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Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition)
Autoren: A. Schneider
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    Prolog
    Usama
schilderte jedes Detail seiner Reise voller Enthusiasmus. Dann verschwand er in
seinem Labor. Eine Minute später, kam er mit einem Rucksack in der Hand wieder
heraus und lud Rahman zu einer Spritztour mit seinem BMW ein.
    Sie
rasten mit Tempo zweihundert über die nächtliche Autobahn Richtung Bonn. In einer
lang gezogenen Kurve musste Usama vom Gas gehen, um nicht hinausgetragen zu
werden. "Dieses Gefühl habe ich vermisst", sagte er und gab wieder
Vollgas als sie aus der Kurve kamen.
    Rahman
schaute auf die Uhr: "Wohin fahren wir eigentlich? Ich muss um halb sechs
schon wieder im Kiosk sein."
    "Entspann
dich. Du kommst noch früh genug ins Bett", sagte Usama.
    Rahman
atmete auf als er langsamer wurde und blinkte. Sie fuhren vor der Abfahrt
Bornheim auf den Rastplatz "Im Eichkamp". Usama stoppte und stellte den
Motor ab.
    "Was
wollen wir hier?", fragte Rahman.
    "Das
wirst du gleich sehen", sagte Usama, beugte sich hinüber zur
Beifahrerseite, öffnete das Handschuhfach und holte eine Taschenlampe heraus.
Dann griff er nach dem Rucksack, den er auf dem Rücksitz abgelegt hatte, sagte
"komm!" und stieg aus.
    "Da
draußen ist es arschkalt", beschwerte sich Rahman, folgte seinem Freund
aber. Er schaute sich um. Links von ihm waren die Lichtkegel der
vorbeirauschenden Fahrzeuge auf der Autobahn; rechts, ein paar hundert Meter
freies Feld, dahinter die Silhouette eines Waldes. An einem Gebäude auf dem
Gelände brannte ein trübes Licht. Es befand sich kein weiteres Fahrzeug auf dem
Rastplatz. Rahman schlug den Kragen seiner Jacke hoch, schob die Hände tief in
die Taschen und trottete mit eingezogenem Kopf hinter Usama her.
    Sie
stapften über das Feld auf den Wald zu. Der gefrorene Boden knirschte unter
ihren Schuhen und der Atem machte dicke Wolken vor ihren Mündern. Der Mond
schien hell. Rahmans Schatten war fast doppelt so groß wie der von Usama.
    "Müssen
wir noch weit gehen?", fragte Rahman trotzig.
    Usama
deutete auf die schwarze Masse vor ihnen: "Bis dahin."
    Als
sie das Wäldchen erreicht hatten, schaltete Usama die Taschenlampe ein und
leuchtete die Umgebung ab. Der Lichtkegel blieb im Geäst einer abseits
stehenden Eiche hängen. "Das ist genau der Richtige", murmelte er und
ging auf den Baum zu.
    Rahman
trottete hinter ihm her.
    An
der Eiche angekommen, leuchtete Usama den Baum von unten bis oben ab. Das Geäst
begann in etwa zwei Metern Höhe. "Ich muss da rauf", sagte er.
    "Wieso?"
    "Frag
nicht so viel!", sagte Usama genervt. Er schnallte den Rucksack auf seinem
Rücken etwas enger, steckte sich die Taschenlampe in den Mund und gab Rahman
mit einer Geste zu verstehen, dass er Räuberleiter machen soll.
    Rahman
kam der Aufforderung widerwillig nach.
    Usama
trat in die Mulde, die die großen Hände für ihn bildeten und hievte sich
gewandt auf den untersten Ast der Eiche.
    Rahman
sah den tanzenden Lichtkegel und Usamas schemenhafte Gestalt den Baum höher
hinaufklettern. Nach einer Weile flammte ein Feuerzeug auf und eine Schnur
begann zu brennen. Wenige Sekunden später landete zuerst der leere Rucksack und
dann Usama neben Rahman auf dem Boden. "Schnell weg hier!", sagte
Usama und zog seinen Freund mit sich.
    Sie
beobachteten aus sicherer Entfernung, wie die Schnur abbrannte. Dann war ein
Blitz zu sehen und ein Knall zu hören. Die Eiche wurde in eine Wolke aus Rauch
und Staub gehüllt. Das Bersten von Holz war zu hören. Ein gewaltiger Ast
knickte wie ein Streichholz von dem dicken Stamm ab, bahnte sich den Weg in die
Tiefe und fiel samt seinen vielen Zweigen krachend auf den Boden.
Sprengstoffgeruch erfüllte die Luft.

 
 
    Rahman zog
hinüber auf die rechte Spur. Der Starenkasten am Ende der Severinsbrücke fiel
ihm zu spät ein. In dem Moment als er aufs Bremspedal trat, reflektierte die
regennasse Fahrbahn schon den roten Blitz der Kamera. Der nachfolgende Wagen
fuhr fast auf ihn auf.
    Im
Rückspiegel sah Rahman das Aufblenden von zwei Scheinwerfern und das hämische
Grinsen des Fahrers, der es nur ihm zu verdanken hatte, dass er selbst nicht
geblitzt worden war. "Bescheuerter Schweinefresser!", brabbelte
Rahman seine Standardbeleidigung für Deutsche vor sich hin. Dann konzentrierte
er sich wieder auf das Fahrzeug, dem sein Interesse galt.
    Durch
die aufgewirbelte Gischt der vor ihm Fahrenden, sah er, dass der Wagen auf die
linke Spur wechselte. Er durfte den Abstand nicht zu groß werden lassen.
Andererseits wollte er auch nicht zu nah heranfahren, um keinen Verdacht
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