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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
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Guru-Yogatrainerin zu entkommen. Wollte Aromatherapie, Lomi Lomi Nui, Pizzichilli oder Wambo Mambo machen. War aber leider nur noch Cardio Striptease, Darmreinigung und Eigenblutbehandlung frei. Habe abgelehnt. Freu mich jetzt schon wieder auf Bikram-Yoga.
    Ich vermisse Right.
    Musste mir abends Schnulz-TV-Verbot erteilen, um meine labile Seele keinen unnötigen Schwankungen auszusetzen.
    9. Tag
    Guru hat herausbekommen, dass ich mich für neue selbstfindende Maßnahme anmelden wollte. Jetzt ist Guru sauer. Sie meinte, ich hätte keine gefestigte Persönlichkeit und mir fehle noch eine gewisse tiefere Reife und ein Mindestmaß an Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen, um für die unerschöpflichen Einflüsse des Bikram-Yoga auf meine Seele empfänglicher zu sein. Habe natürlich sofort wild protestiert und umgehend meine selbstfindenden Stundenzahlen erhöht!
    10. Tag
    Muss endlich meine Seele dekontaminieren. Da emotionale Selbstfindung und inneres Gleichgewicht noch unauffindbar sind, habe ich beschlossen, zusätzlich zu Schwitz-Yoga noch einen Spinningkurs zu belegen. Könnte aber auch daran liegen, dass mein Spiegelbild immer unerträglicher wird.
    11. Tag
    Habe mich nach Schwitz-Yoga hoch motiviert in mein Juicy-Couture-Outfit geschmissen und bin mit gigantischen Fettbergen vor dem inneren Auge zum Spinningkurs gegangen. Musste aber nach zehn Minuten vor Erschöpfung schon wieder vom Rad steigen. Der Trainer sagte, wir seien gerade erst in der Lockerungsphase, worauf ich erwidert habe, ich habe ganz vergessen, dass ich dringend zu einem Termin für eine Selbstbräunungsbehandlung müsste. Braune Haut macht ja bekanntlich auch schlank.
    Bin beim Spinningkurs fürs Erste absent, da ich nie wieder ein Spinningrad besteigen werde! Nein, ich werde niewieder ein Spinningrad auch nur angucken! Am besten, ich streiche den Begriff aus meinem Wortschatz.
    12. Tag
    Habe mich bei Standwaage veratmet und ernsthafte Zerrung im Beckenboden zugezogen. An inneren Frieden und weitere Bikram-Yoga-Stunden ist heute nicht mehr zu denken. Überlege mir, ob ich Guru verklagen soll.
    Später gehe ich noch zum hoteleigenen Hair-Stylisten. Habe in einer Zeitschrift eine Frisur gefunden, die angeblich fünf Kilo schlanker macht. Na bitte, wer braucht da noch Spinning?
    13. Tag
    Stelle mich dem Tag in der Heldenhaltung aus dem Sonnengruß. Ich schwitze. Ich dehne. Ich atme. Emotionale Selbstfindung scheint jetzt greifbar nahe. Habe mit Guru Frieden geschlossen, nachdem Guru begonnen hat, mich liebevoll mit »Tachinierer« anzusprechen. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine okkulte Yoga-Gottheit, aber ich habe mein Lexikon der Fremdwörter nicht dabei.
    14. Tag
    Rückfahrt. Habe den folienverschweißten Salat nicht einmal angeguckt! Der Fleck auf meinem weißen Leinenkleid ist zwar schon wieder rausgewaschen, aber jetzt geht der Reißverschluss nicht mehr zu. Emotionale Selbstfindung und innerer Frieden bleiben weiterhin verschollen. Muss mich dringlichst wieder den Niederungen der Materie widmen. Ich schlage Gucci vor.
    Auf Wiedersehen Bad Salzdetfurth, und willkommen im Alltag!
    Gelernte Wörter: dekontaminieren = entgiften;
    absent = abwesend;
    Tachinierer = Faulenzer.

36

DAS SCHICKSAL UND SEINE LAUNEN
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Meinen Sie nicht auch, dass mich meine neue Frisur mindestens fünf Kilo leichter aussehen lässt.«
    »Aber sicher.«
    »Sie flunkern!«
    »Wissen Sie, die Wahrheit ist nicht immer gerade therapiefördernd.«
    »Verstehe.«
    Samstag, 20 Uhr, Spice & Rice und vier Freunde, die etwas zu feiern haben: das offiziell erklärte Ende der Suche nach dem großen Glück und die damit zusammenhängende Abiose.
    Sarah, Luisa, Mark und ich sitzen zwischen Bergen von TOM KHA GEI, BAMI GO RENG, PLA PAD PON GARIE und vier Gläsern Champagner.
    »Jetzt sag schon, was ist passiert?« Wir starren Sarah an, die seit einer halben Stunde strahlt wie das Supermodel einer L’ORÉAL-Reklame.
    »Also, gut. Aber ich brauche vorher noch ein Schlückchen Champagner!« Sarah nimmt ihr Glas und verschluckt sich fast vor Freude, worüber auch immer.
    »Ihr wisst doch, dass ich für Viktor immer wieder irgendwelche Sachen einkaufen sollte.«
    »Ja, also besser gesagt für seine Ehefrau!«
    »Und deswegen bin ich wochenlang mit meiner Kündigung in der Tasche herumgelaufen, habe mich aber nie getraut, sie abzugeben.«
    »Richtig!«, sagen wir im Chor und kleben dabei an Sarahs Lippen.
    »Bis gestern! Ich habe
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