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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
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mein Chef mich sucht.
    Ich lache mein Spiegelbild an, ziehe den Lipgloss nach, werfe mir ein nervöses Lächeln zu und nehme mir siegessicher vor, damit Nathan gleich irgendwie zu beeindrucken. Doch als ich die Tür aufschiebe, ist er verschwunden.
    Brauche jetzt dringend ein Gläschen Champagner. Oder ein Fläschchen!
    Anonym bin ich ja schon. Jetzt werde ich Alkoholiker!
    Ich weiß, ich weiß. Alkohol ist auch keine Lösung, aber man vergisst dadurch auf so wundersame Weise das Problem. Wer geht schon auf Partys, um Männer kennen zu lernen?
    »Ach Süße, es bringt doch nichts auszugehen, um krampfhaft nach dem Richtigen zu suchen!«, belehren einen immer wieder die VERGEBENEN!!! Freundinnen.
    Luisa meinte zu mir, nachdem wir an einem einsamen Sonntagabend Harry und Sally gesehen hatten und ich zutiefst befürchtete, dass ich wahrscheinlich auch nur noch vorgetäuschte ekstatische Erlebnisse in Fastfoodketten haben würde: »Du triffst deinen Traummann wahrscheinlich mal montagmorgens um zehn Uhr in der Schlange vorm Bäcker.«
    Seitdem stehe ich montagmorgens um zehn Uhr in der Schlange vorm Bäcker.
    Nach dem dritten Glas Champagner habe ich mich in die Männergruppe eingefunden, die mir vorhin so nett den Weg zur Toilette gewiesen hat. Meine Ohren folgen langweiligen Gesprächen über Anwaltsgeplänkel und Männerprobleme der Marke: Warum gibt es keine scharfen Alufelgen für meine Winterreifen? Mein Blick wandert über Männerwangen, die vergeblich auf den ersten dichten Bartwuchs warten, über Hemden mit akkuraten Bügelfalten und über goldene Ringe an diversen Händen. Im Augenwinkel erspähe ich Luisa und Rebecca, die sich zärtlich küssen, und frage mich, ob ich das vielleicht doch auch mal ausprobieren sollte. Immerhin würde das die Chancen, den Partner fürs Leben zu finden, auf einen Schlag verdoppeln. Andererseits sollte man solche Entscheidungen nicht vorschnell übers Knie brechen. Ich trinke lieber noch einen Schluck Champagner.
    Während ich gedankenverloren über mein Champagnerglas hinweg dem einen oder anderen in seinem Monolog zunicke, entdecke ich keine zehn Meter von mir entfernt einen Mann, der gedankenverloren über sein Champagnerglas hinweg der einen oder anderen in ihrem Monolog zunickt. Ich muss lächeln, als ich ihn dabei beobachte, wie er hilflos seine Brauen in die Höhe zieht und sichtlich bemüht ist, den umschweifenden Gesten und dem rasenden Redetempo der rothaarigen Frau vor sich zu folgen. Höflich nickt er ihr zu und nimmt einen Schluck Champagner, als unsere Blicke sich treffen.
    Einskommadreisiebenfünf Sekunden darf ein Blick dauern, um ihn als flüchtig einzustufen. Die Zeit ist leider überschritten. Weit überschritten. Aber ich kann meinen Blick nicht von ihm lösen. Auf einmal lächelt er mich sanft an und kommt auf mich zu. Was für ein … HILFE! Er kommt auf mich zu!
    Er. Kommt. Auf. Mich. Zu.
    »Hi.«
    Mein Gott. Er spricht zu mir. Sag was, Jil. Irgendetwas, was dir einfällt. Es muss ja nicht wahnsinnig geistreich sein, aber signalisiere diesem Mann doch einfach, dass du mit ihm reden willst.
    »Hi.« Puh. Das wäre geschafft.
    »Ich bin Ben.«
    Ben. Ben. Ben. Was für ein unglaublicher Ben, äh, Mann. Du musst ihm antworten, Jil! Nicht anstarren. Antworten.
    »Ich heiße …« Ich heiße, ich heiße, Gott, wie heiße ich noch mal?
    »Jil. Da bist du ja.« Aus dem Nichts steht Nathan vor mir und zieht mich sanft zu sich heran. Ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Hals und seine Lippen, wie sie zart meine Haut streifen. Leise flüstert er mir ins Ohr:
    »Kommst du mit mir in die Theatinerstraße? Da habe ich mein Penthouse.«
    Gelernte Wörter: Sudation = Schweißabsonderung;
    gravitieren = sich zu etwas hingezogen fühlen;
    suszipierend = Reize aufnehmend.

4

NUR EIN SCHERZ!
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Wenn Luxus eine Frau anspricht, ist sie dann zwangsläufig oberflächlich?«
    »Also, wenn es so wäre, müsste es nur oberflächliche Frauen geben. Luxus ist eine süße Droge, die meist von denen verurteilt wird, die nicht in ihren Besitz kommen.«
    »Sie sind ein wahnsinnig guter Therapeut!«
    »Wissen Sie, selbst Marcel Reich-Ranicki hat einmal gesagt: Es heult sich besser in einem Taxi als in der Straßenbahn.«
    »Verstehe.«
    Ich kann es nicht glauben! Ich sitze in einem Porsche Turbo und bin auf dem Weg in Nathans PENTHOUSE. Mitten in der Stadt in der Theatinerstraße. Ich war geradezu machtlos. Noch ehe ich Ben antworten
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