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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
Autoren: Alfred Bekker
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welch tragische Weise Commander Reilly ums Leben gekommen war. Er hatte offenbar persönlich die Reparaturarbeiten und Neujustierungen an den Sandström-Aggregaten überwacht. Dabei war es zu einer kleineren Explosion gekommen, bei der Reilly ums Leben gekommen war.
    Ein Unfall, dem ich letztlich wohl meinen Karrieresprung verdanke, ging es Rena Sunfrost durch den Kopf.
    »Na, dann warte ich einfach ab, bis man mich endlich einweiht«, antwortete sie ihrem Ersten Offizier.
    Plötzlich hatte Rena Sunfrost das Gefühl, angestarrt zu werde.
    Sie wandte sich zur Seite und bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, dass Admiral Raimondo sie beobachtete. Fabri und Jackson standen in seiner Nähe…

    *

    Später führte Raphael Wong den neuen Captain zu ihrer Kabine.
    Der Platz an Bord eines Leichten Kreuzers war begrenzt. Die Kabinen des Captains und der Offiziere waren exakt sechzehn Quadratmeter groß. Unteroffiziere bewohnten derartige Räume zu zweit, Mannschaften zu viert.
    Es befand sich ein Relief in der Wand, das die Form eines Wikinger-Schiffs aus der irdischen Prä-Weltraum-Ära hatte.
    Unwillkürlich hob Rena die Hand, um damit über die metallische Innenverkleidung der Wand zu fahren und den Linien und Erhebungen des etwa ein Meter langen Reliefs nachzuspüren.
    Nach zwei Sekunden zuckte sie förmlich zurück.
    Zum ersten Mal bemerkte sie, wie sich Wongs Gesicht etwas entspannte. Ein leicht amüsierter Zug spielte um seine Mundwinkel.
    Ich habe in seiner Gegenwart die Kontrolle verloren, dachte Rena. Wenn auch nur für wenige Sekunden – es war kaum zu übersehen.
    »Sie brauchen sich nicht zu genieren, Ma'am«, versicherte er. »Erstens zwingt einen dieses Relief quasi dazu, die Wand zu berühren, und zweitens ist es jetzt Ihre Kabine.«
    Rena hatte ihre Fassung wieder gewonnen. »Stammt das von meinem Vorgänger?«
    »Ja, Ma'am. Er hatte eine offizielle Erlaubnis der Admiralität zur Anbringung dieses etwas exzentrischen Wandschmucks. Die Entfernung ist technisch gesehen etwas aufwändig, und ich bin zugegebenermaßen bislang nicht dazu gekommen, das zu veranlassen, da ich hier in letzter Zeit alle Hände voll zu tun haben.«
    »Lassen Sie es einstweilen da.«
    »Wie Sie wünschen, Ma'am.« Wong nickte bestätigend.
    »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    »Im Moment nicht, I.O.«
    »Dann möchte ich mich jetzt gerne zurückziehen, Captain. Ich habe noch zu tun.«
    »Tun Sie das.«

    *

    Während der nächsten Wachperiode durchstreifte Rena auf eigene Faust das Schiff. Sie hatte keine Lust, sich dabei von dem zwar äußerst korrekten, aber nichtsdestotrotz ausgesprochen distanzierten Ersten Offizier begleiten zu lassen.
    Außerdem hatten alle an Bord im Moment offenbar ihre Aufgaben.
    Allein der neue Captain schien dabei eine Ausnahme zu sein.
    Auf der Brücke traf sie David Kronstein, den Offizier für Ortung und Kommunikation. Er war gerade damit beschäftigt, das interne Datennetz des Schiffs neu zu konfigurieren.
    Als er Commander Sunfrost bemerkte, erhob er sich und nahm Haltung an.
    »Machen Sie weiter, Lieutenant Kronstein«, forderte sie ihn auf.
    »Ja, Ma'am.«
    Wieder begegnete sie dem wachen Blick seiner dunklen Augen.
    Hättest du diesen Mann nicht unter anderen Umständen treffen können?, ging es ihr dabei durch den Kopf.
    Aber wahrscheinlich war das ein Grund dafür, dass sie nach ihrer Trennung von Tony Morton eine so lange Zeit des Single-Daseins hinter sich hatte. Als Offizier der Raumflotte war es einfach ziemlich schwierig, jemanden kennen zu lernen, der nicht derselben Befehlshierarchie angehörte wie man selbst. Und je höher man im Rang emporstieg, desto schwerwiegender wurde dieses Problem.
    Immerhin haben wir noch kein offizielles Zölibat im Space Army Corps, wie es die Ordensritter des Mittelalters kannten!, ging es ihr durch den Kopf. Ein ironischer Seitenhieb schwirrte ihr noch durch die Gedanken: Damals wussten diejenigen, die einem Ritterorden beitraten zumindest, was für Opfer in dieser Hinsicht von ihnen erwartet wurden. Den Absolventen der Space Army Corps-Akademie sagt das kein Mensch…
    Rena spürte ein deutliches Unbehagen in ihrer Magengegend. Unbewusst berührte sie die Verdickung an ihrer Uniform, wo sich das Projektil von Dambanor II hervorhob.
    Bedenke, dass du sterblich bist und nur ein Leben hast, Rena, durchzuckte es sie. Und dass sich die Zahl der Männer, die dich vom ersten Augenblick an derart stark beeindruckt haben, an einer halben Hand abzählen
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