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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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gewußt habt, Mutter und du. Jetzt bestell
mir lieber die Scampi.«
    Für gewöhnlich ging Myles am Sonntag in die Frühmesse. Neeve genoß es, auszuschlafen, und ging lieber zum Hochamt in die
Kathedrale. Sie war daher überrascht, ihren Vater, als sie aufstand, im Bademantel in der Küche vorzufinden. »Gibst du den
Glauben auf?« fragte sie.
    »Nein. Ich dachte, ich käme heute mal mit dir.« Er versuchte,
es ganz beiläufig klingen zu lassen.
»Mit Nicky Sepettis Entlassung aus dem Gefängnis hat das
wohl nichts zu tun«, seufzte Neeve auf. »Du brauchst nicht zu
antworten.«
Nach dem Gottesdienst entschlossen sie sich zu einem Brunch
im »Café des Artistes« und gingen anschließend in ein Kino in
ihrer Nähe. Als sie wieder zu Hause waren, wählte Neeve erneut
Ethel Lambstons Nummer, ließ das Telefon lange läuten, legte
mit einem Achselzucken den Hörer auf und begann mit Myles
das übliche wöchentliche Wettrennen bei der Lösung des
Kreuzworträtsels in der New York Times.
»Ein angenehm verlaufener Tag«, bemerkte Neeve, als sie
sich nach den Elf-Uhr-Nachrichten über Myles’ Sessel beugte,
um ihrem Vater einen Kuß auf den Kopf zu geben. »Sag’s lieber
nicht«, warnte sie ihn.
Myles preßte die Lippen aufeinander. Er wußte, daß sie recht
hatte. Er war drauf und dran gewesen, ihr zu sagen: »Auch wenn
das Wetter morgen schön ist, wäre es mir lieber, du würdest
nicht allein joggen gehen.«
Das hartnäckige Läuten des Telefons in Ethel Lambstons Wohnung war nicht unbeachtet geblieben.
    Douglas Brown, Ethels achtundzwanzigjähriger Neffe, war
am Freitag nachmittag dort eingezogen. Er hatte gezögert, das
Risiko einzugehen, doch konnte er ja beweisen, daß man ihn an
diesem Tage aus seinem möblierten Apartment rausgesetzt hatte, weil es ihm unerlaubt untervermietet worden war.
    »Ich brauchte doch eine Bleibe, bis ich eine neue Wohnung
gefunden habe.« So würde seine Erklärung lauten.
Er dachte sich, daß es besser wäre, das Telefon nicht abzunehmen. Die ständigen Anrufe machten ihn nervös, aber er wollte nicht, daß irgend jemand etwas von seiner Anwesenheit merkte. Außerdem hatte sich Ethel verbeten, daß er ihr Telefon abnahm. »Es geht dich nichts an, wer mich anruft.« Anderen Leuten hatte sie womöglich dasselbe gesagt.
Er war sicher, daß es ein weiser Entschluß gewesen war, am
Freitag abend nicht aufzumachen, als die Türglocke läutete. Die
unter der Wohnungstür durchgeschobene Notiz betraf Kleider,
die Ethel bestellt hatte.
Doug lächelte säuerlich. Wahrscheinlich war das der Abholauftrag gewesen, den Ethel für ihn vorgesehen hatte.
Am Sonntag morgen stand Denny ungeduldig wartend im scharfen, böigen Wind. Um Punkt elf Uhr sah er einen schwarzen
Chevrolet herankommen. Mit langen Schritten eilte er aus dem
eher mäßigen Schutz des Bryant Park auf die Straße hinaus. Der
Wagen hielt neben ihm. Denny öffnete die Tür des Beifahrersitzes und stieg rasch ein. Der Wagen fuhr schon weiter, ehe er die
Tür zugezogen hatte.
Seit sie vor etlichen Jahren zusammen im Gefängnis gesessen
hatten, war Big Charley viel grauer und auch dicker geworden.
Das Lenkrad grub sich in die Falten seines Bauchs. Denny sagte:
»Hi«, und erwartete keine Antwort. Big Charley nickte bloß.
Der Wagen fuhr rasch auf dem Henry Hudson Parkway am
Fluß entlang und überquerte die George-Washington-Brücke;
dann bog er in die Autobahn ein, die aus dem Staat New York
hinausführte. Denny bemerkte, wie weiß der Schnee hier draußen zu beiden Seiten der Straße noch war, während er sich in der
Stadt in schmutzigen Matsch verwandelt hatte.
Nach der dritten Ausfahrt kam ein Aussichtspunkt. Er war,
wie Denny gern bemerkte, für Leute da, die nichts Besseres zu
tun hatten, als New York von der anderen Seite des Hudson River aus anzustarren. Es überraschte Denny nicht, daß Charley
dort auf den verlassenen Parkplatz zusteuerte. Hier hatten sie
sich schon über frühere Aufträge unterhalten.
Charley stellte den Motor ab und langte hinter sich auf den
Rücksitz, wobei er vor Anstrengung stöhnte. Er zog eine Papiertüte mit zwei Bierdosen herüber und stellte sie zwischen sich
und Denny. »Deine Marke.«
Denny fühlte sich geschmeichelt. »Nett von dir, dich dran zu
erinnern, Charley.« Er machte sein Bier auf.
Charley nahm einen langen Zug aus seiner eigenen Dose, ehe
er antwortete. »Ich vergesse nichts.« Er zog einen Umschlag aus
der Innentasche seines Jacketts.
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