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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
Autoren: Alfred Bekker
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Kirschen essen.«
    Eisbiest – das war bereits Renas Spitzname an der Akademie gewesen, und er bezog sich natürlich auf ihren Nachnamen – Sunfrost…
    Was lag da näher als ein paar Wortspiele, in denen Eis und Kälte eine Rolle spielten.
    Sunfrost bog um die Korridorecke und erblickte ihren Ersten Offizier. Neben ihm stand eine mollige, von der Figur her sehr weiblich wirkende Frau, die Sunfrost bereits als einer der Offiziere ihres Schiffs vorgestellt worden war: Lieutenant Catherine White, die Chefingenieurin der STERNENKRIEGER.
    Rena näherte sich den beiden.
    »Ich weiß, dass man mich hinter meinem Rücken als Eisbiest bezeichnet, Lieutenant White«, eröffnete Sunfrost. »Dieser Name hat mich während meiner gesamten Space Army Corps-Karriere begleitet und wird es wahrscheinlich so lange tun, wie ich nun einmal meinen Namen trage. Ich bitte Sie nur um einen Gefallen.«
    »Ma'am, ich…«
    »Benutzen Sie diesen Namen niemals wieder in meiner Gegenwart. Haben wir uns verstanden, Lieutenant White?«
    »Ja, Ma'am«, sagte die Ingenieurin kleinlaut.
    »Und jetzt lassen Sie mich bitte mit Lieutenant Commander Wong unter vier Augen reden.«
    Catherine White atmete tief durch. Ihr Gesicht war hochrot angelaufen. Sie konnte es gar nicht erwarten, den Ort ihrer Blamage schnellstmöglich zu verlassen.
    »I.O., ich weiß, dass Sie berechtigte Ambitionen hatten, selbst das Kommando auf der STERNENKRIEGER zu übernehmen«, begann Rena. »Die Qualifikation dafür hätten Sie in jedem Fall. Es ist Ihr Pech, dass man in diesem Fall die Erfahrung dem Genie vorgezogen hat. Tut mir Leid für Sie, aber ich kann es nicht ändern! Was ich Ihnen voraus habe, sind drei Dienstjahre und der Rang des Commanders. In drei Jahren kann viel geschehen. Wenn Sie so alt sind wie ich jetzt, werden Sie wahrscheinlich auf der Erfolgsleiter an mir vorbeigezogen sein, so mustergültig wie Ihre bisherige Bilanz ist! Aber solange das noch nicht der Fall ist und Sie meinem Kommando unterstehen, erwarte ich Loyalität.«
    »Das ist selbstverständlich, Ma'am«, erwiderte Wong. Eine tiefe Furche war mitten auf seiner Stirn entstanden.
    Entweder ich habe genau ins Schwarze getroffen oder liege so vollkommen daneben, dass er gerade meinen Verstand anzweifelt, dachte Sunfrost.
    Aber da sie sich auf ihren Instinkt für Zwischenmenschliches im Allgemeinen gut verlassen konnte, zog sie die zweite Möglichkeit gar nicht ernsthaft in Betracht.
    Er weiß genau, wovon ich spreche, dachte Sunfrost. Und ich werde ihm nicht gestatten, sich irgendwie herauszureden. Die Fronten müssen jetzt ein für alle Mal geklärt werden.
    »Wenn Sie eine Entscheidung treffen, die eine Verzögerung bei der Rekonfiguration des Kommunikationssystems um 48 Stunden bedeutet«, kam Rena auf den Punkt, »dann erwarte ich, dass ich darüber zumindest informiert werde und Sie nicht einfach tun, was Ihnen gefällt!«
    »Es war nicht meine Absicht, Ihre Autorität in Frage zu stellen, Captain.«
    »Gut, das zu wissen. Denn ansonsten hätten wir ein Problem.« Rena atmete tief durch.
    Ihren Start an Bord der STERNENKRIEGER hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Irgendwie schien ihr Kommandoantritt unter keinem guten Stern zu stehen. Aber sie sah keinerlei Grund dafür, sich selbst Vorwürfe zu machen. Für die Rahmenbedingungen war sie schließlich nicht
    verantwortlich – und schon gar nicht dafür, dass einem Mustersoldaten, der die Rangstufenleiter bisher auf der Überholspur genommen hatte, zugemutet wurde, mal eine Stufe im Normaltempo zu nehmen.
    Ihr Mitleid hielt sich in diesem Punkt in sehr engen Grenzen.
    Einige Augenblicke des Schweigens folgten. Die kühle, distanzierte Art, mit der ihr Erster Offizier sie musterte, ließ Sunfrost innerlich kochen. Aber sie gab sich alle Mühe, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Sie musste die Kontrolle behalten – und zwar zunächst und zuallererst über sich selbst.
    Nur wer sich selbst beherrscht, vermag, über andere zu herrschen, drang ihr ein Zitat des chinesischen Philosophen Li Tang in die Erinnerung. Eine Weisheit, die sie sich zu Herzen genommen hatte.
    Sie sah Wong direkt in die Augen.
    »Was wollen Sie mit einem Winston-Feld an Bord der STERNENKRIEGER?«, fragte Rena Sunfrost geradeheraus.
    Winston-Felder dienten der Sicherung kleinster organischer Partikel und fand üblicherweise bei archäologischen Grabungen und der Aufklärung von Straftaten Anwendung.
    Raphael Wong verschränkte die Arme.
    Er machte ein paar
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