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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition)
Autoren: Christian Gallo
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Prolog
    Der
Giacomo
-Mars Rover rollte über die rostrote, mit Steinbrocken bedeckte Ebene und hinterließ breite Profilspuren im Sand.
    „Dort, jenseits der Hügel.“ Missionsgeologe Jonas Moravsky wies auf die den Horizont markierenden Dünen. „
Mare Cimmerium.

    „Ja, richtig“, Anna Burnacini prüfte die Koordinaten, fragte dann: „Und, Jonas, was halten Sie davon?“
    „Wovon?“
    „Hiervon natürlich“, sagte sie beim Hinaussehen. „Einst blühte hier Leben.“
    Jonas musterte sie von der Seite. „Sie fasziniert diese Vorstellung sehr, oder?“
    „Nein.“ Sie sah ihn ernst an. Dann grinste sie. „Ich bin davon besessen.“
    Er lächelte. „Offenbar.“
    „Wie steht es mit Ihnen?“
    Er lachte auf. „Fasziniert bin ich, das sicher. Wäre ich sonst hier?“ Er überblickte die Ebene zu den durch den Dunst kaum sichtbaren Dünen. „Bestimmt nicht.“
    „Früher hat all dies anders ausgesehen“, sagte Anna und lenkte ihr Gespräch zum Grund ihrer Reise. „Definitiv, hier waren einst Meere. Was für ein Gedanke.“
    „Und weshalb dieser Wandel?“, fragte Jonas.
    „Die Zeit des Mars war abgelaufen?“
    „Ich weiß nicht. Zu fatalistisch, wenn Sie mich fragen.“
    „Es ist einfach rätselhaft.“ Annas Augen funkelten in ihrer Unergründlichkeit ähnlich verheißungsvoll, wie das ferne Gestirn über ihr. „Aber wegen der Rätsel sind wir schließlich hier.“
    „Oh ja, alles klar.“ Innerlich verschränkte er die Arme vor der Brust. „Hey, Sie sind wie die Prinzessin im Zauberwald, wissen Sie das?“
    Sie hob eine Braue und bekannte offen: „Aber natürlich. Und ich will all dem auf den Grund gehen.“
    „Ah. Diese neue Euphorie. Das Manna regnet wieder, was?“
    „Gott sei Dank gibt es wieder reichlich.“
    Vor nicht langer Zeit, in der Phase nach dem euroamerikanischen Dissens waren die nationalen Raumfahrtprogramme mit nur einem Bruchteil der Staatsbudgets abgespeist worden und daher auch jahrelang so gut wie tot gewesen. Dannwaren private Investoren ins Spiel gekommen; die etablierten nationalen Raumfahrtagenturen hatten sich gegen die Konkurrenz gewehrt, und schließlich war der ganze Industriezweig mit Hilfe von Staatsgeldern wieder aus der Versenkung geholt worden. Auf einmal war es ganz leicht, Sonden ins All zu schicken. Aber die erste Marslandung hätte auch zwanzig Jahre eher erfolgen können. Blamabel war das.
    Aber jetzt: der Mars! Innerlich jubelte Anna.
Die Menschheit; acht Milliarden wollen wissen, wie die Dinge wirklich stehen.
    Jonas stellte fest, daß er ihr gerne zuhörte. Ihm gefiel ihr Akzent, das Oxfordenglisch, das sie sich in ihrer Zeit beim Raumfahrtinstitut angewöhnt hatte. „Nur weiter.“
    Sie lächelte durch das Plexiglas empor zu den Sternen, deren Licht ihr Gesicht überschüttete. „Wir spüren dem Leben außerhalb der Erde nach – für mich ist es das eine Ziel, ein nötiger Teil unserer Existenz. Eine Pflicht.“
    „Pflicht.“ Er nickte einmal.
    „Das Universum hat uns hervorgebracht, Jonas. Und jetzt kehren wir zu ihm zurück.“
    Er bewunderte ihren Enthusiasmus, dessen Ursprünglichkeit, auch wenn er ihn nicht teilte. Vor allen Dingen war er Realist, und alles, was sie bislang, allen Hoffnungen zum Trotz, gefunden hatten, war etwas Eis unter den Polkappen mitsamt ein paar Bakterien und eine Menge eisenhaltigen Sand, vor allem das: roter Sand.
    „Ich bin Geologe“, sagte er. „Fachartikel über Zeolithe zu schreiben und ab und zu im Yosemite oder in den Appalachen herumklettern ist eine Sache, das hier etwas völlig anderes. Eben außerirdisch.“ Er zuckte angedeutet die Schultern und grinste. „Wenn auch nur Eisenoxid.“
    „In Wahrheit ist es viel mehr als das. Denken Sie an das Eis. An das Wasser.“
    „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin genauso überwältigt wie Sie. Aber wir könnten auch einfach falsch liegen, ich meine, mit diesem Außerirdischen-Ding. Ich glaube nicht, daß wir auf etwas in diese Richtung stoßen werden. Mal abgesehen von Bakterien und Einzellern im Eis.“
    In der Folge nickte Anna zögerlich ihre Zustimmung, aber entgegnete nichts, also schwiegen sie eine Zeit lang einvernehmlich, jeder seinen inneren Symphonien lauschend.
    Anna sagte: „Wissen Sie was, ich glaube, daß wir nur aus einem einzigen Grund aus den Meeren gestiegen sind.“
    „Der da lautet?“
    „Um die Sterne zu sehen, Jonas. Um dem Ursprung nachzuforschen.“
    Er sagte nichts, aber ließ es sich durch den Kopf gehen. Annas Worte
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