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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
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bis nach Tripolis sehen konnte.
    Der seit dem Vorabend geschlossene Tripolis International Airport lag etwas weiter westlich, aber die Hauptstadt und sogar das Mittelmeer waren deutlich zu erkennen. Ein herrlicher, wahrhaft Ehrfurcht gebietender Anblick. Senussi wollte seinen Helm wieder aufsetzen, aber dann überlegte er sich die Sache anders, wickelte den Turban vom Helm ab und wand ihn sich allein um den Kopf. Seine Zeit als Krieger war vorüber.
    Aber ein anderer Anblick war noch herrlicher als der Sonnenaufgang über Al-Khums im Osten oder der Anblick der alten Stadt Tripolis am Mittelmeer – der Anblick von tausenden von Autos, Lastwagen, Motorrädern und Bussen, die auf der nach Süden aus der Stadt führenden Fernstraße in endlosem Strom nach Sidi Salih brausten. Anfangs fürchtete Senussi, dort kämen die Republikanischen Garden, aber wenig später erkannte er, dass keines der Fahrzeuge die Fahne der Sozialistischen Libyschen Arabischen Volksjamahiriya oder Zuwayys hochstaplerische Königsflagge führte; stattdessen flatterten von allen die alten Königsflaggen mit dem Wappen seiner Familie. Diese Fahnen waren seit der Revolution verboten gewesen.
    Muhammad as-Senussi stieg in seinen Geländewagen und nahm wie gewohnt auf dem Rücksitz seinen Platz als Schütze ein. Aber dann nahm er das schwere 23-mm-MG von der Lafette und warf es in hohem Bogen aus dem Wagen. Sein Fahrer brachte ihn zu seinem Volk hinüber, damit es ihn willkommen heißen konnte: in seiner Hauptstadt, seinem Land ... in seiner wahren Heimat.

EPILOG
Vor der kalifornischen Küste bei San Diego Einige Tage später
    Sogar der kleine Bradley erkannte, dass dies nicht einfach ein weiterer Bootsausflug mit seinen »Onkeln« Hal, Chris und Dave war. Sie hatten kein Angelzeug, keine Taucherausrüstung dabei – nur eine seltsame Urne aus Aluminium.
    »Mami ist wirklich tot, Daddy?«, fragte Bradley.
    »Ja, mein Junge«, antwortete Patrick.
    Der Kleine berührte die Urne. »Ist sie da drin?« Patrick hatte einen Kloß im Hals und konnte nicht antworten. »Da ist Mamis Asche drin, nicht wahr?« Patrick starrte das Bootsdeck an – was zum Teufel sollte man darauf antworten? »Aus Krieg der Sterne weiß ich noch, dass sie Qui-Gon Jinn, als Darth Vader ihn umgebracht hatte, in ein Feuer gelegt und für ihn gebetet haben. Haben wir das mit Mami auch gemacht?«
    Jetzt ließen die Tränen sich nicht mehr zurückhalten, obwohl Patrick sich alle Mühe gab, stark zu bleiben. Er starrte seinen Sohn halb tränenblind an. »Ist ... das in Ordnung, mein Junge?«
    »Ich ... denke schon.« Bradley begann ebenfalls zu weinen, und diese Laute zerschnitten Patrick das Herz.
    »Mami ... Mami war genau wie Qui-Gon Jinn«, sagte Patrick. »Sie war eine Kriegerin. Sie war sanft und hat uns sehr geliebt, und sie war klug und hat wunderbare Dinge erfunden, aber als die Bösen angegriffen haben, hat sie gekämpft wie ein JediRitter.«
    »Ja, das hat sie getan«, bestätigte Chris Wohl. »Sie war tapfer wie ein Jedi-Ritter. Sogar tapfer wie ein US-Marineinfanterist.«
    Bradley lächelte unter Tränen, dann betrachtete er die Urne. »Die dürfen wir also behalten?«
    Patrick tippte ihm auf die Brust, an die Stirn. »Mami ist hier, in deinem Herzen, und sie ist hier, in deinem Gedächtnis. Und dort bleibt sie immer und ewig. Sie ist nicht hier drin.« »Warum haben wir dann Mamis Asche darin?«
    Patrick hatte über diesen Augenblick nachgedacht, seit er Libyen verlassen hatte; er hatte sich gefragt, wie er seinem kleinen Sohn den Tod erklären sollte. Er wusste nur, dass er nicht versuchen durfte, in seine Erklärung zu viel hineinzupacken. Bradley war noch jung; später würde er einmal alles verstehen.
    »Brad, ich habe dir von der Seele erzählt, erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte Bradley stolz. »Die Seele ist das winzige bisschen Magie, das einen Menschen ausmacht.«
    »Genau. Und was habe ich dir noch von der Seele erzählt?« Bradley wirkte leicht verwirrt. »Kann die Seele jemals sterben?«
    »Du hast gesagt, dass sie’s nicht kann.«
    »Richtig. Die Seele kann niemals sterben. Alles, was wir an Mami geliebt haben, war in ihrer Seele, und die kann niemals sterben. Stimmt’s?« Der kleine Junge nickte. »Aber unser Körper kann sterben. Er kann verletzt werden, nutzt sich ab, wird alt. Ärzte können ihn heilen, aber irgendwann stirbt er trotzdem. Wie Bäume und Blumen und alle Lebewesen kann er nicht ewig leben.«
    »Wie Mufasa in König der Tiere?« Patrick
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