswerbung.«
Als Ethel ihre Wahl traf, war sie mit Neeve nur wegen eines
Ensembles uneins gewesen. Neeve wollte es ihr wegnehmen.
»Das verkaufe ich Ihnen nicht. Es ist ein Modell von Gordon
Steuber. Mit seinen Sachen will ich nichts mehr zu tun haben.
Dieses Stück hätte zurückgehen sollen. Ich kann den Mann nicht
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