Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
Vom Netzwerk:
Luxusdachterrasse, die einem der attraktivsten Junggesellen Münchens gehört, der mich, Jil Schöneberg, atemberaubend findet, und suche nach meiner türkisfarbenen Unterwäsche, um ihm von einer Chlorallergie zu erzählen. An dieser Sache mit dem guten Eindruck sollte ich wirklich noch arbeiten.
    Noch dreißig Sekunden.
    Allerhöchstens.
    Stecke höchst infaust mit einem Fuß in gefundener Unterhose, als ich Schritte auf der Treppe höre.
    Meine Pulsstärke ist mittlerweile außerhalb des messbaren Bereiches!
    So ein Mist! Ich hüpfe auf einem Bein rüber zum Pool, während ich den Slip vom anderen streife und zu Boden fallen lasse. Ich hebe ihn aber noch schnell vom Beckenrand auf und versuche, ihn so weit wie möglich fortzuschleudern. Im nächsten Moment mache ich den zweiten Strecksprung für heute.
    Diesmal aber ins EISKALTE Nass.
    Noch drei, zwei, eins.
    Ich lehne möglichst sexy am Beckenrand und versuche, meinen Körper den Schüttelfrostanfällen trotzend ruhig zu halten.
    Klappt leider nur bedingt.
    Nathan steht vor mir. Mit Augen so groß wie der Erdbeerteller in seiner Hand starrt er mich an.
    »Was – was um Gottes willen machst du da, Jil?«
    Berechtigte Frage. Hätte ich mir auch stellen sollen.
    »Das mit dem Champagner im Pool war doch nur ein Scherz.«
    Nur ein Scherz?
    »Das Wasser hat keine zehn Grad. Einen Pool das ganze Jahr über zu beheizen ist wirklich reine Geldverschwendung. Frierst du denn nicht?«
    »Wwawawawasasasass, iiiiiiiiiiiiiichhhhh, nnnneieieieieinnn, wiwiwiwiesssoso?«
    Ich bringe nicht mehr heraus, da mir die Kälte den Atem abschnürt und mein Puls beim Sprung in den Pool anscheinend eine Vollbremsung gemacht hat.
    Nathan kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als er mich so betrachtet. Vor ihm sitzt ein zitterndes Frotteehandtuch mit blauen Zehen an einem Ende und gefrorenen Haarspitzen am anderen.
    Ich versuche zurückzulächeln, aber das eigenwillige Geklapper meines Kiefers hindert mich daran. Wortlos blickt Nathan mir in die Augen, und ich merke, wie meine Körpertemperatur wieder steigt. Das Handtuch rutscht mir herunter, aber ich bin unfähig, etwas dagegen zu tun. Nathan greift danach und legt es mir behutsam um die Schultern. Unsere Hände berühren sich. Unsere Blicke treffen sich. Wir schweigen und sagen dem anderen mehr, als er wissen sollte. Ich spüre, wie meine Lippen beben und mein Körper zu kribbeln beginnt. Nathan beugt sich langsam zu mir herunter, streicht mir meine nassen Haare aus dem Gesicht und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Na komm, Süße. Ich bringe dich ins Warme.«
    Mit diesen Worten trägt er mich ins Schlafzimmer, und ich fühle mich wie eine frierende, aber überglückliche frisch Vermählte in meinem weißen Frotteehandtuch.
    Drei Uhr nachts. Die Wohnung ist dunkel. Der Champagner ist leer.
    Ich schleiche die Bettdecke hinter mir herschleifend ins Wohnzimmer.
    Da steht er. In voller Größe. Doppelt so breit wie hoch, aber dafür schön flach. Ich muss ihn anmachen.
    Aber wo ist die Fernbedienung?
    Sofaritzen, Zeitungsstapel oder unordentliche Couchtischablagerungen kommen in dieser Wohnung als Fundorte eher nicht infrage.
    Ups, da ist sie. Hab mich doch tatsächlich draufgesetzt. Ich knipse den Fernseher an und lehne mich auf der Couch zurück. Der Bildschirm erwacht zum Leben, und mir lacht ein elektronischer Ulrich Wickert entgegen.
    »Guten Tag bei Future Home Entertainment . Mein Name ist Bob, und ich führe Sie durch Ihr Lieblingsprogramm.«
    Ich bin entzückt. Ich finde nie das richtige TV-Programm, obwohl ich sechs Fernsehzeitschriften abonniert habe. Zugegeben, das sind womöglich zu viele, aber ich brauchte Prämie Nummer vier: den hygienischen Handstaubsauger, und Prämie Nummer zwölf: die multifunktionale Mikrowelle. Und die pflegeleichte Fritteuse, den praktischen Aluminium-Pasta-Topf, die zerstreute Salz- und Pfeffermühle und das einladende Kaffee- und Tafelgeschirr auch.
    Bob fragt mich, welchen Sender ich sehen möchte, und zieht seine geblümte Krawatte zurecht.
    »Phu, ich glaube, ich möchte RTL sehen.«
    Der elektronische Herr zieht seine linke Augenbraue hoch.
    »Bitte sprechen Sie laut und deutlich.«
    »Ich möchte RTL sehen.«
    »Ich habe Sie nicht verstanden! Bitte wiederholen Sie Ihren Programmwunsch!«, sagt Bob und zieht seine geblümte Krawatte zurecht.
    »Ich wähle den Sender RTL«, knurre ich.
    »Bitte sprechen Sie akzentfrei.«
    Jetzt ziehe ICH meine linke Augenbraue
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher