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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
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nickte lächelnd – Gott sei Dank gab es Kinderfilme! »Musst du irgendwann auch sterben, Daddy?«
    Patrick umarmte seinen Sohn, dann sah er ihm offen in die Augen. »Eines Tages sterbe ich auch, mein Junge. Aber bis dahin bin ich für dich da, und Onkel David und Onkel Hal und Onkel Chris sind es auch. Aber weißt du, was passiert, wenn man stirbt, Bradley? Dann ist die Seele bereit für eine große Reise. Mamis Seele geht in einen anderen Körper über. Wir wissen nicht, wie und wo und wann, aber das tut sie.«
    »Cool«, sagte Bradley. »Sie ist tot, aber sie ist nicht wirklich tot.« Er sah zu dem blaugrauen Himmel auf, kniff die Augen zusammen und suchte ihn ab, bis sie wehtaten. »Ist sie dann im Himmel?«
    »Die Seele kann auch in den Himmel kommen. Es gibt viele Welten, die sie sehen, und viele Dinge, die sie tun kann. Aber weißt du, was wir tun müssen, bevor die Seele ihre große Reise beginnen kann?«
    »Was?«
    »Wir müssen Mamis Seele sagen, dass es in Ordnung ist wegzugehen«, sagte Patrick. »Mami will dich und mich nicht verlassen, weißt du. Sie würde lieber bleiben. Sie weiß, wie traurig du bist, und das bedrückt sie.«
    »Dann kann sie also hier bei mir bleiben?«
    »Ja, das kann sie, wenn du’s wirklich willst«, antwortete Patrick vorsichtig.
    »Aber denk daran: Mamis Seele kann auch in einen anderen Körper übergehen. Sobald sie darin ist, erwachen die Dinge, die wir an Mami geliebt haben, und die Magie, die ihre Seele ausgemacht hat, zu neuem Leben.«
    »Dann ... dann wartet also jemand anders darauf, Mami zu lieben?«
    »Genau, mein Junge.« Patrick dankte Gott dafür, dass sein Sohn clever und unabhängig genug war, um selbstständig zu denken – das machte diese Tortur überhaupt erst erträglich.
    »Aber ich will trotzdem nicht, dass Mami weggeht.«
    »Du weißt, dass Mami nie weit von uns entfernt sein wird – wir brauchen nur an sie zu denken, dann kehrt ihre Seele zurück«, sagte Patrick.
    »Und wenn du schläfst, wird Mami dich manchmal im Traum besuchen. Oder wenn du mal irgendein Problem hast, ist Mami vielleicht plötzlich bei dir. Aber wir können uns die Magie in Mamis Seele mit dem Rest der Welt teilen. Auf diese Weise können vielleicht auch andere kleine Jungen und Mädchen an Mamis Seele teilhaben und sie ebenso lieben wie wir.«
    »Aber wie können wir das, wenn sie ... tot ist?«
    »Wir müssen ihr sagen, dass es in Ordnung ist, ihre große Reise anzutreten, um diese anderen Leute zu finden, die sie brauchen«, antwortete Patrick. »Denk daran: Ihre Seele wird niemals sterben, aber wir müssen ihr Lebewohl sagen. Also, was meinst du? Ist das in Ordnung?«
    »Ich ... ich denke schon.« Bradley starrte die Urne mit sichtlichem Unbehagen an.
    »Was machen wir jetzt?«
    Patrick nickte David Luger zu, der den Motor im Leerlauf weiterlaufen ließ. Er führte seinen Sohn zu der am Heck eingebauten Badeplattform, und sie knieten an ihrem äußersten Rand nieder. Patrick schraubte den Urnendeckel auf. Bradley konnte erst nicht hinsehen, aber schließlich siegte doch seine Neugier. Er warf einen Blick in die Urne, und seine Augen weiteten sich vor Angst. Die Tränen flossen wieder, und seine Unterlippe zitterte.
    »Bradley, hör mir zu«, sagte Patrick, während er seinen Sohn fest an sich gedrückt hielt. »Was wir tun müssen, ist eine ziemlich erwachsene Sache. Die meisten kleinen Jungen könnten das nicht. Ich bin ein erwachsener Mann, aber auch für mich ist das schwer.«
    Bradley sah zu seinem Vater auf, weil er neugierig war, wie sein Vater aussah, wenn er Angst hatte, und stellte erleichtert fest, dass er nicht viel anders aussah als sonst – nur sehr traurig. »Du musst mir dabei helfen, mein Junge. Ich schaff’s nicht allein. Du musst sagen, dass es in Ordnung ist, und mir helfen. Bitte.«
    Zu Patricks Verblüffung nahm Bradley ihm die Urne aus den Händen. Er schien sie einfach ins Wasser ausleeren zu wollen, aber dann richtete er sich leicht auf und drehte sich nach David Luger um. »Onkel David?«
    »Yeah, Brad?«
    »Fahr schnell«, sagte der Kleine. »Richtig schnell!« Er wandte sich an seinen Vater. »Mami war gern schnell unterwegs, nicht wahr? Sie ist gern geflogen.«
    »Ja, das stimmt, mein Großer«, bestätigte Patrick unter Tränen lächelnd. Womit habe ich nur das Glück verdient, einen Sohn wie ihn zu haben?, dachte er.
    »Das ist sie.« Er beugte sich nach vorn, küsste die Urne und sagte leise: »Auf Wiedersehen, Sweetheart. Ich liebe dich. Ich
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