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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
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die Pfützen platscht und mir »Hey, Puppe! Stop believing your mirror! « zwischen meine flatternden Locken säuselt.
    Gelernte Wörter: gravitätisch = würdevoll;
    manieriert = gekünstelt;
    Trepang = getrocknete Seegurke.

3

WO BITTE GEHT’S ZUR TOILETTE?
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht an Ihrem Samstagabend, aber ich dachte, da Sie mir Ihre Handynummer für Notfälle gegeben haben …«
    »Ein Notfall? Was für ein Notfall? Wo sind Sie? Geht es Ihnen nicht gut? Haben Sie einen Schock? Einen psychischen Zusammenbruch? Erste depressive Symptome?«
    »Hmmm, also ich denke, ich nehme den psychischen Zusammenbruch.«
    »Schön. Eine gute Wahl. Sie befinden sich nicht zufällig gerade in der Nähe einer Brücke?«
    »Ich bin gerade auf dem Weg zu einer Party, meine sauerkrautähnlichen Haare stecken unter einem Sonnenhut, und ich stehe mit einem Stiletto in einer Matschpfütze. Wissen Sie, da habe ich mich gefragt, ob gutes Aussehen immer etwas mit stilvoller Kleidung zu tun hat oder ob ich unter gegebenen Umständen verstärkt an einer inneren Ausstrahlung arbeiten könnte?«
    »Hmmm. Was tragen Sie sonst noch, Frau Schöneberg?«
    »Ein langes Hemdblusenkleid.«
    »Gut. Schieben Sie den Sonnenhut in den Nacken, heben Sie den Schuh aus der Pfütze, und knöpfen Sie Ihr Kleidoben und unten um mindestens zehn Zentimeter weiter auf. Dann wird Sie garantiert jeder Mann wegen Ihrer inneren Ausstrahlung lieben.«
    »Verstehe.«
    Warum wohnt Rebecca in einem Haus im siebten Stock, in dem es keinen Fahrstuhl gibt? Ich stöhne jetzt schon, und Luisa sagt mir, wir wären erst in der Eingangshalle. Zum Glück habe ich mein Freshness-Control-Deo aufgelegt. Ich verfluche bei jeder Stufe meine 200-Euro-Stilettos (vom Umtausch ausgeschlossen – manche Dinge braucht man einfach ganz für sich!) und stelle fest, dass Schuhe im Grunde wie Männer sind: Die aufregenden sind unbequem, und die Wohlfühllatschen sehen meist beschissen aus.
    Aber jetzt ist keine Zeit für Lebensweisheiten. Ich muss mich auf die richtige Atmung konzentrieren, um bei Rebecca nicht wie ein keuchender roter Hummer im Kochwasser anzukommen.
    Bemühungen sind anscheinend jedoch vergebens!
    Luisa hat den Finger bereits auf der Klingel, als ich mich noch die letzten sechs Stufen an einem verschnörkelten Geländer hochziehe.
    Geschafft! Bis die Tür aufgeht, stehe ich mit vereinzelten Haarsträhnen, die sich irgendwie in meinem Mund verfangen haben, neben meiner Freundin und fächere mir Frischluft zu. Im nächsten Moment begrüßt uns Rebecca.
    »Ahhh!« Ich schreie auf.
    »Was?« Rebecca ist sichtlich irritiert.
    »Rebecca!« Luisa anscheinend auch.
    »He?«
    »Du leihst Rebecca mein Roberto-Cavalli-Kleid?« Also, manchmal verstehe ich Luisa einfach nicht.
    »I-i-i-i-ich?« Luisa fängt an zu stottern.
    »Die Locken stehen dir aber fantastisch!«, wirft Rebecca ein.
    »Danke.« Ich fühle mich schlagartig besser.
    »Sie ist betrunken!« Luisa hat ihren Scharfsinn wieder.
    »Du leihst Rebecca mein Roberto-Cavalli-Kleid, OHNE ihr die rote Stola dazu zu geben?«
    Ich bin wirklich entsetzt.
    »Was ist eine Stola?«, fragt Luisa.
    »Ach, das macht doch nichts. Rot steht mir sowieso nicht.« Mit diesen Worten schließt Rebecca mich in ihre Arme.
    Luisa lächelt frech und dankbar zugleich.
    Tja, so stehen wir nun da und umarmen uns.
    Und umarmen uns.
    Und umarmen uns.
    So, das reicht dann wohl an Umarmung.
    Hallo?
    Moment.
    Liegt da etwa Rebeccas Hand auf meinem Po? Mein Sportschweiß wird von Angstschweiß abgelöst. Herrje, die menschliche Sudation findet auch immer Mittel und Wege! Werde meinen Freshness-Control-Deo-Verbrauch bei Gelegenheit noch mal überprüfen müssen. Aber der Blick über ihre Schulter lässt mich einige attraktive, starke Männer erspähen, was mich durchaus besänftigt.
    Ich löse mich aus der, ich sage mal, herzlichen Umarmung und steuere die Objekte MEINER Begierde an.
    Nun gilt es, sich möglichst sexy durch die Menschenmenge im Flur zu schieben. Ich verheddere mich jedoch leider mit einem Fuß im Telefonkabel (wer hat heute eigentlich noch Telefonkabel?) und reiße fast Rebeccas Espressomaschine mit mir in die Tiefe! Aber solche Schicksalsschläge können michnicht mehr aus dem Takt bringen, wenn mein Körper erst einmal zu gravitieren begonnen hat. Ich steuere also erneut das Ende des Flurs an. Immer mit dem Ziel vor Augen.
    Habe mich zu einer Männerrunde vorgekämpft. So, jetzt heißt
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