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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
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sein? Mein Bruder ist doch immer so gewissenhaft und fleißig und korrekt. Er war doch stets ein Vorbild für mich.« So, das reicht an übertriebener Anteilnahme. Ich wende mich dem Milchaufschäumen zu.
    »Aber das ist noch lange nicht alles!«
    »Nein!« Von tiefster Zufriedenheit erfüllt lasse ich den aufgebrühten Cappuccino in eine Tasse laufen.
    »Tanguy hat diese Dame, mit der er eine Affäre hat, geschwängert. Sie hat das Baby vor zwei Wochen bekommen, und wir haben noch nicht einmal etwas davon gewusst.«
    »Grundgütiger!« Kleine Schokoladenflocken fallen auf die Milchhaube des dampfenden Kaffees.
    »Er wird sich von Indira trennen und dieses Flittchen heiraten müssen. Mein Gott, wie soll ich das nur Tante Isolde und Onkel Arno erklären?«
    »Und was Scheidungen heutzutage alles kosten. Geschweige denn ein Kind«, werfe ich unterstützend zwischen zwei Schlucken zuckersüßem Cappuccino ein.
    »Es ist eine Schande. Wie kann Tanguy uns das nur antun? Unser erstes Enkelkind unehelich!«
    Meine Mutter kommt aus dem Seufzen nicht mehr heraus.Es würde mich nicht wundern, wenn sie nach Simbabwe auswandern würde, nur um der Schmach der Verwandten aus dem Weg zu gehen.
    »Das wird eine harte Zeit!«, bestätige ich und fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben, wenn es um meinen Bruder geht, wie von tausend Engeln geküsst.
    Einige Tage später komme ich erschöpft von der Arbeit an meinem Briefkasten vorbei, und wieder blitzt mir ein großer weißer Umschlag entgegen.
    Eine Rechnung. Na und? Habe beschlossen, das Leben in Zukunft mit dem Blick auf meinen inneren Frieden anzugehen. Muss jedoch zugeben, dass meine Gehaltserhöhung erheblich zum inneren Frieden beiträgt! Außerdem ist der Umschlag zu groß und zu dick für eine Rechnung. Ich nehme also fast schon gelangweilt den Brief aus dem Kasten, gehe in die Wohnung und lasse mir ein heißes Bad ein. Als das Wasser in die Wanne läuft, öffne ich den Umschlag. Im nächsten Moment rutscht mir ein Brief und ein kirschrotes Jojo in die Hände.
    Sehr geehrte Frau Schöneberg,
    ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Bewerbung als Partner in meinem Leben. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie die Stelle noch brauchen und Ihre Meinung über mich emendieren, aber ich denke, dass Sie die bestmöglichen Qualifikationen für diesen Job mitbringen. Ich befürchte sogar, dass die Firma ohne Sie vor dem sicheren Ende steht. Ich möchte Ihnen daher eine Festanstellung in aeternum anbieten.
    Kommen Sie bei bestehendem Interesse zur Vertragsabschließung am Donnerstagabend um 18 Uhr ins CaféGlockenspiel. Ich würde mich über eine baldige Zusammenarbeit sehr freuen.
    In Liebe Ihr Ben Bayker
    Wie ist das möglich? Ich habe meinen Bewerbungsbrief doch nie weggeschickt. Das kann doch gar nicht …
    »LUISA!«
    »Was ist denn?« Luisa steht im nächsten Moment in der Tür. »Oh, du hast Post bekommen. Von wem denn?«
    »Du weißt genau von wem. Wie konntest du nur Right diesen Brief von mir schicken!« Ich stemme die Arme in die Taille und blase mir einige Haare aus dem Gesicht.
    »Ja, also, ich habe deinen wunderschönen Brief vor Monaten mal in deiner Vase gefunden, weil Mark mir Blumen geschenkt hat. Und als das alles mit Cathalina und Tanguy herausgekommen ist, da musste ich wieder an den Brief denken. Ich wusste doch, dass du dich nie wieder bei Right melden würdest, und deswegen habe ich ihm den Brief geschickt. So einfach ist das. Und nur in deinem Sinne!«
    »In meinem Sinne?« Empörung und Erregung mischen sich und explodieren in einer umschweifenden Handbewegung, die Luisa in das Badewannenwasser klatschen lässt. Das Wasser schwappt gegen die Badezimmerkacheln, und der Badeschaum fliegt in kleinen, glitzernden Flocken durch die Luft.
    »Hmmm. Das war auch in meinem Sinne!« Luisa wischt sich das Wasser aus dem Gesicht und greift zur Badewannenbrause. Ich bin gezwungen, sie mit Waschlappen und Seifestückchen zu attackieren. Oje, ich rutsche und taumle und …
    Es macht einen Platsch, und ich lande neben Luisa in der Badewanne. Wir lachen und quietschen, bis wirSeifenblasen blubbern und der Badeschaum uns Tränen in die Augen treibt.
    »Und, wirst du hingehen?«
    »Wohin?«
    »Na, zu deinem Bewerbungsgespräch.«
    »Mal sehen.«
    »Also, bei so einem Job würde ich zugreifen!«
    »Weiß du, was ich nicht verstehe? Warum schickt Right mir dieses Jojo?«
    »Hmmm.« Luisa bläst ein paar Schaumflocken durchs Badezimmer und lächelt mich an.
    »Ach Jil, weißt du denn
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