Champagnerwillich: Roman

Therapie beenden.«
    »Beenden? Nein, das halte ich für ausgeschlossen.«
    »Warum?«
    »Ist Ihnen das auch schon mal passiert, dass Sie dachten, Sie hätten das große Glück gefunden? Aber dann passiert etwas, das alles Bisherige in den Schatten stellt, und Sie haben zum ersten Mal das Gefühl, dass das wahre Glück weitaus berauschender ist als alles, was Sie jemals erlebt oder gefühlt haben? Dass es Sie in Ihren Bann zieht und nicht wieder loslässt? Und dass dieser Zustand unglaublicher ist, als Sie jemals gewagt hätten zu vermuten?«
    »Tja, ja, ich denke schon.«
    »Wissen Sie, ich dachte, die wahre Liebe gebe es nur in Kinofilmen und Romanen und in der Musik. In der Realität sterbe sie jedoch spätestens mit der Entwicklung von Erfahrung und Verstand. Aber jetzt bin ich mir da gar nicht mehr so sicher! Ich werde noch verrückt. Mein Gott. Einverrückter, verliebter Psychiater. Das ist doch grotesk. Bitte, Frau Schöneberg, sagen Sie mir, was ich tun soll?«
    »Herr Schnüttge, die meisten denken, die Liebe sei nur etwas für Träumer. Für Menschen, die Sterne anbeten, die schon lange erloschen sind, für Menschen, die von Zeit zu Zeit den Himmel mit ihren bloßen Händen berühren, und für Menschen, die niemals die Suche nach dem anderen Ende des Regenbogens aufgeben. Aber den Glauben an die Liebe darf man wirklich niemals verlieren. Denn irgendwann und irgendwo und irgendwie wird man sie doch finden. Und wenn es so weit ist, dann sollte man nichts weiter tun als sie auf ewig festhalten.«
    »Verstehe.«
    »Kommen Sie, ich erkläre es Ihnen bei einem Essen genauer. Mögen Sie eigentlich Chinesisch?«
    Gelerntes Wort: Champagner = frz. Schaumwein aus der Champagne, mit dem Stars ihre Erfolge und Weltmeister ihre Siege, die Herrschenden der Länder ihre Macht und die Glücklichsten dieser Welt ihre Liebe feiern.

Michaela Möller, geboren 1980, studierte Modejournalsimus und Medienkommunikation in Hamburg und München. Zurzeit lebt sie in der Nähe von Köln, wo sie sich dem Studium der Psychologie widmet.